Starnberg:Beute, Bier und Blasmusik

Das Aufstellen von Maibäumen gehört auch im Fünfseenland fest zum Jahreslauf. Es ist auf jeden Fall ein Grund, ordentlich zu feiern

Von Astrid Becker, Starnberg

Um es deutlich zu sagen: Der Maibaum als solcher gehört zwar zur Tradition, er hat aber keine Geschichte. Zumindest keine, die eindeutig belegen würde, woher der Brauch mit dem verzierten Stangerl wirklich kommt. Dafür ranken sich um ihn umso mehr Geschichten: Im Chiemgau zum Beispiel löste ein Maibaumdiebstahl vor mehr als 100 Jahren einen Krieg zwischen zwei Dörfern aus. Und der Tierfilmer Heinz Sielmann behauptete sogar einmal, Ende der Sechziger in Neuguinea einen Vogel dabei beobachtet zu haben, wie er einen etwa 30 Zentimeter hohen, eigentümlich geschmückten Stamm errichtete.

Das freilich klingt etwas fabulös, oder, um es in anderen Worten zu sagen: Wenn es um Maibäume geht, bleibt immer auch ein gehöriger Spielraum für Fantasie. Eines allerdings gehört zur Realität: Der Maibaum als solcher gibt den Menschen meist ausreichend Grund zum Feiern, also bisweilen sogar zum Tanzen und häufig einfach nur zum Biertrinken. Gerade letzteres spielt eine ganz große Rolle, in Bayern und vor allem auch im Fünfseenland. Das liegt an den vielen Gelegenheiten rund um den Baum, die ohne Bier einfach nur halb so lustig wären.

Tutzings Golfer besitzen eigenen Maibaum

Ein schöner Maibaum mit dem traditionellen Zunftzeichen steht in Tutzing.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das fängt bereits bei der Auswahl des zu schlagenden Baumes an, die begossen werden muss. Das geht dann unmittelbar über in die Verwandlung des Stammes in einen Maibaum bis hin zur Wacht über ihn, damit ihn nicht findige Diebe stehlen. Die Unterbrunner Burschen zum Beispiel, die als Experten auf diesem Gebiet gelten und daher besonders trinkfest sein müssen. Denn den Maibaum bekommt der Bestohlene nur gegen eine Brotzeit und natürlich gegen Bier zurück. So ist es Brauch. Man bemerke: Wenn das alles passiert, ist der 1. Mai noch gar nicht gewesen.

Apropos Unterbrunn. Bis Redaktionsschluss haben die Burschen in diesem Jahr mit Sicherheit zwar Bier getrunken, aber noch keine Beute gemacht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich jeder noch so schöne Brauch im Laufe der Zeit auch verändert. So ist es mittlerweile Usus geworden, den Baum im Wald nicht nur zu schlagen, sondern ihn dort auch maibaumgerecht aufzuarbeiten. Diebstahl im Wald ist allerdings strengstens untersagt - und die Unterbrunner nehmen das auch recht ernst. Daher dürfte die Auswahl des Diebesgutes heuer vielleicht ein wenig schwer gefallen sein. Zumindest ist dies aus Unterbrunner Kreisen zu vernehmen.

Neue Maibäume

Sonntag, 30. April:

Auing: 11 Uhr

Montag, 1. Mai:

Bernried: 10 Uhr

Dießen: 10.30 Uhr

Etterschlag: 13 Uhr

Farchach: 12 Uhr

Gauting: 10 Uhr

Gräfelfing: 10 Uhr

Hadorf: 9.30 Uhr

Herrsching: "Maibaum

der Wünsche und Hoffnungen"

im Café Blabla, 18 Uhr

Hochstadt: 10 Uhr

Oberbrunn: 10.30 Uhr

Pentenried: 11 Uhr

Pöcking: 10 Uhr

Utting: 11 Uhr

Walchstadt: 11 Uhr

Sonntag, 14. Mai:

Gut Kerschlach

Nicht ändern dürfte sich allerdings die Sache mit dem Bier und den Feiern am Tag des Aufstellens selbst. Da fließt ordentlich Stoff, ist von denjenigen zu hören, die derartige Veranstaltungen regelmäßig besuchen. Meist wird ein Bierzelt aufgestellt, die Vereine kümmern sich ums Essen, um so auch ihre Kassen aufzufüllen, es spielt die örtliche Blasmusik oder ein DJ legt am Abend Partymusik für die Jugend auf. Ab und zu gibt es noch Hüpfburgen oder sonstige Vergnügungsgeräte für Kinder. Ob letztere allerdings zur Tradition gehören, ist fraglich. Zur Geschichte des Maibaumes mit Sicherheit nicht. Aber die wird ja ohnehin ein ewig Rätsel bleiben. Was auch egal ist. Hauptsache, der Spaß bleibt. Auch im Fünfseenland.

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