Starnberg:Die neue "Berg" sticht in See

Lesezeit: 2 min

Ehemaliges Ammersee-Schiff "Schondorf" wird künftig den nördlichen Teil der Starnberger Sees befahren.

Christiane Bracht

Die frühere MS Schondorf hat ihre erste Runde auf dem Starnberger See gedreht. Allerdings unter neuem Namen: Die CSU-Landtagsabgeordnete Ursula Männle taufte sie nämlich am Donnerstag kurz vor Fahrtbeginn mit einem Glas Wasser um. Zu diesem Anlass hatte Bergs Bürgermeister Rupert Monn ein kleines Präsent mitgebracht: zwei Wappen seiner Gemeinde. Diese klebte er direkt neben die Schriftzüge "Berg" am Bug des Schiffs. "Alle unsere gemeindlichen Fahrzeuge haben ein Wappen, also auch das Schiff", sagte er augenzwinkernd.

.Vor der Abfahrt bekam die "Berg" von Bürgermeister Rupert Monn, Schifffahrtschef Walter Stürzl und Kapitän Wolfgang Fischer das Bergs Gemeindewappen aufgeklebt. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Weniger glücklich über die Umbenennung zeigte sich dagegen Schondorfs Rathauschef Peter Wittmaack. Er weigerte sich, der Einladung der Bayerischen Seenschifffahrt zur sogenannten Indienststellung des Schiffs auf dem Starnberger See zu folgen. "Schondorf hat sein Schiff verloren", erklärte Geschäftsführer Walter Stürzl dem erlesenen Kreis seiner Gäste. "Den Trennungsschmerz hat er offenbar nicht überwunden." Wenig Verständnis für die Absage Wittmaacks zeigte vor allem Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim. Er frotzelte: "Jetzt sind wir schon weit gekommen, dass wir das ausrangierte Geraffel vom Bauernsee auf dem Fürstensee nehmen müssen."

Der Austausch sei nötig gewesen, erklärte indes Stürzl. Die beiden Schiffe seien zwar gleich alt (Baujahr 1961), aber die alte Berg sei in deutlich schlechterem Zustand. Man hätte große Summen investieren müssen, allein um die Schiffsschale zu sanieren. Deshalb habe man sich entschlossen, die alte Berg nur noch als Arbeitsschiff zum Stegbau zu verwenden. Die neue Berg, die im März unter großem Aufwand vom Ammersee zum Starnberger See transportiert wurde, hat nun ein neue Bordelektronik und Poller. Das Kassenhäuschen wurde versetzt, und das Führerhaus musste wieder aufgebaut werden. Zudem ist das Schiff neu gestrichen. Deshalb beginnt für die Berg erst jetzt die neue Saison. Dreimal täglich wird sie künftig auf der nördlichen Seehälfte verkehren. Außerdem soll sie ganz früh morgens und spät abends eingesetzt werden, wenn nur wenige Fahrgäste mitfahren wollen, erklärte Stürzl.

Der große Stolz der Seenschifffahrt ist allerdings ein anderes Schiff - die neue Seeshaupt, die auch gestern auf der Rundfahrt mit der Berg wieder Thema Nummer eins war. Ende Juni soll sie ins Wasser gelassen werden für die ersten Trainingsfahrten. "Wir sind im Zeitplan", versicherte Stürzl mehrfach. Die großen Panoramafenster, durch die man die Alpenkulisse künftig sehen soll, sind bereits eingesetzt. Am Innenausbau wird unter Hochdruck gearbeitet. Noch hängen aber die Kabel von den Decken, auf mehreren Decks fehlen die passenden Böden und die Sanitäranlagen. Malerarbeiten sind ebenfalls noch nötig. Aber das Kreuzfahrtfeeling lässt sich bereits erahnen. Ein Salon mit Bar für 170 Personen wird auf dem Schiff eingerichtet, ganz oben ist ein Aussichtsturm und ein Sonnendeck, darunter ein Erlebnisbereiche für Familien mit Kinderspielplatz. Außerdem soll es Ruhebereiche vor allem für ältere Fahrgäste geben. 6,5 Millionen Euro soll das Schiff laut Stürzl kosten. "Es rentiert sich in Qualität zu investieren", sagt er. Denn der Dampfer werde 50 bis 100 Jahre auf dem See verkehren.

© SZ vom 25.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: