Starnberg:Dünnhäutig

Starnberg: Nur leichter Verpackungsmüll gehört in die Gelben Säcke. Wenn sie zu schwer sind, können sie leicht reißen - und der Müll liegt auf der Straße.

Nur leichter Verpackungsmüll gehört in die Gelben Säcke. Wenn sie zu schwer sind, können sie leicht reißen - und der Müll liegt auf der Straße.

(Foto: Robert Haas)

Immer mehr Bürger beschweren sich über die Qualität des Gelben Sackes

Von Christine Setzwein, Starnberg

Der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller ist stocksauer. Und nicht nur er. Beim Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) laufen gerade "massive Beschwerden" auf, sagt Awista-Geschäftsführer Peter Wiedemann. Der Grund ist nicht zum ersten Mal: die Qualität der Gelben Säcke.

Noch bis Anfang November war die Müllwelt im Fünfseenland völlig in Ordnung. Leichtverpackungen wie Joghurtbecher, Plastikflaschen oder Konservendosen landeten in Gelben Säcken, die stabil und reißfest waren. Doch seit einigen Wochen liegen in den Wertstoffhöfen und Rathäusern wieder dünnere Abfallsäcke. "Da wirfst du ein Tetra-Pack rein, und der Sack reißt", ärgert sich Bürgermeister Schiller. An den Abholtagen lägen Tausende kaputte Säcke mit dem dazugehörigen Müll auf den Straßen.

Peter Wiedemann ist Kummer gewohnt, wenn es um die Gelben Säcke geht. Seit sie 1998 eingeführt wurden, gab es immer wieder Beschwerden wegen der schlechten Qualität und in den Verbandsversammlungen muntere Diskussionen. Üblich sind in Deutschland Säcke mit einer Stärke von 15 Mikrometer (My). Das reicht den Starnbergern nicht, die bei der Mülltrennung seit Jahren an der Spitze liegen. Also wurde mit dem Vertragspartner Der Grüne Punkt - Duales System Deutschland (DSD) vereinbart, dass im Awista-Entsorgungsgebiet über die Firma Remondis Säcke mit 22 My ausgeliefert werden. Das hat im Großen und Ganzen geklappt, "bis uns Remondis Anfang November mitgeteilt hat, dass die Säcke ausgegangen sind", sagt Wiedemann der SZ. Der Produzent in Schleswig-Holstein habe nicht mehr geliefert. Um die Awista-Kunden nicht ohne Gelbe Säcke dastehen zu lassen, habe Remondis vorübergehend die dünneren an die Awista-Geschäftsstelle, Wertstoffhöfe und Rathäuser ausgeliefert. "Die Qualität, die wir vereinbart haben, wird uns vorenthalten", sagt Werkleiter Wiedemann.

Michael Schneider, Pressesprecher von Remondis in Lünen, verweist darauf, dass 15 My überall sonst "normal" seien. "Man muss halt draufgucken, was drin ist", sagt er. Wenn Säcke reißen, liege es meistens daran, dass sie zu schwer seien, weil sie nicht nur Leichtverpackungen enthielten. Auch bei scharfkantigen Blechdosen müsse man eben aufpassen.

Auftraggeber von Remondis ist das DSD in Köln. Pressesprecher Norbert Völl bestätigt, dass für Starnberg dickere Säcke vereinbart sind. Remondis habe dem DSD glaubhaft versichert, dass die Säcke vor einem Jahr bestellt worden seien, der Hersteller aber nun den Vertrag nicht eingehalten habe. Neuer Liefertermin für die 22 My-Säcke sei nun die 52. Kalenderwoche, also die Weihnachtswoche. Völl: "Dann werden die alten Säcke zurückgenommen und die neuen ausgeliefert."

Ein Rüge gab es schon im April 2016 für Remondis. Bei Nachforschungen durch den Abfallverband hatte sich herausgestellt, dass die gelieferten Gelben Säcke nicht 22 My, sondern nur 20,7 My dick waren. Immerhin handelte es sich seinerzeit um eine Million Säcke. Anlass für die Überprüfung war ein Abholtag in Starnberg, an dem eine Straße mit Müll aus kaputten Gelben Säcken übersät war.

Im Landkreis Starnberg wurden 2016 4100 Tonnen Leichtverpackungen gesammelt. In den Gelben Sack gehören Verkaufsverpackungen aus Metall, Kunststoff und Verbundstoffen wie Alu und Konserven, Folien, Becher, Kunststoffflaschen, Blisterverpackungen, Getränkekartons, Getränke- und Konservendosen, leere Spraydosen, Schaumstoffe oder Joghurtdeckel. "Sauber und ohne Inhaltstreste" steht auf den Säcken.

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