Starnberg:Die Sprache der Kunst

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Bild einer Flucht: Dieses Bild des damals achtjährigen Amir wurde 2017 in Rahmen einer Ausstellung in der Sparkasse Starnberg gezeigt. (Foto: Nila Thiel)

Bilder von Flüchtlingskindern sind in Starnberg ausgestellt

Von Magdalena Seidenspinner, Starnberg

Blaues Wasser, eine Palme, ein rotes Boot. Auf dem Boot weht eine Deutschlandflagge, hinter den Bergen geht die Sonne unter. Der achtjährige Amir hat dieses Bild gemalt. Er ist einer von 17 Flüchtlingskindern, die seit 2015 gemeinsam mit der Künstlerin Sigrid Wever eine Vielzahl an Bildern gestaltet haben.

Im vergangenen Jahr waren die Bilder der Kinder in Tutzing ausgestellt worden. Dort ist der Starnberger Landrat Karl Roth darauf aufmerksam geworden. Von dem Projekt war er so begeistert, dass er kurzerhand beschloss, die Ausstellung nach Starnberg zu holen, um die Bilder noch mehr Menschen zugänglich zu machen. "Das Thema Asyl hat auch schöne Facetten", sagte Roth bei der Eröffnung der Ausstellung im Foyer der Kreissparkasse am Donnerstag. "Leider sehen wir oft nur die damit verbundene Arbeit. Über die Kinder wird viel zu wenig gesprochen."

Dieser Meinung ist auch Barbara Beck, die Kulturreferentin des Landkreises Starnberg. Sie hat die Ausstellung gemeinsam mit Sigrid Wever organisiert. "Diese Kinder haben in ihrem jungen Alter oft schon Schreckliches erlebt. Auch sie müssen zum Thema in der Flüchtlingskrise werden", sagte Beck bei der Ausstellungseröffnung.

Als im August 2015 fast 130 Flüchtlinge in einem Zeltdorf bei Tutzing untergebracht wurden, stellte sich Sigrid Wever die Frage, wie sie denn helfen könne. Für die Künstlerin und Kunsttherapeutin lag das Malen da nahe. Malerei kennen und mögen Kinder in allen Kulturkreisen. Einmal pro Woche ging Wever in das Zeltdorf, um gemeinsam mit den Kindern im Alter von vier bis 15 Jahren zu malen. "Es war eine Art offene Werkstatt", erklärt Sigrid Wever bei der Eröffnung der Ausstellung. "Es gab nichts zu lernen, keinen Unterricht. Wir haben nicht bewertet oder gar verbessert. Jede Zeichnung war willkommen und wurde gewürdigt." Das sei wichtig, um den Kindern emotionale Sicherheit zu geben, erklärt die Kunsttherapeutin.

Sprechen konnte Wever mit den Kindern nicht. Die meisten waren noch nicht lange in Deutschland. Doch die Kunst brauche keine Sprache, sie sei eine eigene Sprache, sagt die Künstlerin. Die Kinder haben sie Oma genannt, das war genug. Sigrid Wever ist stolz auf das Projekt: "Die Malstunde kam zu den Kindern, und sie kamen uns entgegen."

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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