Starnberg:Der Tod des Kini, ein ewig Rätsel

Starnberg: Ludwig II. starb am 13. Juni 1886 bei Schloss Berg im Starnberger See, der damals noch Würmsee hieß. Um den Tod ranken sich bis heute Legenden.

Ludwig II. starb am 13. Juni 1886 bei Schloss Berg im Starnberger See, der damals noch Würmsee hieß. Um den Tod ranken sich bis heute Legenden.

(Foto: Sebastian Beck)

Filmemacher Klaus Bichlmeier kündigt Belege für einen Mord an Ludwig II. an. Seine Theorie bleibt jedoch Glaubenssache

Von Blanche Mamer, Starnberg

Es gibt sicher aktuellere Themen in Starnberg, aber nur wenige, die mit so vielen Emotionen behaftet sind, wie der Tod von König Ludwig II. vor 133 Jahren. Ist der Kini im Starnberger See ertrunken, war es Selbstmord, wurde er ermordet und ist er Opfer eines politischen Komplotts geworden? Für den Filmemacher Klaus Bichlmeier, der am Sonntag seinen Film "Ludwig 2 - Unerhörtes ist geschehen" im Starnberger Kino zeigte, war es eindeutig Mord. Im mit mehr als 150 aufmerksamen Zuschauern vollbesetzten Kinosaal verspricht er Enthüllungen, bisher nie gehörte Zeugen und Beweisstücke für seine Theorie, die indes Glaubenssache bleibt und kaum untermauert wird.

Schon die Einführung irritiert. Wozu braucht er einen solchen Mummenschanz im Kino mit drei Personen in schwarzen Kutten, die mit weißen Stricken aneinander gebunden sind? Zeigt das eine Nähe zum Geheimbund der Guglmänner, die fest daran glauben, dass ihr König von preußischen Soldaten erschossen wurde? Jedenfalls nährt er die Spekulationen und stützt sich auf ein Schreiben, das im Sommer 2016 an die Öffentlichkeit gelangt ist, den wohl letzten Brief, den Ludwig II. am 10. Juni 1886, drei Tage vor seinem mysteriösen Tod, an seinen Cousin Prinz Ludwig Ferdinand geschrieben haben soll. Der Brief belege, dass der König mit der Ankunft einer Delegation rechnete, die ihm seine Entmündigung mitteilen würde. "Hättest Du so etwas für möglich! gehalten?" steht in dem Brief, der wie ein Hilferuf klingt. Und weiter: "Wer kann nur hinter einem solchen Verbrechen stehen, Prinz Luitpold vermuthlich." Laut Bichlmeier wird damit eindeutig widerlegt, dass König Ludwig geisteskrank und regierungsunfähig gewesen sei, wie es vom Irrenarzt Dr. Gudden und dessen Kollegen attestiert worden war.

"Unser Kini war nicht deppert!", sagt Bichlmeier. Die erste "Fangkommission", wie der Filmemacher betont, sei am Tor von Schloss Neuschwanstein abgewiesen worden. Die zweite hat den König nach Schloss Berg gebracht. Im ersten Teil des Films spielt Bichlmeier die Klaviatur der Ludwig-II-Klischees, zeigt Schloss Neuschwanstein in allen Variationen, Szenen aus Sissi-Filmen, das letzte Foto der Kaiserin vor ihrer Ermordung und ist immer wieder selbst im Bild, um zu kommentieren.

Der zweite Teil werde die angekündigten Belege bringen, so Bichlmeier. Seine Interviewpartner, "Zeugen, die bisher nie gehört wurden", sind zwei alte Männer, die berichten, was ihnen die Väter und Großväter erzählt haben sollen. Da ist Ade Huber aus Berg, Urenkel des Schlossverwalters Leonhard Huber, welcher mithalf, die Leiche des Königs aus dem See zu bergen. Wegen der bereits eingetretenen Leichenstarre am nächsten Morgen habe man für die ärztliche Untersuchung das Hemd des Königs aufschneiden müssen. Sein Uropa habe heimlich ein Stückchen von dem feinsten Leinen eingesteckt. Und eben dieses hat Bichlmeier nun quasi als Beweis dabei, eingerahmt und hinter Glas. Kann man glauben - oder auch nicht. Huber sagt, der Verwalter habe einen Schweigeeid zu den Todesumständen ablegen müssen. Dafür habe er lebenslanges Wohnrecht auf Schloss Nymphenburg bekommen. Auch der Arzt, der die Leiche untersucht hatte, habe schweigen müssen. Auf dem Totenbett habe er sein Gewissen erleichtert und seiner Tochter von den schrecklichen Schusswunden am Rücken des Königs berichtet.

Der zweite Zeuge, der beim Dreh 96 Jahre alte Fritz Beyhl, will von seinem Vater gehört haben, dass 1961 "ein Chauffeur der Wittelsbacher" in der Wohnung "mit einem Packerl alten Zeugs aufgetaucht sei, das schnellstens im Ofen in der Waschküche verbrannt werden" sollte. Neben Briefen sei auch der Mantel Ludwigs dabei gewesen. Sein Vater sei im Krieg Sanitäter gewesen und habe die Löcher in der Rückseite des Mantels eindeutig als Einschusslöcher erkannt.

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