Starnberg:Die vierte Kulturtechnik

Starnberg: Berufschulzentrum Medienführerschein

Die Elftklässlerinnen Michelle Bruce und Alina Weidenfeld-Tibu beteilgen sich eifrig am Medienunterricht.

(Foto: Nila Thiel)

Mit speziellen Unterrichtsmaterialien absolvieren Schüler den Medienführerschein

Von Ute Pröttel, Starnberg

Stets "gute Fahrt auf der Datenautobahn" wünschte der stellvertretende Landrat Georg Scheitz (CSU) den Schülern der Berufsschulklasse 11B am Staatlichen Beruflichen Zentrum in Starnberg. Die 24 Schüler, die dort derzeit ihre Ausbildung zu einem kaufmännischen Beruf absolvieren, bekamen am Donnerstag ihren Medienführerschein überreicht. Dazu waren außer Scheitz auch Vertreter aus dem bayerischen Kultusministerium, dem Wirtschaftsministerium, von der Stiftung Medienpädagogik und der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft nach Starnberg gekommen.

Ministerialdirektor Herbert Püls erklärte, er halte den kompetenten Umgang mit Information und Kommunikationstechnologie heutzutage für ebenso wichtig wie das Rechnen, Lesen und Schreiben. Hüls spricht in dem Zusammenhang von der vierten Kulturtechnik. Die Digitalisierung bringe viele Chancen mit sich, doch sie berge auch Risiken. Der dynamischen Entwicklung müsse mit digitaler Bildung entsprochen werden.

Den Medienführerschein hat die Staatsregierung 2009 ins Leben. Er vor allem gedacht für die sogenannten Digital Natives, also junge Menschen, die eine Welt ohne Smartphone und Wlan gar nicht mehr kennen und ganz selbstverständlich mit diesen technischen Möglichkeiten aufgewachsen sind. Im Gegensatz zu den älteren Digital Immigrants gehen sie zwar vollkommen spielerisch mit Apps und Cloud um, verfahren aber meist viel zu locker mit persönlichen Daten, warnen Fachleute. Der Medienführerschein soll sie stark machen für die digitale Welt.

Die ersten Unterrichtseinheiten wurden 2010 in der 3. und 4. Klasse eingeführt. Es folgten die weiterführenden Schulen 2011 und 2014. Seit dem vergangenen Jahr stehen auch den Beruflichen Schulen die Unterrichtsmodule zur Verfügung die von der Stiftung für Medienpädagogik Bayern erarbeitet wurden. Zuletzt kamen nun drei Unterrichtseinheiten zum Thema Datenschutz, Urheberrecht und Mediale Darstellung hinzu.

Etwa 13 500 Ordner mit Unterrichtsmaterial wurden bisher abgerufen. Die Zahl der Downloads sei noch wesentlich höher, berichtet Verena Weigand von der Stiftung Medienpädagogik Bayern. "Auch aus der Schweiz und Österreich kommen die Abrufe." Die Unterrichtseinheiten bieten einen Einblick in das jeweilige Thema sowie eine Anleitung und Materialien für den Unterricht. Sie können ohne externe Schulung durchgeführt werden. Ein Modul besteht aus einer 45-minütigen Basis und zwei bis drei 45-minütigen Ergänzungen, die in beliebiger Reihenfolge eingesetzt werden können, heißt es in Erläuterungen der Staatsregierung. Digitale Elemente wie Filme und computerunterstützte Aufgaben seien eingebaut.

"Wir haben das Fach Medienkompetenz mittlerweile ganzjährig in unseren Unterricht integriert", erklärt Gregor Schöffel, Lehrer und Systembetreuer an der Berufsschule Starnberg. Gut am Medienführerschein findet er, dass seine Schüler damit ein offizielles Zertifikat erhalten, das ihr Wissen im Umgang mit Daten, Information und digitaler Kommunikation belegt. Nicht selten erhält er die Rückmeldung, dass es erst die Auszubildenden sind, die diese Themen in ihren Firmen ansprechen.

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