Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Dürres Land

Bäume mit gelben Blättern, Blumen mit hängenden Köpfen: Die anhaltende Hitze macht den Pflanzen schwer zu schaffen. Bauhof-Mitarbeiter, Gärtner und Landwirte versuchen, das Schlimmste zu verhindern.

Christian Deussing

StarnbergDie Hitzeperiode macht den Pflanzen und vor allem jungen Bäumen an den Straßen und Seepromenaden schwer zu schaffen. Bereits um 6 Uhr morgens rücken die Mitarbeiter des Starnberger Betriebshofs jetzt oft schon aus und bewässern Beete, Bäume und Sträucher. Mit einem Traktor und kleinem Unimog samt Wasserfass und -container sind sie in der Kreisstadt stundenlang unterwegs, um die Pflanzen vor dem Verdursten zu retten. Manchmal wird sogar schon ein Kanalspülfahrzeug eingesetzt. Täglich würden 30 000 bis 40 000 Liter Wasser vergossen, berichtet Karl-Heinz Ritzkat, stellvertretender Leiter des Betriebshofs. Viele Blätter seien bereits gelb, die Winterlinden hätten bis zu 30 Prozent ihres Bestandes verloren. Der schlagartige Wechsel vom nasskalten Frühjahr auf die Hitze sei "Stress" für die Gewächse, besonders am Straßenrand mit wenig Mutterböden, erläutert Ritzkat, dessen Leute derzeit selbst an Wochenenden mit ihren Wasserschläuchen die Trockenheit bekämpfen müssen.

Mit einem C-Rohr bewässert ein Landschaftsgärtner den Bewuchs am Planegger Marktplatz und in den Straßen der Gemeinde. Zudem ist ein Gießwagen des Bauhofs im Dauereinsatz. "Ein Gewitterregen wäre jetzt gut, aber ich fürchte, dass er nicht recht viel bringt", meint Vorarbeiter Peter Nickel besorgt. Der Wasserverbrauch in dem Gebiet zwischen Gauting und Gräfelfing ist seit vergangener Woche um 50 Prozent über den Durchschnitt gestiegen. Mit täglich rund 17 000 Kubikmetern seien nahezu die Werte vom Jahrhundertsommer 2003 erreicht, sagt Christian Binder, Technischer Leiter der Wasserversorgung im Würmtal-Zweckverband. Der Grundwasserpegel sei trotzdem noch relativ hoch, die 50 000 Einwohner im Verbandsgebiet müssten sich also keine Sorgen machen, dass das Wasser knapp wird, betont Binder.

Allerdings hoffen die Gartenbesitzer und Landwirte endlich auf ergiebige Regengüsse. Unter der dauerhaften Hitze leiden vor allem Gerste, Mais, Weizen sowie Kartoffeln und Zuckerrüben. Auch viele abgemähte Wiesen im Fünfseenland sind verdorrt und verbrannt. Die Stimmung sei daher bei den Bauern "zur Zeit nicht die beste", berichtet Kreisbauernobmann Georg Zankl aus Gilching. Das heiße Wetter dürfe nicht mehr lange anhalten, sonst drohe eine schlechte Ernte - auch wegen des extremen Wetterwechsels zwischen Juni und Juli ohne harmonischen Übergang.

Besorgt sind derzeit auch die Golfplatz-Betreiber in der Region. Die Spielbahnen, besonders aber die Greens, müssen in diesen Tagen intensiver beregnet werden. "Die Situation ist angespannt", sagt etwa Florian Kohlhuber, Geschäftsführer des Golfclubs Feldafing. Gleichzeitig müsse man jedoch die Ressourcen schonen und Auflagen einhalten - also die jährliche Gesamtmenge an Wasser, die der Club verbrauchen dürfe, nicht überschreiten. Deshalb seien auch die Golfspieler bereit, "einige gelbliche Stellen in Kauf zu nehmen", so der Clubmanager. Auch Gärtnereien beobachten genau die Lage. Zweimal täglich gießt Ralf Schwarz von der Gärtnerei Fischer in Starnberg die Pflanzen auf dem Betriebsgelände. Dazu gehört auch eine Baumschule, auf die die Sonne brennt. Kollegen sind derweil auf Friedhöfen unterwegs, um die Grabpflanzen ausreichend zu bewässern.

Die ersten Beobachtungsflüge über dem Fünfseenland und dem Kreuzlinger Forst sind bereits erfolgt, um Waldbrände aus der Luft rechtzeitig zu entdecken. Von morgigen Freitag an gilt wahnscheinlich wieder die zweithöchste Alarmstufe.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2013
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