Starnberg:Die Reichen und die Genügsamen

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Beim Festivalauftakt mit dem Film "Maudie" ist fast alles dabei, was im Kreis Rang und Namen hat

Einmal über den blauen Teppich schreiten, fremde Blicke und die Fernsehkameras des Bayerischen Rundfunks genießen, ein Gläschen Sekt zum Auftakt: Ja, das Fünfseen-Filmfestival (FSFF) ist in Starnberg zum gesellschaftlichen Top-Ereignis geworden. Die Schönen, Reichen und Mächtigen, die Interessanten, Intellektuellen, die Interessierten und natürlich all diejenigen, die sich dafür halten, verströmen selbst im Regen noch einen unwiderstehlichen Hauch von Glamour auf dem Vorplatz der eher nüchternen Starnberger Schlossberghalle.

Und Kari Matchett (li.) plaudert mit Fans. (Foto: Arlet Ulfers)

Das "Who is Who" zur Eröffnung des FSFF ist wieder lang: Abgesehen von den schauspielernden Ehrengästen - Eva Mattes, Michaela May und die überaus charmante Kari Matchett, Nebendarstellerin im Eröffnungsfilm "Maudie" - ist alles versammelt, was Rang und Namen hat: Landrat Karl Roth, Bürgermeister, Kommunalpolitiker aus Stadt und Kreis, Wirtschaftsförderer, Sponsoren, Manager, Rechtsanwälte, Ärzte, Kulturschaffende, Intellektuelle, ein Steinharfenspieler und eine Bauchtänzerin. Bürgermeisterin Eva John dagegen fehlt zum dritten Mal: Sie eröffnet im Heimatmuseum die Ausstellung "Von Booten und Bootsbauern". Auf dem Vorplatz treffen sich derweil zwei Rivalinnen: Britta Hundesrügge (FDP) und Kerstin Täubner-Benicke (Grüne) möchten in den Bundestag, beide haben kaum Aussicht auf das Direktmandat. Hundesrügge trägt ein psychedelisch anmutendes Kleid in schwarzweißem Blümchen-Look, Täubner-Benicke setzt auf Magenta-Camouflage mit grüner Handtasche.

Eva Mattes (li.) und Michaela May posieren für die Fotografen. (Foto: Arlet Ulfers)

Ohnehin spielt Mode beim FSFF nur eine untergeordnete Rolle. Die meisten Herren kleiden sich zeitlos und lässig: Dunkler Anzug, weißes Hemd, keine Krawatte - so wie Festival-Spielleiter Matthias Helwig. Interessanter wird es bei den Damen. Die Glanzlichter setzen Moderatorin Marieke Oeffinger im tief dekolletierten blauen Abendkleid mit atemberaubendem Beinschlitz, Kari Matchett auf High Heels im kleinen Schwarzen und zwei Damen in Rot: Farbtupfer im ansonsten erfrischend heterogenen modischen Allerlei, das von zwangloser Beliebigkeit geprägt ist.

Kari Matchett (li.) plaudert mit Fans. (Foto: Arlet Ulfers)

Einen blauen Teppich gibt es auch beim Gautinger Kino. Promis sind hier nicht zu sehen, nur normale Kinofans, Altbürgermeisterin Brigitte Servatius und die Gemeinderätinnen Beatrice Cosmovici und Christiane Lüst. "Maudie", der auch bei der Eröffnung in Gauting läuft, ist ausgebucht, was nicht nur Moderatorin Sabine Zaplin, sondern vor allem Festival-Chef Matthias Helwig sehr freut. Per Video-Botschaft weist er das Publikum darauf hin, dass die Ehrengäste István Szabó und Eva Mattes auch nach Gauting kommen. Und wie in Starnberg spricht Regisseurin Aisling Walsh in einem Video zum Publikum des "Five-Lakes-Film-Festivals". Mit "Maudie" ist ihr ein grandioser Film gelungen, der zu Tränen rührt und zeigt, wie wenig Besitz im Leben nötig ist: die Geschichte einer sich langsam entwickelnden Liebe zwischen dem miesepetrigen Fischhändler Everett (Ethan Hawke) und der naiven Malerin Maud (Sally Hawkins), die Farbe in sein Einsiedlerleben bringt und wie ein Schmetterling mit angeknacksten Flügeln wirkt.

© SZ vom 29.07.2017 / phaa/bla - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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