Starnberg:Das große Warten

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Gerade im Winter, wenn es auf Bahnsteigen besonders ungemütlich ist, häufen sich die Verspätungen der S-Bahn. Dafür gibt es viele Gründe. Ein Trost für Ammersee-Pendler: Die S8 ist im Schnitt etwas pünktlicher als die S6

Maria Anderl und Hannah Illing

Jeder Pendler weiß, wie nervig das ist: Da hat man sich abgehetzt um rechtzeitig zum Bahnhof zu kommen, steht auf dem S-Bahnsteig in der Kälte - und wieder kommt eine Durchsage, dass der Zug verspätet ist. Besonders oft mussten S-Bahn-Reisende im November warten: Nur jeweils 89,5 Prozent aller Züge der Linien S6 und S8 waren pünktlich. Im Vorjahr lag die Pünktlichkeit beider Linien noch bei etwa 95 Prozent. Die Bahn misst an den Bahnhöfen Weßling und Gauting alle Züge, die mehr als 5,59 Minuten zu spät sind. Mit "geringfügigen Verspätungen" sei schließlich immer zu rechnen, so ein Bahnsprecher. Doch er gibt zu, dass der November ein "schlechter Monat" war. An ganzen vierzehn Tagen waren mehr als zehn Prozent der Züge im ganzen S-Bahn-Netz verspätet.

Auf die Bahn müssen Fahrgäste manchmal lange warten. Auf einem Bahnhof wie in Tutzing ist das ungemütlich. Foto: Fuchs (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Reisende der S8 kommen im Durchschnitt ein bisschen pünktlicher an ihr Ziel, als Fahrgäste, die die S6 benutzen. Von Januar bis Oktober waren dieses Jahr 92,6 Prozent der Züge der S6 pünktlich; auf der Linie S8 lag die Pünktlichkeit um fast drei Prozentpunkte höher. Grund ist laut Bahn der Mischverkehr auf den Außenästen der S6: S-Bahnen, Regionalzüge und Fernzüge müssen sich dort einige wenige Gleise teilen. Da kann es dann schon vorkommen, dass die S-Bahn warten muss. Auch die Gleisbauarbeiten am Tutzinger Bahnhof haben den S-Bahnverkehr gestört. Diese sind mittlerweile beendet. Nur der barrierefreie Ausbau des Tutzinger Bahnhofs läuft noch - laut Bahnsprecher soll die Pünktlichkeit der S6 dadurch aber nicht wesentlich beeinträchtigt werden.

Der schlechteste Tag im vergangenen Monat war der 28. November: 35,2 Prozent der S-Bahnen hatten an diesem Donnerstag Verspätung. Grund war ein Notarzteinsatz an der Donnersbergerbrücke. Dort schwebte eine ältere Reisende in Lebensgefahr und musste im Zug behandelt werden. In der Folge war die Stammstrecke mehr als eine Stunde blockiert, was sich natürlich auch auf die Pünktlichkeit der Linien S8 und S6 auswirkte. In der Tat liegt die Wurzel der meisten Verspätungen in der Stammstrecke: Wenn es dort einen Notarzteinsatz gibt, kommt das ganze System ins Stocken. Das war laut Bahnsprecher im November besonders oft der Fall: "Wir hatten ausgesprochen viele Notarzteinsätze und Personen im Gleis."

Besonders gefährlich sind anscheinend Montage: Am Wochenanfang haben laut Bahnsprecher besonders viele Menschen Kreislaufprobleme. Am Montag ,den 11. November, erlitten gleich vier S-Bahnreisende innerhalb von 70 Minuten einen Schwächeanfall. Ein Notarzteinsatz hatte zu einer S-Bahn-Warteschlange geführt und damit eine Art Kettenreaktion ausgelöst: Reisende, die in vollen S-Bahnen mit viel Gedränge und wenig Sauerstoff warten müssen, kippen leichter um.

Bahnchaos herrschte auch am Donnerstag, 21. November: Bauarbeiter hatten da am Marienplatz ein Signalkabel durchtrennt. Doch auch die Winterkälte kann zu Weichenstörungen und damit zu Verspätungen führen: Denn bei Kälte verziehen sich die Schienen, so dass der Druck auf den Weichenmotor manuell erhöht werden muss. Auch das braucht Zeit. Um die S-Bahn-Pünktlichkeit zu verbessern, will die Bahn in Zukunft das Aufsichtspersonal in den Glaskanzeln auf der Stammstrecke so ausbilden, dass die Bahnmitarbeiter erste Hilfe leisten können, so dass der Zug nicht mehr auf den Notarzt warten müsste. Ein Störfallprogramm führt außerdem dazu, dass Züge bei einer Blockade der Stammstrecke wenden. So sollten zumindest die Außenäste wieder pünktlicher befahren werden.

© SZ vom 13.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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