Starnberg:"Die Ältesten sind die Besten"

Die sechsten Seniorentage bieten jede Menge Fachvorträge und Information. Vor allem aber zeigen sie, dass auch 70-jährige Menschen noch Spaß am Motorradfahren haben können

Sylvia Böhm-Haimerl

Starnberg- Am Eingang zur Schlossberghalle stehen glänzende Motorräder in Schwarz und Chrom. Es ist nicht gerade das, was der Besucher auf einer Ausstellung für Senioren erwartet. Doch es entspricht ganz dem Motto "aktiv und mutig älter werden", unter dem die 6. Starnberger Seniorentage stehen. Neben einem breiten Spektrum an Fachvorträgen gibt es zahlreiche Informationsstände über seniorengerechte Produkte sowie Einrichtungen und Hilfsdienste. Ein weiteres Ziel der Veranstalter ist aber auch die Vernetzung und Kontaktpflege.

Wie der Schirmherr der Veranstaltung, Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger gestern in seiner Eröffnungsrede hervorhob, werden nicht nur die zahlreichen Angebote für Menschen ab 60 Jahren in Starnberg fleißig genutzt, die Senioren bringen sich auch aktiv in die Gemeinschaft ein: Sie engagieren sich in der Kleinkinderbetreuung und unterstützen Schüler, wirken an der Erstellung der Stadtchronik mit oder lassen sich zum Stadtführer ausbilden. Man dürfe zwar nicht übersehen, dass das Alter auch weniger erfreuliche Dinge bereithält, sagte er, doch neben vielen Zipperlein biete es auch die Chance, gelassen und weise zu werden. Pfaffinger dankte dem Seniorenbeirat, der die Veranstaltung erstmals organisiert hat. Doch auch die Stadt hat sich stark für die Seniorentage engagiert, die immerhin jedes Mal mehr als 1000 Besucher anziehen. Neben finanzieller Unterstützung hatte Pfaffinger zudem eine persönliche Einladung an die mehr als 6000 Senioren verschickt.

Wie aktiv die älteren Menschen sind, bewies der Seniorenbeiratsvorsitzende und Veranstaltungsleiter Professor Günter Steck. Als Dank für die Unterstützung der Rathausspitze bot er dem Bürgermeister eine Schnupperübungsstunde im Ruderboot an. Dass Altsein nicht gleichbedeutend ist mit Gebrechlichkeit, bewiesen auch die Biker. Zahlreiche Mitglieder der Gruppe haben erst im Rentenalter mit dem Motorradfahren angefangen, etwa der 71-jährige Uwe Rupprecht oder seine Frau Gerda. Weil sie nicht auf dem Sozius mitfahren wollte, hatte sie sich erst spät dazu entschlossen, selbst den Motorradführerschein zu machen. Die beiden genießen es, dass sie nicht nur fest geplante Touren in der Gruppe fahren, sondern sich bei schönem Wetter zwanglos zu einer Spritztour zusammenschließen können. "Die Ältesten sind die Besten", sagt auch Heribert Dotzauer, Leiter einer Senioren-Skigruppe. Seine Teilnehmer seien neuer Technik gegenüber stets aufgeschlossen und würden sie auszuprobieren, schwärmt er. Die Musikschule Starnberg indes ist noch auf der Suche nach interessierten Senioren. Musikschullehrerin Siegrun Grillhiesl-Wagner stellt die Veeh-Technik vor, mit der man ein Instrument ohne Vorkenntnisse spielen kann. Die Scheu, im Alter etwas Neues zu lernen, brauche man nicht zu haben, sagt sie.

Groß ist der Andrang auch bei den Ständen zum Wohnen im Alter. Laut Aileen Geers von den Rummelsberger Anstalten gibt es schon viele Anmeldungen für das geplante Seniorenwohnen in Söcking, obwohl der Start des Neubaus noch ungewiss ist. Auch Siglinde Waldecker vom Malteserstift verzeichnet ein unerwartet reges Interesse am Service-Wohnen: "Wir sind direkt überrollt worden." Bei Themen zur Pflege indes überwiegen Detailfragen, da die Besucher bereits gut informiert seien.

Daneben gibt es Info-Stände von Banken oder einem Hausverrentungsmodell, von sozialen Einrichtungen oder der Bürgerstiftung Starnberg. Der Stiftungsvorsitzende Helmut Wagner würde sich zwar über Interessenten freuen, die sich einbringen wollen. Aber vorwiegend will er die Projekte vorstellen, die von der Stiftung unterstützt werden - für Menschen, die "durch das soziale Raster fallen".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: