Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Ein Herz für die Radfahrer

Die CSU legt ein Konzept vor, das mehr Sicherheit bringen und Schwachstellen wie unübersichtliche Einmündungen und hohe Bordsteinkanten mit geringen Kosten beseitigen soll. Mittelfristig ist eine neue Route von Oberbrunn nach Hanfeld geplant.

Von Peter Haacke

Radfahren in Starnberg ist ein bestenfalls kurzes Vergnügen: Die Straßen sind eng, Radwege enden zuweilen im Nirwana, hohe Bordsteinkanten stellen eine permanente Unfallgefahr dar. Und oft genug müssen sich Radfahrer den knappen Verkehrsraum mit Autos teilen und auf Fußwege ausweichen. Zwar mahnen der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) oder die Stagenda-Arbeitsgruppen immer wieder eine Verbesserung des Radwegekonzepts in der Kreisstadt an, doch getan hat sich bislang nur wenig. Nun aber hat die Starnberger CSU ihr Herz für Radfahrer entdeckt: Stadtrat Matthias Frühauf, Neuling im Gremium, hat unter Mithilfe der CSU-Ortsvorsitzenden Charlotte Meyer-Bülow und ihres Stellvertreters Robert Weiß mehrere gravierende Schwachstellen für den Radverkehr in Starnberg ausgemacht, die man mit überschaubarem finanziellen Aufwand beseitigen will.

Frühauf begründet seinen Antrag zum Ausbau und zur Verbesserung der Radinfrastruktur insbesondere mit einem sich ändernden Mobilitätsverhalten vieler Bürger. Dies zeige sich etwa an den jährlich steigenden Teilnehmerzahlen beim Stadtradeln oder durch die zunehmende Anzahl von E-Bikes, die auch älteren Mitbürgern den Umstieg vom Auto aufs Radl erleichtern. Frühauf und seine Mitstreiter, die weitere Schwachstellen erkundeten, waren gut zwei Monate unterwegs und fanden viel Verbesserungsbedarf im Stadtgebiet. Die Erkenntnisse fasste die CSU in einem Antrag an den Stadtrat zusammen.

Die Mängelliste ist lang geworden. Angesichts leerer Kassen der Kreisstadt unterschied Frühauf zwischen kurzfristigen Verbesserungen, die vergleichsweise wenig kosten, und mittelfristigen Maßnahmen. So dürfte die Absenkung von Bordsteinkanten oder eine Beschilderung einfacher zu bewerkstelligen sein als der Bau eines neuen Radweges. Auch eine Verbesserung der Situation an bislang unübersichtlichen Kreuzungen steht auf der Agenda. Überdies schlägt die CSU weitere Fahrradschutzstreifen etwa auf der Possenhofener Straße, Würmstraße, Berger Straße, Buchhofstraße, Söckinger Straße, Andechser Straße oder Riedeselstraße vor.

Eine höchst unfallträchtige Gefahrenstelle ist in Percha beispielsweise der einmündende Radweg vom Schiffbauerweg auf den Radweg entlang der Autobahn. "Diese Stelle ist sehr unübersichtlich, weil Büsche die Sicht nach links und rechts behindern", sagt Frühauf. Insbesondere für Kinder sei das gefährlich. Abhilfe könnten der Rückschnitt der Büsche oder das Anbringen zweier Spiegel schaffen. Entlang der Berger Straße schlägt Frühauf zudem farbige Fahrbahnmarkierungen in den Kreuzungsbereichen vor. Permanente Sturzgefahr für weniger geübte Radfahrer geht von nicht abgeflachten Bordsteinkanten aus - etwa an der Ecke Zeppelinpromenade/Prinz-Karl-Straße, Hanfelder Straße/Heimgartenstraße, an der Olympiastraße oder in Leutstetten vor der Würmbrücke. Und der enge Radweg von Starnberg nach Leutstetten sei im Bereich der Starnberger Wiese/Schloßhölzl ebenso verbesserungswürdig wie die Verbindung von Perchting nach Hadorf.

Freie Fahrt

Auch das "Bündnis Mitte Starnberg" (BMS), die Gruppierung der ehemaligen Bürgermeisterin Eva Pfister (vormals John), sorgt sich ums Wohl der Radfahrer und hat einen Verbesserungsantrag gestellt. Das BMS möchte - analog zur Situation in der Maximilianstraße - weitere innerstädtische Einbahnstraßen für Radlfahrer in Gegenrichtung freigeben: den Bereich Ludwigstraße bis Münchner Straße sowie den Lindenweg zwischen Weilheimer Straße und Dinardstraße. Zudem soll der Radweg entlang der B2 im Bereich Oberer Seeweg bis Grubenstraße durchgängig auf ganzer Strecke als bevorrechtigter Radweg ausgewiesen werden. Diese Regelung soll auch auf dem Radweg entlang der Andechser Straße gelten: Im Bereich der Einfahrt zur vormaligen Staatsstraße steht ein "Vorfahrt gewähren"-Schild. Hier aber gibt es laut Pfister nur landwirtschaftliche Flächen.phaa

Damit nicht genug: Mittelfristig möchte Frühauf auch eine Radwegverbindung zwischen Hanfeld und dem Abzweig nach Oberbrunn vorantreiben. "Durch den Bau der Westtangente wurde die für Radfahrer wichtige Verbindung von Oberbrunn über Mamhofen nach Hanfeld gekappt", schreibt er. Abhilfe könnte ein Radweg zwischen Hanfeld und Oberbrunn schaffen oder aber eine Umplanung in Mamhofen selbst. Weitere Ideen sind ein Ausbau der Verkehrswege durch die Stadt, Fahrradstreifen auf der Hauptstraße nach Fertigstellung des B2-Tunnels, ein Radweg entlang der Kreisstraße von Perchting nach Hadorf sowie ausreichende Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Innenstadt. Die benötigten Finanzmittel dafür sollen in den Haushalt 2021 eingestellt werden.

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Quelle:
SZ vom 06.10.2020
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