Süddeutsche Zeitung

Starnberg/Berg:Meilenstein zur Energiewende

Mit der Genehmigung des Landratsamts ist die Gemeinde Berg jetzt beim Bau von vier Windrädern in den Wadlhauser Gräben auf der sicheren Seite. Die Debatte über die Wirtschaftlichkeit der Anlagen folgt erst im Herbst

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg/Berg

Das Landratsamt Starnberg ging auf Nummer sicher: Noch vor dem 1. August hat es die geplanten vier Windkraftanlagen in den Wadlhauser Gräben bei Berg genehmigt. "Das war uns ganz wichtig", sagte Landrat Karl Roth. "Wir wollten ein Zeichen setzen im Sinne der Energiewende." Deshalb arbeitete man in der Kreisbehörde unter Hochdruck.

Der 1. August gilt in der Diskussion um größere Abstände von Windrädern zur Wohnbebauung als Schlüsseltermin. Zwar will die Staatsregierung erst im Herbst entscheiden und eine neue gesetzliche Grundlage schaffen, aber Roth hatte die Befürchtung, dass die neue Regelung rückwirkend ab 1. August gelten könnte. Ursprünglich war es von Ministerpräsident Horst Seehofer auch so geplant. Die Formel Höhe der Anlage mal zehn Meter Distanz zu Wohnhäusern, die künftig für alle neuen Windräder gelten soll, hätte für die Berger Windräder, die etwa 200 Meter hoch sind und 1,1 Kilometer von Wohnhäusern entfernt sind, das Aus bedeutet. Um der geplanten Regelung zuvor zu kommen, musste die Genehmigung der vier Windräder noch vor dem 1. August vorliegen. Das haben die Beamten des Landratsamts geschafft. "Es ist ein weiterer großer Mosaikstein im Rahmen der Energiewende", freute sich Roth. Allerdings machte er im Gespräch auch deutlich, dass die Genehmigung nicht gleich die Errichtung bedeuten würde. Das ist natürlich Sache der Gemeinde Berg.

Der Berger Bürgermeister Rupert Monn sprach von einem "großen Meilenstein". Man habe viel Arbeit und viel Herzblut in die Sache gesteckt. "Die vier Windräder werden, sollten sie gebaut werden, den Landkreis voranbringen." Monns Vorsicht in punkto Bau der Windräder hat ihre Gründe. Denn die Frage nach der Wirtschaftlichkeit muss noch geklärt werden. Darüber soll der Berger Gemeinderat im Herbst diskutieren und entscheiden. Zu dieser Prüfung gehören unter anderem die Kosten des Straßenbaus in die Wadlhauser Gräben und die Ersatzzahlungen für Ausgleichsflächen an die Staatliche Forstverwaltung. Diese muss die Gemeinde in voller Höhe aufbringen und nicht, wie bei anderen Projekten üblich, nur zu 50 Prozent. Mit einer Summe von etwa 180 000 Euro muss gerechnet werden. "Wenn unter dem Strich herauskommt, dass sich die Windräder lohnen, dann werden wir auch weitermachen", meinte Monn am Freitag.

Um die Windräder betreiben und finanzieren zu können, ist die Gründung einer gemeindlichen GmbH & Co. KG im Gespräch. Als Kommanditisten, so die ersten Überlegungen, kämen Bürger infrage oder auch die Energiegenossenschaft Fünfseenland. Diese sucht ohnehin händeringend nach Projekten, um die Gelder ihrer Mitglieder gewinnbringend anzulegen. Das hatte kürzlich in der Jahresversammlung der Geschäftsführer der Genossenschaft, Gerd Mulert, betont.

Die Berger Windräder, das ist auch klar, dürften vorerst die einzigen bleiben, die im Landkreis Starnberg eine realistische Chance haben, gebaut zu werden. Die anderen Vorhaben in Inning und in Weßling liegen derzeit auf Eis. Beide Gemeinden haben Standorte in der Nähe der Lindauer Autobahn A 96 im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Allerdings zögern potenzielle Investoren, zumal sich auch die Münchner Stadtwerke, die noch vor vier Jahren große Pläne hatten, aus dem Windkraftgeschäft im Fünfseenland zurückgezogen haben. Die neue Abstandsregelung wird die Errichtung von Anlagen in der Region München auch weiter erschweren.

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SZ vom 02.08.2014
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