Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Einer der wertvollsten Naturschätze Bayerns

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Moore und Wälder der Endmoräne zwischen Starnberger See und Gauting gelten als besonders schützenswert

Von Ute Pröttel, Starnberg

Das Schneidried macht das Leutstettener Moos so besonders: Die Sumpfpflanze wird bis zu zwei Meter hoch, ihre Blätter sind am Rand scharf gezähnt. Im Gebiet der Starnberger Endmoräne findet sich eines der größten zusammenhängenden Vorkommen in ganz Bayern. In der hier vorhandenen Ausprägung sind Schneidriedsümpfe jedoch nur noch selten zu finden und sind daher ein höchst schützenswertes Gut.

Gleichwohl ist das Schneidried nur eine unter vielen Pflanzen, die das Gebiet entlang der Würm zwischen Starnberger See und Gauting zu einem der wertvollsten Naturschätze in Bayern, ja in ganz Europa machen und daher im Fokus von "Natura 2000" steht: Das europäische Biotopverbundnetz hat sich Erhalt und nachhaltige Nutzung besonders schützenswerter Lebensräumen auf die Fahnen geschrieben.

Drei Teilgebiete der Starnberger Endmoräne werden im kommenden Jahr unter den besonderen Schutz von "Natura 2000" gestellt. Seit 2013 läuft die detaillierte Erfassung von Fauna, Flora und Habitaten. In einem Managementplan werden Maßnahmen festgeschrieben, die sicherstellen, dass die Schutzgebiete auch in Zukunft in ihrer biologischen Vielfalt erhalten bleiben. Das Gebiet umfasst rund 580 Hektar, auf denen verschiedene Moore, Streuwiesen und Hochstaudenflure eng vernetzt sind mit malerischen Moor- und Auenwäldern. Kammmolch und Biber finden hier ihren Lebensraum; auch die Petersbrunner Quellen spielen hinein in den komplexen Wasserhaushalt. Der hohe Waldanteil ist geprägt von laubbaumreichen Beständen, es dominiert der Waldmeister-Buchenwald.

Gut 120 Hektar der Fläche befinden sich im Besitz privater Waldeigentümer. Sie müssen sich derzeit so fühlen, als wenn ihr Haus demnächst unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Einerseits ist es zwar eine besondere Auszeichnung, andererseits sind mit dem Prädikat "Natura 2000" zukünftig durchaus Einschränkungen in der Nutzung verbunden.

Bei einem runden Tisch im Landratsamt Starnberg am Dienstag Abend suchten Mitarbeiter der Höheren und der Unteren Naturschutzbehörde sowie des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) das Gespräch mit den Besitzern und Bewirtschaftern von Wälder und Wiesen vor Ort. Martin Bachmann vom AELF stellte klar, dass die im Managementplan vorgeschlagenen Maßnahmen wie Wiedervernässung oder Erhöhung des Anteils von Altholz für die privaten Eigentümer lediglich Hinweischarakter haben. Für öffentliche Bewirtschafter wie die Bayerischen Staatsforste sind sie dagegen verbindlich. Sollte ein Besitzer sich dafür entscheiden, seinen Bestand zwölf Jahre lang nicht zu nutzen, wird dies auch finanziell gefördert.

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Quelle:
SZ vom 01.10.2015
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