Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Das Ende der unendlichen Geschichte

Landrat Karl Roth legt nach jahrelangen Diskussionen den Grundstein für die Erweiterung des Landratsamts

Von Astrid Becker, Starnberg

Natürlich strahlt Landrat Karl Roth übers ganze Gesicht. Natürlich - denn mit einem hatte er fast nicht mehr gerechnet, wie er sagt: "Dass ich diesen Anlass noch mit Ihnen begehen darf." Aus mindestens zwei Gründen. Roth tritt 2020 für das Amt des Landrats nicht mehr an, und die Sache mit dem Erweiterung des Landratsamts ähnelte, zumindest aus Roths Sicht und der seiner Mitarbeiter, nahezu der unendlichen Geschichte. Am Freitag wurde nun der Grundstein für den Anbau gelegt, "plötzlich und unerwartet", wie Roth dann noch einmal betonte. Denn immerhin reicht die Geschichte dieses Akts gut sechs Jahre zurück.

Rund 150 Gäste, darunter viele Kreisräte, Alt-Landrat Heinrich Frey und auch Bürgermeisterin Eva John verfolgten das Ereignis, das Roth so zum Strahlen brachte. Eine Landkreismünze durfte er in den kupferfarbenen Metallzylinder packen, sein Stellvertreter Georg Scheitz folgte mit der Liste der Mitglieder des Kreistags, der Dritte Landrat Tim Weidner mit einem USB-Stick mit einem Video zum Klimadialog, ein paar Geldstücke bis hin zum Fünf-Euro-Schein packte Kreiskämmerer Stefan Pilgram dazu, flankiert von den die beiden lokalen Tageszeitungen vom 19. Juli, den Bauplänen, drei Röhrchen gefüllt mit Wasser, Erde und Luft, der Mitarbeiterzeitung des Landratsamts sowie dem Segensspruch der beiden Pfarrer. Dann wurde das Ganze in den Grundstein eingelassen und mit einer Platte versehen, die künftig im Foyer der Behörde eingemauert für Jedermann sichtbar sein soll.

Es gehört zum Brauch, Gegenstände, die für erhaltenswert eingeschätzt werden, der Nachwelt auf diese Weise zu hinterlassen. Fast verwunderlich wirkt es in diesem Fall und angesichts der Worte, die Roth wählte, dass nicht auch die ganze Geschichte des neuen Baus mit eingepackt wurde. Sie geht mindestens bis ins Jahr 2013 zurück.

Damals waren erste Gespräche mit den Architekten Fritz Auer und dem mittlerweile gestorbenen Carlo Weber über die Pläne eines Anbaus geführt worden. Notwendig waren diese wegen des Urheberrechts der Architekten - sie hatten den bestehende Bau, der 1985 errichtet worden war, entworfen, der später immer wieder preisgekrönt wurde. Klar, dass sie ihre Zustimmung an die Auflage knüpften, dass sich der Neubau eng am Bestand orientieren sollte. Eingeweiht wurde das Haus 1987. Damals waren 270 Mitarbeiter im Landratsamt beschäftigt, mittlerweile sind es 550. Das sei "zu kuschelig" geworden, wie Roth in seiner Rede sagte.

Einige Mitarbeiter waren zwischenzeitlich in provisorischen Bürocontainern untergebracht worden, später zogen einige Bereiche aus dem Hauptgebäude aus - etwa die Familienberatung und der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie in die Moosstraße sowie der Fachbereich Umwelt an den Tutzinger-Hof-Platz: "Diese räumliche Trennung ist auch für die Besucher nun wirklich nicht optimal", sagte der Landrat und begründete damit auch gleich, warum der Landkreis mittlerweile mindestens 18,5 Millionen Euro - nach derzeitigen Schätzungen - für den Bau ausgeben wird.

Leise, aber deutlich zu verstehende Kritik übte der Landrat in seiner Rede daher auch an der Stadt, die den Anbau am Ende wegen ihrer Stellplatzforderungen fast zum Scheitern gebracht hätte: "Wir hätten eigentlich nie gedacht, dass das mal unser großen Problem werden könnte." Von "aufreibenden nächtlichen Sitzungen" spricht er an diesem Freitag, bis das Bebauungsplanverfahren erfolgreich abgeschlossen worden sei. Der Anbau soll nun voraussichtlich im Frühjahr 2021 fertiggestellt sein.

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Quelle:
SZ vom 20.07.2019
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