Erst einen Schnelltest machen - und dann schön shoppen, in den Biergarten oder ins Kino: Die Stadt Starnberg will am Projekt "Öffnungskonzepte" des Bayerischen Gesundheitsministeriums teilnehmen und die Corona-Regeln nach Vorbild des sogenannten "Tübinger Modells" lockern. In enger Abstimmung mit dem Landratsamt hat die Stadtverwaltung eine Bewerbung eingereicht mit dem Ziel, "den Bürgerinnen und Bürgern ein Stück weit Normalität und Freiräume in der aktuellen Pandemielage zu ermöglichen", teilte das Rathaus mit. Die Stadt Starnberg wolle dazu beitragen, "durch Testen und gezieltes Öffnen die Pandemie auf einem anderen Weg unter Kontrolle zu bringen als durch den klassischen Lockdown". Landrat Stefan Frey (CSU) hatte bereits vor zwei Wochen erst den gesamten Landkreis Starnberg als Bewerber ins Gespräch gebracht und schließlich die Gemeinde Gauting angemeldet.
In Starnberg sollen verteilt über das Stadtgebiet Schnelltestzentren eingerichtet werden, die etwa 2400 Corona-Tests pro Tag ermöglichen würden. Bürgermeister Patrick Janik will insbesondere Händler, Wirte und Dienstleister unterstützen, "damit unsere Geschäfte und Außenbereiche der Restaurants sowie unser Kino verbindlich und unter klaren Bedingungen wieder öffnen dürfen". Seit Monaten halten Janik zufolge die Geschäftsleute der Innenstadt "ausgefeilte Hygiene- und Schutzkonzepte bereit und stehen für Öffnungsschritte in den Startlöchern".
Die Ausgangslage ist laut Stadtverwaltung ideal für das Modellprojekt: Starnberg gehört zur Metropolregion München und sieht sich als "Motor wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Entwicklung". Zudem sei die Stadt wichtiges Mittelzentrum mit touristischer Bedeutung. Die zahlreichen Gastronomiebetriebe würden sich für das Öffnungskonzept eignen.
Überrascht von der Bewerbung zeigte sich indes die Wirtschaftsreferentin des Stadtrats, Anke Henniger (FDP): "Das ist schön", sagte sie, "aber ich glaube nicht, dass daraus was wird." Grund für ihre Skepsis mit Blick auf das erwartete Infektionsschutzgesetz ist die Kritik am Projekt "Öffnungskonzepte". Henniger konzentriert sich seit Monaten auf einen Arbeitskreis zur Belebung des Zentrums, der drei Workshops auf den Weg bringt zu den Themen Fünfseen-Filmfestival, Weihnachtsmarkt sowie Begrünung und Bestuhlung.
Das Landratsamt befürwortet den Schritt, die Erfolgsaussichten konnte Sprecherin Barbara Beck nicht bewerten. Zur Bewerbung Gautings habe sich das Ministerium bislang nicht geäußert. Dort würde der Bahnhofsberg zu einer Einkaufsstraße werden: In Schnelltestzentren an beiden Enden könnten Besucher mit negativem Ergebnis ein Tagesticket bekommen. Die Staatsregierung hatte eine Entscheidung über die acht Modellregionen - davon zwei in Oberbayern - nach steigenden Inzidenzen und der Diskussion um die bundesweite Notbremse auf kommende Woche vertagt.