Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Bilder aus der Grauzone

Mechthild Gehres und Johannes Hofbauer stellen in der Seeresidenz Alte Post in Seeshaupt aus

Von Katja Sebald

Seeshaupt - Der Begriff Grauzone wird zumeist im Zusammenhang mit juristischen Unklarheiten und Schlupflöchern verwendet. Speist man jedoch "Grau" in eine Suchmaschine ein, gelangt man umgehend ins Problemfeld "Graue Haare". Die farblosen Töne zwischen Weiß und Schwarz gelten als Inbegriff von Alter, Sorgen, Langeweile und schlechtem Wetter, allenfalls noch von Sachlichkeit. Und nicht von ungefähr steckt "Grau" auch im "Grauen". Mit "Keine Grauzone" haben Mechthild Gehres und Johannes Hofbauer ihre gemeinsame Ausstellung in der Seeresidenz Alte Post in Seeshaupt überschrieben.

Ob die Malerin und der Bildhauer, die beide spät und ohne akademische Ausbildung zur Kunst gefunden haben, mit diesem Ausstellungstitel auf ihr eigenes Alter und die damit einhergehende Haarfarbe oder aber auf die der Bewohner der Seniorenresidenz anspielen wollen, oder ob sie auf eine Vermeidung von Farb- und Kunstlosigkeit in der noblen Altenherberge abzielen - das erschließt sich dem Ausstellungsbesucher nicht.

Tatsächlich ist die farblose Farbe Grau in den Bildern von Mechthild Gehres oft zu finden. "Die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Materialien begeistert mich immer wieder aufs Neue", sagt die 1949 geborene Malerin. Nicht nur das "Arbeiten mit Acryl- und Ölfarben, Pigmenten, Tuschen, Wachs und mehr" ist für sie "eine schöpferische Herausforderung", auch hinsichtlich der malerischen und zeichnerischen Techniken und nicht zuletzt hinsichtlich der Farbklänge, die sie mit Grau kombiniert, ist ihre Bandbreite durchaus recht groß.

Mal steht das Grau zwischen den starken Kontrasten aus Weiß, Schwarz und Rot, und mal bettet es zarte, morbide Farbabstufungen ein, die sich meist zu Andeutungen von kargen Landschaften fügen. Und gerade hier offenbart die Künstlerin, die seit 1998 malt und sich in zahlreichen Kursen und an Privatakademien fortbildet, ein durchaus feines Gespür für leise Nuancen. Die Natur bezeichnet Gehres als "Grundthema" für ihre Bilder. Horizontlinien oder Küstenverläufe lassen sich erahnen, mal lassen sich vage Formen als Felsen oder Pflanzen lesen, mal geben sie konkrete Hinweise auf Boote und mal finden sich Spuren von Schriften in den Bildflächen. Nur selten lässt die Malerin die Welt der Gegenständlichkeit ganz hinter sich.

Dekorative Dinge aus Holz weiß der 1956 geborene Johannes Hofbauer herzustellen. Als gelernter Drechsler und langjähriger Marktleiter des Schwabinger Künstler-Weihnachtsmarkts bewegt er sich im kunsthandwerklichen Bereich, auch mit seinen freien Arbeiten stellt er sein handwerkliches Können im Umgang mit dem Werkstoff Holz unter Beweis: Er verarbeitet Pappel und Weide ebenso wie Ahorn und Walnuss. Er macht das Holz durch eine Vielzahl von Einschnitten "beweglich", sodass es sich zu einem "Torbogen" und einem "Strahlenkranz" auffächern lässt. Er formt Wellenartiges und Gebogenes, er stapelt beinahe papierdünne Holzstücke zu einem Türmchen und nennt das Ganze "Zettels Traum". Er schneidet staksig hochbeinige Objekte aus ganzen Stämmen oder fertigt filigrane Gebilde aus dünnen Stäben. In Seeshaupt zeigt er beinahe ausschließlich spielerische Arbeiten im kleinen Format, bei denen es um den Effekt des gerade noch Machbaren geht.

Die Ausstellung "Keine Grauzone" in der Seeresidenz Alte Post in Seeshaupt ist noch bis zum 17.9.2017 zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2017
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