Starnberg:Deutsch lernen für die Zukunft

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Asylbewerber im Forsthaus Mühltal bereiten sich auf ein Leben in Deutschland vor, indem sie fleißig lernen. Die Volkshochschule bietet ihnen Sprachkurse an. Lehrer Herbert Kreibich kommt zwei mal pro Woche zu ihnen

Alexandra Krug

Deutschunterricht für Asylbewerber Starnberg Deutschunterricht für Asylbewerber im Mühltal (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Aus zahlreichen Ländern strömen seit einiger Zeit Flüchtlinge ins Fünfseenland. Mehr als 160 Asylbewerber hat das Landratsamt bereits im Landkreis verteilt, weitere 100 sollen noch bis zum Jahresende kommen. Die Behörde sucht schon wieder nach Wohnungen, um alle unterbringen zu können. Die Flüchtlinge sind nämlich in privaten oder kommunalen Wohnungen untergebracht, Sammelunterkünfte will man vermeiden. Die meisten Asylbewerber leben derzeit in den Pensionszimmern des Forsthaus Mühltal. Mehr als 40 sind dort einquartiert. Sie kommen aus aller Herren Länder. Deutsch können die wenigsten.

Zwar müssen die Migranten erst dann Deutsch lernen, wenn sie als Flüchtling anerkannt sind, doch die meisten wollen die Sprache schon vorher lernen. Herbert Kreibich kümmert sich um sie. Der 71-Jährige veranstaltet seit etwa drei Monaten einen Alphabetisierungskurs für Erwachsene im Forsthaus Mühltal, der von der Volkshochschule Starnberg ausgerichtet wird. "Die ersten Stunden haben in der Volkshochschule stattgefunden. Weil viele Asylbewerber aber keine Möglichkeit hatten, dorthin zu kommen, finden die Stunden jetzt im Mühltal statt", erklärt der Söckinger.

Gemeinsam sprechen die Kursteilnehmer einfache Worte nach und schreiben die einzelnen Buchstaben feinsäuberlich auf einen Block. "Es ist wichtig, dass sie das deutsche ABC und vor allem das Schreiben lernen", weiß Kreibich. Bis zu zehn Teilnehmer versammeln sich jeden Dienstag und Donnerstag in der Gaststube. Bei schönem Wetter findet der Unterricht auch mal unter freiem Himmel statt. Und die Flüchtlinge haben sichtlich Spaß am Deutschlernen. Auch Kreibich hat Freude am Unterrichten und er hat auch viel Erfahrung darin. Schließlich war der Söckinger die meiste Zeit seines Berufslebens Lehrer für Deutsch und auch Englisch.

Besonders eifrige Asylbewerber nehmen nicht nur am Alphabetisierungskurs teil, sondern auch an vielen der anderen Deutschkurse, die teilweise bereits seit über einem Jahr und über die ganze Woche verteilt im Forsthaus stattfinden. Wieder andere Bewohner haben bereits so gute Deutschkenntnisse, dass sie nach München fahren, um an Fortgeschrittenenkursen teilzunehmen. Die größte Schwierigkeit haben die Schüler mit der "Aussprache von müde und wenn ein -ng im Wort ist", weiß Kreibich. Denn in Sprachen wie Persisch, Arabisch oder Kurdisch kommt der Buchstabe ü überhaupt nicht vor.

Während der Stunden sitzen aber nicht nur Erwachsene um den Tisch herum und lauschen den Worten des ehemaligen Deutschlehrers, auch der 13-jährige Baruar Khudeda aus dem Irak und sein ein Jahr älterer Bruder Delavar kommen gern dazu, wenn Deutschunterricht ist. Zusammen mit ihren Eltern und den sechs Geschwistern sind die beiden vor etwa acht Monaten nach Deutschland gekommen. Jetzt gehen sie auf die Starnberger Mittelschule.

Aber nicht nur die Asylbewerber lernen im Kurs, auch der 71-jährige Söckinger hat schon manches erfahren: "Man lernt die Regionen, aus denen die Asylbewerber kommen, etwas näher kennen, genauer gesagt die Menschen als Vertreter dieser Nationen. Man lernt beispielsweise etwas über die verschiedenen Essensgewohnheiten", sagt Kreibich und mit einem Lächeln fügt er noch hinzu: "Es ist eine gute Erfahrung."

© SZ vom 09.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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