Starnberg:Dramatischer Unfall im Wasserpark

25-Jähriger ertrinkt beinahe im 3,40 Meter tiefen Becken. Unklar ist, warum niemand die Polizei informiert hat.

Christian Deussing

Das Sportbecken im Wasserpark

Das Sportbecken im Wasserpark Starnberg Das Sportbecken im Wasserpark Starnberg mit Dreimeterbrett.

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

StarnbergEin dramatischer Badeunfall hat sich am Sonntagnachmittag im Wasserpark Starnberg ereignet. Ein 25-jähriger Badegast war im Schwimmerbecken nicht mehr aufgetaucht und wäre beinahe ertrunken. Der Schwimmmeister zog den leblosen jungen Mann aus 3,40 Metern Tiefe heraus und begann sofort, ihn mit dem Defibrillator wiederzubeleben. Kurz darauf trafen die Rettungsdienste und ein Notarzt ein. Der junge Mann hatte schon Wasser in der Lunge und wurde mit dem Rettungswagen ins Klinikum Großhadern gebracht, wie Starnbergs Polizeichef Norbert Reller auf Anfrage bestätigte. Die Ärzte haben den Verunglückten inzwischen ins künstliche Koma versetzt; er ist ein Asylbewerber aus Kabul und wohnt in München.

Womöglich hat der Verunglückte einer Feldafingerin sein Leben zu verdanken. Die Frau hatte den Mann, der mit hochgezogenen Knien auf dem Beckenboden kauerte, offenbar nach einem Sprung vom Ein-Meter-Brett entdeckt. Es war gegen 14.45 Uhr, und es herrschte viel Betrieb im Bad. Die 36-Jährige verständigte sofort den Schwimmmeister, der ohne zu zögern ins Wasser sprang, während sein Kollege die Rettungsdienste alarmierte. Es habe "alles sehr gut und schnell funktioniert", sagte der Starnberger BRK-Rettungsdienstleiter Georg Rötzer der SZ. Zu den ersten Helfern gehörte auch eine Ärztin, die zufällig Besucherin im Hallenbad gewesen ist.

Allerdings zeigte sich Polizeichef Reller entrüstet darüber, erst am Montagmittag von dem Unglück im Wasserpark erfahren zu haben. Denn eigentlich hätte die Integrierte Leitstelle Fürstenfeldbruck (ILS) diesen Einsatz mitteilen müssen. Es seien noch wichtige Umstände zu klären - vor allem, warum der Badegast in die Tiefe abgesunken war. Zudem würden jetzt die Begleiter des 25-Jährigen gesucht, die sich während des Unfalls wohl weiter weg im Whirlpool aufgehalten hatten. Angeblich sollen sie gesagt haben, dass ihr Bekannter Nichtschwimmer sei. Ebenfalls zu klären ist, ob der junge Mann ins Becken geschubst worden ist. Das seien alles relevante Fragen, betont Reller. Eben wegen besagter zeitlicher Mitteilungslücke hätten seine Beamten erst mit Verspätung mit ihren Ermittlungen beginnen können, nachdem die Inspektion am Montagmittag über einen Anruf aus dem Klinikum Großhadern von dem lebensgefährlich Verletzten erfahren hatte. Nun sei es schwieriger, wichtige Zeugen, die sich am Sonntag im Wasserpark aufhielten, ausfindig zu machen und zu befragen. Dem Schwimmmeistern ist laut Reller nach ersten Ermittlungen kein Vorwurf zu machen.

Davon geht auch Starnbergs Stadtsprecher Karl-Heinz Springer aus. Die beiden Schwimmmeister seien erfahren und hätten absolut richtig gehandelt. Er, Springer, habe von dem Unglück am Montagmorgen vom Leiter des Wasserparks erfahren, der am Sonntag aber selbst keinen Dienst gehabt habe. Auch Springer, der sich in seiner mehr als 20-jährigen Dienstzeit bei der Stadt Starnberg an keinen Unfall dieser Art im Wasserpark erinnern kann, war übrigens auch davon ausgegangen, dass die Polizei von dem zentralen Rettungsdienst informiert worden war.

Nach dem Unglück hatten am Sonntag viele Badegäste erschrocken mitangesehen, wie der Rettungsdienst am Beckenrand um das Leben des Mannes kämpfte. Der Betrieb im Bad war für etwa eine Stunde unterbrochen worden. "Zuerst traute sich danach niemand so recht wieder ins Becken", erzählt eine Mutter aus Aufkirchen, die mit ihrer Tochter und weiteren Kindern bei einem Geburtstagsfest im Wasserpark gewesen war. Zuerst dachten einige Besucher wohl daran, dass der junge Mann nach einem Sprung gegen die Beckenkante geprallt sein könnte. Doch dies hatte sich nicht bestätigt.

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