Starnberg:Car-Sharing kommt nicht in die Gänge

Mangels Nachfrage schließt Stattauto die Station in Herrsching. In Gauting hat sich das System dagegen bewährt.

Armin Greune

Bundesweit boomt Car-Sharing, doch im Fünfseenland fasst das Konzept nur mühsam Fuß. Je näher der Standort der Autos an München liegt, umso höher ist die Auslastung, lautet das wenig überraschende Fazit der Betreiber. In ländlichen Bereichen aber finden sich wenig Interessenten für die Idee, ein Auto stets zur Verfügung zu haben, ohne es selbst besitzen zu müssen. Gerade hat der Anbieter Stattauto München deshalb den Standort Herrsching aufgegeben.

Starnberg: Stattauto München hat auch Stützpunkte im Fünfseenland. Foto:  Haas

Stattauto München hat auch Stützpunkte im Fünfseenland. Foto:  Haas

(Foto: Robert Haas)

"Die Auslastung lag weit unter der Schmerzgrenze", sagt Martin Heinz von Stattauto: "Es tut uns leid, eine Station schließen zu müssen, aber die nächste in Seefeld ist ja nicht so weit weg." Heinz musste in den vergangenen Tagen einige Reklamationen entgegennehmen. Er hofft, dass nun die Auslastung in Seefeld steigt, denn die Nachfrage sei dort auch unbefriedigend, ebenso wie in Gilching.

In der Stadt und der näheren Umgebung steigt hingegen die Zahl der Nutzer stetig: Stattauto verzeichnet jährlich einen Zuwachs um etwa zehn Prozent und zählt nun 9300 Teilnehmer. An mittlerweile 90 Stationen wird ein durchschnittlicher Auslastungsgrad von 47 Prozent erreicht, sagt Martin - in Herrsching aber waren es gerade einmal 16 Prozent.

Bevor der Standort dort am S-Bahnhof geschlossen wurde, hatte Stattauto die Station dem Verein "Ökomobil Pfaffenwinkel" angeboten, der seit zehn Jahren von Weilheim aus operiert und unter anderem in Bernried und Seeshaupt Car-Sharing anbietet. Der 140 Mitglieder zählende Verein musste diese Offerte freilich ablehnen. Bei einer derzeitigen Auslastung von 26 Prozent sei man ohnehin noch um zehn Prozent unter der Marge, wo sich das Angebot rechne, sagt der Vorsitzende Erich Zimmermann: "Es funktioniert nur, weil die meisten logistischen Aufgaben ehrenamtlich bearbeitet werden."

In Bernried stehen 17 Teilnehmern zwei Ökomobil-Autos zur Verfügung, in Seeshaupt teilen sich 14 Personen oder Familien ein Fahrzeug. Die Nachfrage in Bernried sei gerade noch zufriedenstellend, meint Zimmermann - was sich von Seeshaupt allerdings kaum sagen ließe.

In Starnberg hat Stattauto zwei Autos am Bahnhof Nord postiert. Die Nachfrage hält sich dort freilich in engen Grenzen, 2009 wurden noch 16 Teilnehmer registriert. 2004 bis 2006 hatte die Stadt insgesamt 19000 Euro zur Anschubfinanzierung des Car-Sharing-Projekts beigesteuert, nun muss der Anbieter alleine sehen, wie er - bislang mehr schlecht als recht - über die Runden kommt. Immerhin werden die Autos häufiger von Rathausmitarbeitern als Dienstwagen genutzt, sagt Stadtsprecher Springer.

Genau den umgekehrten Weg hat man in Gauting gewählt: Neben einem direkt von Stattauto bereitgestellten Wagen am Bahnhof bietet das Rathaus seit 1997 seine geleasten Fahrzeuge außerhalb der Dienstzeiten Stattauto-Kunden an. Dieses System habe sich in jeder Hinsicht bewährt, sagt Joachim Graf, Geschäftsleitender Beamter der Gemeinde: "Ich kann es nur empfehlen." Die vier Wagen werden inzwischen je etwa zur Hälfte von Rathausmitarbeitern und Car-Sharing beansprucht; man bemühe sich um flexible Buchungszeiten, die nicht nur Abende und Wochenenden umfassen. 2009 blieb der Kommune ein Überschuss von 1500 Euro, "ein Zubrot zur Leasingrate", nennt es Graf - außerdem erspare sich Gauting Dienstleistungen wie etwa die Benzinkostenabrechnung.

Unter den 161 Car-Sharing Fahrten fanden sich regelmäßige Nutzer, wie etwa eine Gautingerin, die alle 14 Tagen mit dem Hund zum Tierarzt nach Starnberg pendelt. Auf der anderen Seite stehen mehrwöchige Buchungen für Urlaubsreisen: Eins der Gemeindeautos begegnete Graf im vergangenen Sommer in Südfrankreich.

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