Starnberg:Der Verkehrsversuch

Stadt diskutiert mit Anliegern über Entlastungsmöglichkeiten

Von Peter Haacke, Starnberg

Ein einjähriges verkehrstechnisches Experiment soll nach Willen von Starnbergs Bürgermeisterin Eva John im Wohngebiet westlich der Bahnlinie bis zur Hanfelder Straße stattfinden. Ziel ist eine Reduzierung von ortsfremdem Durchgangsverkehr, das Quartier soll spürbar entlastet werden. Unklar ist bislang jedoch, welche Regelungen konkret umgesetzt werden. Im Fokus der Planungen stehen eine flächendeckende Tempo-30-Zone, Einbahnstraßenregelungen und Sperrungen bis hin zur komplette Abriegelung des Wohngebiets als Anwohner-Zone. Gemeinsam mit den Verkehrsplanern des Ingenieurbüros SHP (Hannover) und Stadtbaumeister Stefan Weinl präsentierte John am Montag im Rahmen einer Bürgerversammlung ihre Überlegungen. Betroffene Anwohner sollen dem Rathaus dazu bis 17. Februar ihre Meinungen mitteilen.

Mehr als 180 Interessierte hatten sich in der Hirschangerturnhalle eingefunden, um sich über den aktuellen Stand der Planungen zu informieren. Bereits im November hatte es an gleicher Stelle eine erste Veranstaltung zum Thema gegeben. Laut John folgte "eine ganze Bandbreite von Anregungen" zur verkehrstechnischen Umgestaltung des Quartiers. SHP-Chef Jörn Janssen bezeichnete das Vorhaben als "mittelgroßes Thema": Für die Kreisstadt sei in diesem Viertel "Handlungsbedarf erkannt" worden, der aber nicht ohne Teilnahme der Bürger bewältigt werden könne. Gleichwohl sei derzeit "nichts in Stein gemeißelt", sagte Janssen: "Sie können auch anderer Meinung sein." Angestrebt werde ein einjähriger Verkehrsversuch.

Eine SHP-Mitarbeiterin präsentierte die Hauptrouten des Verkehrs durch das Wohngebiet, das methodische Vorgehen der Verkehrsexperten, Zieldefinitionen für die Anlieger sowie diverse Möglichkeiten einer geänderten Verkehrsführung. "Da muss man gucken, dass man einen Kompromiss findet", sagte sie. Neben der Ausweisung einer Tempo-30-Zone und eines Anliegergebiets hätte es viele weitere Ideen gegeben, darunter breitere Fußwege, Halteverbote, die Umgestaltung von Knotenpunkten, die Umwidmung des Riedener Weges zur Radl-Straße oder auch den Umbau der Tutzinger-Hof-Kreuzung zum Kreisverkehr. Weitere Vorschläge aus dem Rathaus zu Sperrungen und gegenläufigen Einbahnstraßen in der Otto-Gaßner-Straße oder Am Kreuth würden allerdings auch die Anwohner treffen. Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatten zwischen Strandbad- und Waldschmidtstraße gar Testfahrten unternommen, um vermeintliche Zeitvorteile bei verschiedenen Routen durch das Wohngebiet zu dokumentieren.

Die anschließende Debatte verdeutlichte ein weiteres Mal die tiefe Zerrissenheit der Bürgerschaft in der Starnberger Verkehrsfrage, die - allen Umfahrungswünschen zum Trotz - ausschließlich gekoppelt ist an den Bau des B2-Tunnels.

Ein weiterer Disput ergab sich zwischen John und Angelika Kammerl: Die parteifreie Stadträtin kritisierte die Bürgermeisterin, weil John die Planungen für das Wohngebiet und die Bürgerversammlungen ohne jegliches Mandat von Verkehrsausschuss und Stadtrat in Eigenregie initiiert hatte.

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