Starnberg:Digitalfunk wird erprobt

Feuerwehren und Rettungsdienste in vier Landkreisen sollen im Oktober 2013 mit einer fünfmonatigen Testphase beginnen.

Erich C. Setzwein

- Nicht ganz ein Jahr wird es dauern, bis in den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau, Landsberg und Starnberg das Digitalfunk-Zeitalter beginnt. Zwar noch nicht in allen Gemeinden und bei allen Feuerwehren und Rettungsdiensten, aber doch schon so weit verbreitet, dass ein fünfmonatiger Probebetrieb stattfinden kann. Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, in dem Vertreter aus allen vier Landkreisen und den betroffenen Organisationen sitzen, hat in seiner Sitzung am Freitag in Fürstenfeldbruck dem erweiterten Probebetrieb zugestimmt. Bis auf den Starnberger Kreisrat Peter Unger (Grüne), der erneut vor Risiken und Kosten warnte. Das Projekt wird wohl mehr als eine Million Euro kosten.

"Ich kann nicht guten Gewissens zustimmen, es ist noch eine Reihe von Fragen offen", sagte Peter Unger. Die Technik sei anfällig, die Strahlung "noch schädlicher" als bei Mobiltelefonen und es würden "ungeahnte Kosten" entstehen. Unger zeigte seinen Kollegen auf, dass die Planungen bis zur endgültigen Einführung des digitalen Behördenfunks im Jahr 2016 dann insgesamt 26 Jahre gedauert hätten. Das System sei nicht ausgereift und nicht nur in der Fachliteratur würden "Risiken zuhauf" erwähnt. Bei aller Kritik ist Unger kein Gegner moderner Kommunikationstechnologie: "Es ist völlig klar, dass wir ein unanfälliges Funksystem bekommen müssen, aber eines, das keine Gesundheitsgefahren für Bevölkerung und Einsatzkräfte birgt."

Gottfried Obermair, Kreisrat in Fürstenfeldbruck und Feuerwehrmann, widersprach Unger teilweise, brachte aber auch Verständnis auf: "Ich kann die Bedenken teilen." Dennoch sei es wichtig, in den vier Landkreisen rasch zu einer ausreichenden Funkverbindung zu kommen. Ein späterer Einstieg in den Betrieb sei möglicherweise teurer. Die gemeinsam aufzubringenden Kosten, die die Landkreise allein für die technische Erstausstattung zu tragen haben, sind sehr unterschiedlich und an der Einwohnerzahl bemessen. Schultern müssen die Mitglieder des Zweckverbands zum Beispiel die Ausrüstung der Integrierten Leitstelle (ILS) in Fürstenfeldbruck, in der alle Alarmmeldungen eingehen und die erste Einsatzkoordination stattfindet. Das Digitalpaket für die ILS wird nach Abzug aller staatlichen Förderung rund 97 000 Euro kosten, wobei Fürstenfeldbruck 30 000 Euro zu tragen hat, Dachau 23 000, Starnberg 22 000 und Landsberg 21 000 Euro. Da alle Funkgeräte von einer einzigen Stelle verwaltet, programmiert und gewartet werden müssen, werden einmalig weitere 162 000 Euro benötigt. Erforderlich sind zwei Experten und sichere Datenleitungen für den Abgleich mit dem bayerischen Landeskriminalamt. Für den jährlichen Betrieb fallen jeweils 154 000 Euro für Personalkosten an. Diese "technische-taktische Betriebsstelle" soll in unmittelbarer Nähe der ILS, also auch in Fürstenfeldbruck angesiedelt werden. Die Kosten für die Beschaffung der in der letzten Ausbaustufe benötigten 3000 Funkgeräte in den Landkreisen tragen jeweils die Landkreise für die Kreisbrandinspektionen sowie die Gemeinden für ihre Feuerwehren.

In Landsberg weiß man jetzt schon, dass der Freistaat erst mit mindestens einjähriger Verzögerung Zuschüsse geben wird. Deshalb werde man die Summe erst einmal vorfinanzieren müssen, sagte der Sprecher des Landrats, Wolfgang Müller. Der Landkreis Starnberg hat im Haushalt 2013 insgesamt 300 000 Euro für den Digitalfunk eingeplant. In Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg wird dies erst mit den Haushaltsberatungen beginnen, wie die jeweiligen Pressesprecher am Freitag mitteilten.

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