Starnberg:Das große Abdichten

Messtrupps untersuchen von Herbst an alle Abwasserleitungen in den Gemeinden rund um den Starnberger See.

Michael Berzl

Die Dreckbrühe ist zu dünn: So lässt sich etwas flapsig ein Problem des Abwasserverbands in Starnberg beschreiben. Anders ausgedrückt: Wegen zahlloser Lecks in alten Rohren landet in der Kläranlage viel zu viel sauberes Wasser. Das verursacht diverse Probleme; darum widmet sich der Verband nun der Mammutaufgabe, die undichten Stellen in den sieben Gemeinden und der Kreisstadt aufzuspüren. Vom Herbst an werden Fachfirmen im Auftrag und auf Rechnung der Kommunen Leitungen prüfen. Den Anfang machen sie im Münsinger Ortsteil Degerndorf. Das Ingenieurbüro von Irina Dörschel in Inning bereitet gerade die Ausschreibung vor.

Klärwerk Starnberg

In der Kläranlage in Starnberg landet zu viel sauberes Wasser, das durch Lecks in die Kanalrohre fließt. Foto: Fuchs

(Foto: Fuchs)

Die Stadt Starnberg und Bernried kommen danach an die Reihe; dort sollen die Untersuchungen wohl Anfang nächsten Jahres beginnen. Auch die anderen am Verband beteiligten Gemeinden Berg, Feldafing, Pöcking, Seeshaupt und Tutzing haben ihre Bürger zum Teil schon unterrichtet. Sämtliche Hausanschlüsse im Versorgungsgebiet rund um den See werden die Fachleute im Lauf der Jahre untersuchen. In der Regel kommen dabei Kameras zum Einsatz, welche die Rohre von innen filmen. Druckprüfungen dienen zum Nachweis, dass die Leitungen dicht sind, mit Rauch oder Farbtests lässt sich außerdem herausfinden, ob Dachrinnen verbotenerweise an den Kanal angeschlossen sind. Verbandsgeschäftsführer Norbert Impelmann rechnet damit, dass es 20 Jahre dauert, bis alle Messungen abgeschlossen sind. Schäden müssen die Eigentümer auf eigene Kosten beheben lassen. Je nach Umfang der Arbeiten kann das mehrere tausend Euro ausmachen. In der Regel räumt die Gemeinde für die Reparatur eine Frist von einem Jahr ein.

Awamo" (Abwassermodell) nennt der Verband das Großprojekt. Seit vier Jahren kümmert sich die Diplomingenieurin Margot Große um das Problem mit dem Fremdwasser. Dabei geht es um erhebliche Mengen. Rund 3,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser werden pro Jahr im Verbandsgebiet verbraucht, in die Kläranlage fließen aber rund sieben Millionen Kubikmeter. Das ist etwa doppelt so viel, wie zu erwarten wäre, und viel mehr, als nach den Vorschriften zu tolerieren ist. Daher dränge auch das Landratsamt schon seit Jahren darauf, das Problem zu beheben, berichtete Impelmann am Donnerstag vor der Presse.

Hauptgrund für das große Abdichten ist aber, dass Ringkanal und Kläranlage die unnötig große Wassermenge kaum mehr fassen können. Bei starken Regenfällen komme es jetzt schon vor, dass Wasser über Notauslässe in den Starnberger See geleitet werden muss, berichtete der Betriebsleiter Dirk Lehnberg. Wenn es so weitergeht, müssten größere Rohre verlegt oder Rückhaltebecken gebaut werden, warnte der Berger Bürgermeister Rupert Monn in seiner Funktion als Verbandsvorsitzender. Dies gelte es aber zu vermeiden, um die Gebühren und Beiträge stabil zu halten. Der Verband informiert über das Programm unter www.awamo.de im Internet.

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