Lieb und teuer sind der Stadt Starnberg nicht nur Wasserpark, Musikschule und Heimatmuseum, sondern auch die Stadtbücherei. Rund 840 000 Euro beträgt der Anteil am fünf Millionen Euro schweren Gesamtpaket, das die Stadt jährlich freiwillig trägt; der finanzielle Deckungsgrad der Bücherei beträgt lediglich 4,7 Prozent. Der Stadtrat beriet im Rahmen seiner Bemühungen zur Konsolidierung nun unlängst darüber, ob und wie man auch an der Stadtbücherei sparen könnte. Doch der Spielraum ist eng, und auch Geschäftsleiter Ludwig Beck musste eingestehen: „Weitere Einsparmöglichkeiten gibt es nicht.“
Die Stadtbücherei im Alten Rathaus an der Hauptstraße ist ein beliebter Anlaufpunkt für alte, junge und ganz junge Leser. Knapp 55 000 Medien stehen zur Verfügung, die Leiterin Ilona Obermeier und ihre fünf Mitarbeiterinnen – die meisten davon in Teilzeit – verwalten. Im Stellenplan sind zwar 5,6 Stellen (ohne Auszubildende) vorgesehen, besetzt sind aber nur 2,79 Stellen: „2,81 Stellen wurden bereits im Wege der natürlichen Fluktuation eingespart“, heißt es dazu lapidar in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. Das fehlende Personal wiederum führte bereits zu einer Reduzierung der Öffnungszeiten von bislang 32 auf nunmehr 26 Öffnungsstunden von Dienstag bis Samstag – das aber bei eingeschränktem Service.
Im Gremium ergab sich nun eine leidenschaftlich geführte Debatte darüber, wie viel Kürzerei die Bücherei überhaupt noch verträgt. Die Antwort ist eindeutig: keine mehr. Die personellen Kapazitäten sind erschöpft, die Mitarbeiterinnen am Limit. Weitere Entlastungen seien nur durch verkürzte Öffnungszeiten zu erreichen, hieß es, was jedoch keine Auswirkungen auf die Personalkosten in Höhe von 231 000 Euro pro Jahr hätte. Dabei steht die Starnberger Stadtbücherei im Vergleich nicht schlechter da als andere Bibliotheken ähnlicher Größenordnung. Rund 130 000 Entleihungen registrierte man im Jahr 2023 – nur eben mit weniger Personal.
Angesichts der dramatisch schlechten Finanzlage will es der Stadtrat vorerst beim bereits Beschlossenen belassen. Gebühren wurden schon erhöht, alle Ausgabepositionen im Rahmen der Haushaltsaufstellung für 2024 aufs notwendige Mindestmaß reduziert. Allerdings soll demnächst außerplanmäßig ein zweites automatisiertes Rückgabe-Terminal für 13 000 Euro angeschafft werden. Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) und die Stadträte Thorsten Schüler (UWG) und Marc Fiedler (FDP) verwiesen darauf, dass es bereits Leihbibliotheken ganz ohne Personal gebe. Und Angelika Fränkel (Grüne) brachte die Möglichkeit ehrenamtlicher Tätigkeit ins Spiel.
Doch soweit ist es in Starnberg noch nicht. Nächstes Jahr will der Stadtrat erneut über die Situation der Bücherei beraten, eine Schließung kommt vorerst nicht infrage. Auch soll es zu den Öffnungszeiten bei zwei Mitarbeitenden in Präsenz bleiben. Auf die an Bücherei-Chefin Obermeier gerichtete Frage von CSU-Stadtrat Ludwig Jägerhuber („Können Sie mit unserem Beschluss ein Jahr lang leben?“), antwortete sie mit gequältem Lächeln: „Ja, aber es ist nur ein Aufrechterhalten – nicht mehr.“