Starnberg:Ein Konzept gegen den Kollaps

Die Würmtalgemeinden suchen gemeinsam mit ihren Nachbarn nach Wegen, um den Verkehr in den Griff zu bekommen

Rainer Rutz

Würmtal - Erstmals seit fast 30 Jahren unternehmen die Gemeinden im Würmtal und im Landkreis Starnberg zusammen mit ihren Nachbarn in Germering und München einen neuen Versuch, ihre Verkehrsprobleme gemeinsam in den Griff zu bekommen. Bei einem Runden Tisch mit insgesamt 27 Teilnehmern aus dem Münchner Südwesten war man sich im Grundsatz einig, dass eine neue Gesamtanalyse notwendig ist.

Starnberg Wintereinbruch

Stau in Starnberg: Gemeinden wollen nun über Landkreisgrenzen hinweg nach Lösungen suchen. Foto:  Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Der Vorschlag zu dem Treffen der Kommunalpolitiker und Fachleute ging von der Planegger Bürgermeisterin Annemarie Detsch aus, die damit einen Gemeinderatsbeschluss von Ende 2009 umsetzte. Damals hatte sich der Planegger Gemeinderat gegen den Bau einer Umgehungsstraße von Planegg und Martinsried - der Staatsstraße 2063 neu - ausgesprochen, zugleich aber deutlich gemacht, dass alle Beteiligten das Thema "Verkehr und Infrastruktur" gemeinsam angehen müssten. Und deshalb trafen im Dezember im Planegger Rathaus die Bürgermeister aus Gräfelfing, Planegg, Neuried, Gauting, Starnberg und Krailling auf ihre Kollegen aus Germering und Fürstenfeldbruck, dazu Vertreter der Landratsämter, des MVV, des Planungsreferats der Landeshauptstadt, der Bezirksausschüsse Pasing und Hadern, des Straßenbauamts München und der Autobahndirektion Südbayern. Mit dabei war auch Professor Harald Kurzak, einer der Verfasser der Umweltverträglichkeitsprüfung Würmtal aus dem Jahr 1992, der letzten großen umfassenden Untersuchung des Verkehrsgroßraums München-Südwest.

Genau um diese Untersuchung ging es bei dem Treffen zunächst auch, sagte Bürgermeisterin Detsch am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Eine Präsentation von Vertretern des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München kam zu dem Schluss, dass die Annahmen und Ergebnisse dieser Studie nur noch teilweise aktuell sind. Die Vorhersage etwa, dass rund 50 Prozent der Verkehrsteilnehmer den öffentlichen Nahverkehr nutzten, ist nicht aufrecht zu erhalten. Andererseits hat der Verkehr aber auch nicht so zugenommen, wie 1992 prognostiziert. "Jedenfalls bestand Einigkeit darüber, dass wir neu planen müssen", sagt Detsch. Die neue Untersuchung soll den Titel "Überregionales Verkehrskonzept München-Südwest" tragen. Der Geschäftsführer im Planegger Rathaus, Stefan Schaudig, meinte, es komme darauf an, "dass nicht der eine etwas macht, was der andere nicht mittragen kann. Lösungen müssen in einem größtmöglichen Kontext gefunden werden."

Dazu gehören große Projekte wie die Untertunnelung der Tangente durch Starnberg oder die Frage, wie neue Stadtteile wie zum Beispiel Freiham mit 25000 Menschen angebunden werden sollen, die starke Entwicklung der Stadt Germering, die U-Bahn nach Martinsried, die eventuell fortgeführt werden kann, auch eine Stadt-Umlandbahn.

Eine tragende Rolle soll auch das "Mobilitätsmanagement" spielen, also die Frage, wie sich der einzelne Bürger fortbewegt. "Lokales Denken ist nicht mehr gefragt, wir alle müssen den Handlungsdruck spüren", fasste Detsch das Ergebnis der Konferenz zusammen. Besonders erfreulich findet sie es, "dass sich jetzt auch München öffnet. Es gibt einen breiten Konsens". Bis Anfang Februar will der Planungsverband erste Zahlen vorlegen. Das Nahziel, so Bürgermeisterin Detsch, "ist es, möglichst schnell und nachhaltig das überregionale Verkehrskonzept München-Südwest zu erstellen". Das könne noch in der ersten Jahreshälfte der Fall sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: