"See and the City":Autofreies Experiment

"See and the City": Sonnenbaden am Bahnhofsplatz, das können die Starnberger am Samstag beim Projekt "See and the City".

Sonnenbaden am Bahnhofsplatz, das können die Starnberger am Samstag beim Projekt "See and the City".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Starnberger erobern sich ein Stück Lebensqualität am Bahnhofsplatz zurück.

Von Peter Haacke

Der Auftakt am Samstag hätte kaum besser verlaufen können: Mit einem großen Familienfest hat die Stadt Starnberg am "Tag der Städtebauförderung" ein zukunftsweisendes Projekt gestartet, das als "See and the City" am Bahnhofplatz noch bis 3. Oktober erhalten bleibt. Ziel der Aktion: Fußgängern und Radfahrern in einem hoch verkehrsbelasteten Bereich mehr Raum gewähren und die Aufenthaltsqualität spürbar verbessern. Was viele Besucher bei Spaß und Spiel erfreute, die sich an diesem autofreien Tag zwischen dem Rondell am Bayerischen Hof und Maximilianstraße tummelten, stellte für Autofahrer eine Geduldsprobe dar: Wie schon am Mittwoch und Donnerstag gab es Staus auf der B2 und der Possenhofener Straße. Der Bahnhofplatz war am Abend wieder befahrbar.

Der Bahnhofplatz ist einer der zentralen Stadträume und wichtiges Bindeglied zwischen Innenstadt und Seepromenade. Für den Projektzeitraum von knapp fünf Monaten wurde eine Stadtpromenade geschaffen, auf der die Menschen mehr Raum haben: Gehwege wurden optisch verbreitert, die Fahrbahn verengt sowie die Anzahl der Parkplätze verringert. Im gesamten Bereich des Bahnhofplatzes gilt für Autofahrer nun Tempo 20.

"See and the City": Auch den Kindern macht das Spielen auf der Straße viel Spaß.

Auch den Kindern macht das Spielen auf der Straße viel Spaß.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)
"See and the City": Mehr Raum für Fahrradfahrer, das ist ebenfalls der Sinn von "See and the City".

Mehr Raum für Fahrradfahrer, das ist ebenfalls der Sinn von "See and the City".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bürgermeister Patrick Janik dankte allen Beteiligten - darunter auch dem Stadtrat, obwohl einige Räte zwischenzeitlich "Angst vor ihrer eigenen Courage" gehabt hätten. Doch "in unendlicher Hartnäckigkeit" habe man ein Experiment auf den Weg gebracht, von dem man sich weitere Erkenntnisse für die Lebensqualität in der Stadt erhofft. Statt Grundlagen und Werdegang des Projekts zu erläutern, brachte Janik die Sache banal auf den Punkt: "Was soll der Scheiß?", fragte er, und lieferte die Erklärung sogleich nach: "Wir probieren das einen Sommer lang aus, und diesen Testlauf sollten wir uns auch gönnen: was klappt, was nicht". Man wolle Autofahrer nicht aussperren, sondern habe nur die Flächen neu verteilt. Die Stadt erhofft sich zudem per Umfrage eine Meinung der Bürger zum Verkehr in der Innenstadt.

Weitere Veranstaltungen am - dann erneut autofreien - Bahnhofplatz sind "Starnberg bewegt" am Sonntag, 26. Juni, die "Nacht der langen Tafel" (Samstag, 16. Juli), sowie ein noch nicht terminierter Juli-Flohmarkt. Wie das Experiment ausgeht, ist offen. "Stadtplaner sind keine Hellseher", sagte Stadtbaumeister Stefan Weinl, aber "See and the City" habe einigen Mitarbeitern schon "schlaflose Stunden im Ordnungsamt" beschert.

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