Bluttat von Starnberg:Mutmaßlicher Todesschütze war der Polizei bereits bekannt

Drei Tote in Haus in Starnberg

Ein Polizist kommt aus einem Haus in Starnberg, in dem drei Tote gefunden wurden.

(Foto: dpa)
  • Der mutmaßliche Todesschütze von Starnberg war der Polizei doch bereits mit einer scharf gemachten Schreckschusspistole aufgefallen.
  • Seine Eltern soll er mit einer Walther aus den 30er-Jahren erschossen haben.Die Pistole mit Kaliber 6,35 ist laut Landeskriminalamt in größerer Zahl im Umlauf.

Von Christian Deussing, Starnberg

Die Bluttat in einem Einfamilienhaus im Norden Starnbergs, bei der ein 21-Jähriger seine Eltern erschossen und sich selbst mit einer Kugel in den Kopf umgebracht haben soll, wirft weiterhin Fragen auf. Denn das Motiv für den mutmaßlichen Doppelmord bleibt ungeklärt, genauso wie die Herkunft der beiden Pistolen, aus denen geschossen wurde. Nach SZ-Informationen handelt es sich bei der älteren der zwei Waffen um eine Walther, Kaliber 6,35 Millimeter, aus der Vorkriegszeit.

Die Ermittler suchen derzeit in dem Anwesen nach weiteren Waffen oder auch nach Munition, die womöglich versteckt sind. Weder der Sohn noch die Eltern besaßen einen Waffenschein. Die Polizei fand die Leichen der Eheleute am Sonntagabend in ihrem Schlafzimmer im ersten Stock, in der selben Etage die Leiche des Sohnes neben einer Pistole. Allerdings gibt es auch Blutspuren im Erdgeschoss, die die Ermittler noch keiner der Personen zuordnen können - diese Spuren könnten auch von dem angeschossenen Familienhund Rocco stammen, der beim toten Ehepaar gefunden wurde.

Die Ermittlungen und Ergebnisse der Obduktionen haben sich aus Sicht der Kriminalpolizei bestätigt: Demnach hat der 21-jährige Starnberger zuerst seine 60 und 64 Jahre alten Eltern und dann sich selbst erschossen. Doch der Auslöser ist nach wie vor unklar und kann womöglich nicht mehr ergründet werden. Derzeit werten die Ermittler auch Handys und Computer aus, um Hinweise zu erhalten. Doch eines scheint mittlerweile festzustehen: Der 21-Jährige galt als Waffennarr und Sonderling.

Eine Polizeistreife hatte ihn nämlich vor etwa eineinhalb Jahren am Starnberger Bahnhof Nord kontrolliert und in seiner Hosentasche eine aufgebohrte Schreckschusspistole entdeckt. Dadurch könne eine Geschossenergie entstehen, die an eine scharfe Waffe heranreiche, so ein Ermittler. Der junge Mann soll auch mit einer geringen Menge Cannabis erwischt worden sein. Der Starnberger fiel zudem auf, weil er laut Polizei mit einem Kameraden im Wald in der Nähe seines Elternhauses mit Softair-Waffen geschossen hatte. Das Duo habe Aluminiumkugeln abgefeuert. Die Burschen konnten die Erlaubnis für die Druckluftwaffen nicht vorweisen.

Nun hoffen die Fahnder der Kripo, möglichst bald das Motiv des Verbrechens und die Herkunft der beiden Pistolen herauszufinden, die der mutmaßliche Schütze auch gestohlen haben könnte. Es sei aber genauso möglich, dass der 21-Jährige die Waffen illegal gekauft hat. Walther-Pistolen mit Kaliber 6,35 seien ein Waffentyp, der in größerer Zahl im Umlauf sei, weiß die Polizei. Von allen 2261 Menschen im Landkreis mit Waffenbesitzkarte verfügen laut Landratsamt 254 über eine Pistole dieses Typs. Wer diese illegal erwerben wolle und sich mit Waffen beschäftige, habe immer die Möglichkeit, an ein Exemplar heranzukommen, erläutert ein Sprecher des Landeskriminalamtes.

Hierzu hatte der 21-Jährige womöglich die nötigen Kenntnisse, denn er absolvierte eine Ausbildung zum Büchsenmacher. Ein Händler, der einem Kunden eine Pistole ohne Vorlage einer Waffenbesitzkarte verkauft, macht sich strafbar. Hierbei prüft die Justiz zudem, inwieweit der Verkäufer auch für die Folgen des illegalen Geschäfts haften muss.

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