Starnberg:Der große Ausverkauf

Icíar Bollaíns Tragikomödie "El Olivio - Der Olivenbaum"

Von BLanche Mamer, Starnberg

Der Einstieg ist ziemlich herzlos, realistisch wohl, aber doch brutal. Die hübsche 20 Jahre alte Alma geht mit strammem Schritt durch eine Masthalle mit Tausenden von Hühnern. Wie selbstverständlich hebt sie ein paar leblose Körper vom Boden auf und wirft sie in einen Schubkarren. Dann fängt sie verängstigte Hennen ein, steckt sie in enge Kästen, die auf einen Laster gestapelt werden.

Dass diese wilde selbstbewusste junge Frau ein weiches Herz hat, wird erst klar, als sie sich um ihren Opa kümmert, der seit zwölf Jahren nicht spricht. Seit dem Tag, als seine Söhne gegen seinen Willen den uralten mächtigen Olivenbaum verkauften, der sein ganzer Stolz war und den er seit seiner Kindheit gepflegt hat. Als Komödie um eine Familie aus Spanien hatte Matthias Helwig den Film "El Olivo - Der Olivenbaum" von Regisseurin Icíar Bollaín angekündigt, leicht und hoffnungsvoll, "ein Öko-Märchen, das uns Nachhaltigkeit auf unterhaltsame Weise nahebringt, also genau richtig als Eröffnungsfilm für das Fünfseen-Filmfestival 2016".

Doch eins vorneweg: Man sollte die Taschentücher nicht vergessen, denn Märchen oder Komödie hin oder her, mehr als ein gestandenes Mannsbild verließ den Kinosaal schniefend. Was nicht heißt, dass der Film nicht auch lustig wäre. Die Geschichte um diesen Olivenbaum, dessen Stamm wie ein Monster aussieht, stammt aus der Feder von Paul Laverty, der etliche Drehbücher für Ken Loach geschrieben hat und seine Gesellschaftskritik immer gut dosiert. Also, alles dreht sich um den Methusalem von Olivenbaum. Die rebellische Alma, gespielt von Anna Castillo, erkennt, dass der Verkauf des Baumes der Grund ist für die Sprachlosigkeit und Resignation ihres geliebten Großvaters, den sie mit zärtlicher Hingabe pflegt. Schließlich hat er sich um das kleine Mädchen gekümmert, hat ihr den Umgang mit Olivenbäumen beigebracht und sich immer ihren Launen gebeugt. "Dieser Baum gehört uns nicht. Er ist mein Leben, er ist heilig", hatte der Opa gesagt, Alma hatte weinend und schreiend den Baum verteidigt. Verkauft wurde er doch. Er steht jetzt mitten in der riesigen gläsernen Halle der Zentrale eines Energiekonzern in Düsseldorf und ist das Logo für Nachhaltigkeit, wie Almas computeraffine Freundin herausfindet.

Gegen den Willen der Familie plant Alma, den Baum wieder zu beschaffen. Es gelingt ihr, ihren Onkel Alcachofa (Javier Gutiērrez) und Rafa (Pep Ambròs) einen Freund, der in sie verliebt ist, zu überzeugen. Rafa "entführt" den Zehntonner seines unsympathischen Chefs, und die Drei starten ihre Reise nach Deutschland. Und damit beginnt ein Roadmovie, das ständig zwischen Komik und Ernst schwebt. "Diese Deutschen sind so groß. Sie kaufen alles. Und wie sie englisch sprechen. Das muss an ihrer Wurst liegen..."

Und dann die Ernüchterung, Alma gaukelt ihren Fahrern vor, dass der Baum auf einer Wiese bei einem protestantischen Pfarramt steht und nur darauf wartet, wieder in seine alte Heimat zurückgebracht zu werden. Erst in Düsseldorf angekommen, wird das Spiel klar. Wie es ausgeht? Das darf nicht verraten werden.

"El Olivo" ist am Montag, 1. August, 20.30 Uhr, in Seefeld zu sehen, am Dienstag, 2. August, 10.30 Uhr, in Starnberg und 21.30 beim Open Air an der Schlossberghalle.

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