Die Tat erschüttert eine ganze Region: Drei Leichen hat die Polizei am Sonntag vor zwei Wochen in einem Starnberger Einfamilienhaus entdeckt. Schon am nächsten Tag waren sich die Ermittler sicher, dass der Sohn mit zwei Pistolen erst seine Eltern und dann sich selbst erschossen hat. Doch nun soll alles ganz anders gewesen sein. Ein 19-jähriger Freund des getöteten Starnbergers steht unter Mordverdacht. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft München II soll der junge Mann aus Olching (Landkreis Fürstenfeldbruck) den Starnberger und dessen Eltern erschossen haben, er sitzt in Untersuchungshaft. Laut Polizei hat der Verdächtige ein Geständnis abgelegt. Das Motiv sei unklar. Die Tat habe jedoch mit "Waffenaffinität" zu tun, sagte der Leiter der Kripo Fürstenfeldbruck, Manfred Frei. Der getötete Starnberger absolvierte eine Ausbildung zum Büchsenmacher.
Zeugenaussagen aus dem Umfeld dieses Ausbildungsbetriebs hätten die Ermittler auf die Spur des 19-Jährigen gebracht. Es habe zunächst der Verdacht bestanden, dass er illegale Waffen des Starnbergers hortete. Bei einer Durchsuchung der Wohnung in Olching sei ein ganzes Waffenarsenal im Dachgeschoss gefunden worden, darunter auch Kriegswaffen sowie Stoffe, mit denen Sprengstoff hergestellt werden könne. Der mutmaßliche Täter soll ein Handyvideo zum Tatgeschehen gedreht haben. "Das Video haben wir rekonstruieren können", sagte Andrea Mayer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Darauf sei der Tatort, nicht die Tat zu sehen. Der 19-Jährige habe gestanden, erst den Sohn, dann die Eltern erschossen zu haben. Danach habe er den Tatort so hergerichtet, dass der getötete Freund als Täter erschien.
Bluttat in Starnberg:Sohn soll Eltern und sich selbst erschossen haben - Tatwaffen waren illegal
Die Polizei sucht nun nach einem Motiv und der Herkunft der beiden Pistolen. Der 21-jährige Starnberger soll auch auf den Golden Retriever seiner Familie gefeuert haben.
Ein 18-Jähriger aus dem Landkreis Starnberg sei ebenfalls in der Wohnung des 19-Jährigen festgenommen worden. Dieser soll den Verdächtigen zum Tatort gefahren und wieder abgeholt sowie von dem Mordplan gewusst haben. Bei den mutmaßlichen Tatwaffen handelt es sich um eine Glock, Kaliber neun Millimeter, und um eine Walther, Kaliber 6,35 Browning. Insgesamt sollen zwischen zwölf und 15 Schüsse abgefeuert worden sein. Der 19-jährige Freund wusste laut der Ermittler den Eingangscode des Hauses und soll sich damit den Zutritt verschafft haben. Der mutmaßliche Täter soll auch zweimal auf den Familienhund geschossen haben, der im Schlafzimmer des Ehepaars verletzt gefunden wurde.
Dass die Polizei sich so früh und so eindeutig auf den Sohn als den Todesschützen festgelegt hatte, erklärt das Präsidium mit der zunächst scheinbar eindeutigen Spurenlage. Die 60-jährige Frau, eine Psychologin, lag tot im Bett, ihr 64 Jahre alter Ehemann, ein Beleuchter beim Fernsehen, daneben auf dem Boden. Der erschossene Sohn befand sich zugedeckt in seinem Bett mit einer Pistole in der Nähe des Kopfes - es sollte laut Staatsanwaltschaft nach Selbstmord aussehen. Sie geht davon aus, dass die tödlichen Schüsse in den frühen Morgenstunden des 11. Januar auf die drei Menschen abgegeben wurden; Einbruch- und Kampfspuren wurden nicht entdeckt. Im Laufe der Ermittlungen ergaben sich allerdings einige Ungereimtheiten am Tatort, die nicht zu erklären waren. Denn die drei Leichen lagen im ersten Stock des Hauses, dem Vernehmen nach sollen aber auch im Eingangsbereich Blutspuren gefunden worden sein, jedoch nicht im Flur und auf der Treppe. Es wurde auch kein Abschiedsbrief gefunden.
"Es ist furchtbar, was geschen ist", sagt eine Nachbarin, die keine Schüsse gehört hat. "Und jetzt dieser neue Schock." Die Maklerin hatte sich seit der Gewalttat darüber gewundert, dass der Sohn auch auf den Hund geschossen haben soll. Das Tier habe er doch so geliebt, erzählt die Starnbergerin. Auch sie hat auf die Gartenmauer eine Kerze zwischen Blumen abgestellt und will zur Trauerfeier der Opfer gehen.
Die Leichen waren am Sonntag vor zwei Wochen gefunden worden. Nachdem die Tochter ihre Eltern telefonisch nicht mehr erreichen konnte, hatte sie die Polizei eingeschaltet, die mit einer Streife zu dem Einfamilienhaus fuhr.