Starnberg:Die große Kunst der Illusion

Seit über 14 Jahren tritt der Amateurmagier Stefan Stefans mit seiner subtilen Zaubershow im Klinikum Starnberg auf. Jetzt ist es Zeit aufzuhören und in den Zauberruhestand zu gehen, findet er.

Alina Huber

Zauberkünstler Stefan Stefans bei seiner letzten Vorstellung

Zauberkünstler Stefan Stefans gibt seine letzte Vorstellung im Klinikum Starnberg. Bei insgesamt fünf Zaubernummern stellt er sein Können unter Beweis. Im Repertoire hat er nicht nur Kartentricks, sondern auch raffinierte Kunststücke mit Seilen und Ringen. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

"Bühne frei für die Zauberei", hieß es am Mittwochabend im Personalcasino im Klinikum Starnberg. "Ich behaupte, Magie existiert überhaupt nicht", eröffnet Stefan Stefans dann seine Zaubershow. Nanu - wie meint er denn das? "Wir Magier tun so, als könnten wir zaubern und ihr tut so, als ob ihr's glaubt", lautet die Erklärung. Das klingt für die etwa 15 Zuschauer zunächst nicht sehr viel versprechend. Doch der Schein trügt.

Erstmal holt sich der Magier Hilfe aus dem Publikum. Scheinbar willkürlich fällt seine Wahl auf eine junge Dame. Die Auserwählte wird auf einen Stuhl bugsiert, der Meister selbst stellt sich hinter ein Tischchen, auf dem ein Weinglas steht. Dann zieht er ein Bündel Geldscheine aus der Jackentasche. Zehn Geldscheine werden ins Glas gesteckt, die anderen zehn Scheine werden der Assistentin in die Hand gedrückt. Dann werden beide Stapel mit großer Geste nachgezählt. "So jeweils zehn Scheine oder möchte noch mal jemand nachzählen?", lautet die eher rhetorisch gemeinte Frage ans Publikum. Blitzschnell schießt da ein Finger in die Höhe. Ein kleiner Junge in der ersten Reihe möchte sich lieber selbst noch einmal vergewissern. Nach kurzem Zögern überreicht Stefans dem skeptischen Besucher das Bündel. Alles Taktik oder wahre Besorgnis? Dann nimmt der Zauberkünstler pantomimisch einen Geldschein aus der Hand der Assistentin und steckt ihn zu den zehn Geldscheinen ins Glas. Auch zwei Zuschauer dürfen einen unsichtbaren Geldschein ins Glas werfen. Pantomimisch natürlich. "Bis jetzt war's Zauberei; jetzt kommen die Wunder", prophezeit der Magier. Und tatsächlich. Das Geldbündel im Glas zählt mittlerweile dreizehn Scheine. Die verwunderte Assistentin hält dafür nur noch sieben Scheine in der Hand. Begeisterter Applaus vom Publikum; der kann's ja wirklich.

Seit über 14 Jahren tritt der Hobby-Zauberer ehrenamtlich im Krankenhaus auf. "Ich habe soviel im Leben bekommen, da möchte ich etwas zurückgeben", erzählt der 75-Jährige, der als Jugendlicher von Schlesien nach Deutschland kam. Zur Zauberei kam er durch Zufall. Als er in den 1960ern in Toronto lebte, lernte er einen Profizauberer kennen, der mit ihm im selben Haus wohnte. Über zwei Jahre assistierte er ihm, fuhr ihn zu seinen Shows und wurde sein engster Ratgeber. Seine Leidenschaft für die Zauberei war geweckt. Zurück in Deutschland bewarb er sich für den Magischen Zirkel, eine Vereinigung von Zauberkünstlern, der auch Siegfried und Roy angehören. Erst nach zwei Jahren und bestandener Zauberprüfung wurde er aufgenommen. Mittlerweile ist er sogar Ehrenmitglied und hat über 30 Jahre eine der größten Zauberbibliotheken Europas bei sich beheimatet. Aus mehr als 6000 Büchern konnte er so über die Jahre sein Wissen über die Zauberkunst erweitern.

Eine professionelle Zauberkarriere hat er aber trotzdem nie angestrebt. "Für mich war es immer ein toller Ausgleich zur Arbeit", sagt der pensionierte Statiker. Außerdem sei die Zauberkunst kein Kinderspiel. "Man muss wahnsinnig viel üben und mental sehr stark sein." Die Technik und das Ablenken seien bei der Zauberei das wichtigste. Auch sonst ist nichts dem Zufall überlassen, auch nicht die Wahl der Assistenten. "Die Kunst ist, jemanden auszuwählen, der sich auf den Trick einlässt und ruhig ist", erklärt Stefans. Heute tritt er zum letzten Mal im Klinikum auf, denn "man muss gehen, wenn's am schönsten ist". Ganz aufhören wird er mit der Zauberei aber nicht. Schließlich ist das Spiel mit der Illusion seine große Leidenschaft.

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