Starnberg:Bahn lässt Fahrgäste im Regen stehen

Starnberg: Vor sieben Jahren ist die Überdachung an den Gleisen im Bahnhof am See abgebaut worden. Seither hoffen die Fahrgäste auf Ersatz - bislang vergeblich.

Vor sieben Jahren ist die Überdachung an den Gleisen im Bahnhof am See abgebaut worden. Seither hoffen die Fahrgäste auf Ersatz - bislang vergeblich.

(Foto: Arlet Ulfers)

Eine Überdachung an den Gleisen fehlt seit vielen Jahren. Das ärgert Pendler.

Von Peter Haacke, Starnberg

Fahrgäste von S-Bahnen und Regionalzügen ärgern sich schon seit langem über den Zustand des Starnberger Bahnhofs am See: 2011 wurde das alte Bahnsteigdach wegen eines mutmaßlichen Risikos durch Schneelasten demontiert. Seither lässt die Deutsche Bahn ihre Fahrgäste an einem der schönsten Bahnhöfe Deutschlands im besten Wortsinn im Regen stehen. Hoffnung auf Änderung dieser Situation schöpfte zu Beginn dieser Woche Angelika Kammerl, Fraktionsvorsitzende der Parteifreien, aufgrund einer E-Mail von der Deutschen Bahn. Ob sich jedoch kurzfristig tatsächlich an einer neuen Überdachung am Bahnhof gearbeitet wird, darf getrost bezweifelt werden.

Die Stadträtin hatte aufgrund der signalisierten Gesprächsbereitschaft bei der Bahn angefragt, ob angesichts des bevorstehenden Winters nicht wenigstens eine provisorische Überdachung der Bahnsteige möglich sei, um den für Fahrgäste unzumutbaren Zustand zu beenden. Am Montag erhielt sie Antwort von einer leitenden Bahn-Mitarbeiterin: "Grundsätzlich ist immer eine temporäre Einhausung/Überdachung möglich", heißt es in dem Schreiben. Allerdings könne "eine Prüfung der Umsetzbarkeit und der damit verbundenen Kosten" erst nach "offizieller Anfrage" erfolgen.

Kammerl, die auch an der seit knapp einem Jahr laufenden Mediation zwischen Vertretern der Stadt und der Bahn um den bislang nur teilweise erfüllten Vertrag von 1987 beteiligt ist, beantragte daraufhin bei der Stadtverwaltung, umgehend diese Prüfung vornehmen zu lassen. Bereits in der nächsten Stadtratsitzung am Donnerstag, 22. November, solle das Gremium die Verwaltung mit einer offiziellen Anfrage an die Bahn bis 1. Dezember beauftragen, forderten die Parteifreien. Es bestehe die Möglichkeit, am Bahnhof See "eine temporäre Bedachung zu realisieren, die seitens der Bürger seit Jahren gefordert wird". Dies könne etwa durch Bespannung des Traggerüsts mittels einer wetterfesten Plane erfolgen, zumal es noch Jahre dauern werde, bis der Bahnhof barrierefrei ausgebaut sei.

Tatsächlich gibt es schon lange massive Kritik an den denkwürdigen Zuständen am Starnberger Bahnhof See, bei Bürgerversammlungen wird das leidige Thema in schöner Regelmäßigkeit angesprochen. Doch "die Bahn macht an diesem Bahnhof nichts mehr", erklärte schon im November 2011 der damalige Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger: "Sie will, dass der Bahnvertrag von 1987 erfüllt wird." Daran hat sich offensichtlich bis heute nichts geändert. Das bestätigt auch eine Anfrage bei der Deutschen Bahn, die eine Diskussion um ein Provisorium aus verschiedenen Gründen als nicht zielführend erachtet.

"Ein Provisorium einer Bahnsteigüberdachung ist zwar theoretisch möglich", teilte dazu ein Bahnsprecher mit, zumal eine Zwischenlösung ebenso den hohen Sicherheitsanforderungen des Eisenbahnbetriebs entsprechen müsse. Ein Behelf - etwa mit Lkw-Planen - funktioniere beispielsweise aufgrund des Sturmrisikos und der Nähe zur Oberleitung nicht. Zudem müssten Aufwand, Nutzungsdauer und Kosten, die von der Stadt Starnberg zu übernehmen seien, in einem wirtschaftlichen Verhältnis stehen. Überdies sei die "allgemein gehaltene Antwort unseres Bahnhofsmanagements einseitig interpretiert und aus dem Zusammenhang entnommen" worden. Die Mitteilung an die Parteifreien sei weder fachlich noch inhaltlich mit der Bahn abgestimmt gewesen.

"Für unsere Kunden wollen wir am Starnberger Bahnhof nachhaltig Barrierefreiheit erreichen und kein weiteres Provisorium", teilt die Bahn weiter mit. Wichtig sei nun vielmehr, in der Mediation, "die helfen soll, dass die gültigen Verträge zwischen Stadt und Bahn erfüllt werden", eine konstruktive Lösung zu finden. Das wird jedoch aller Voraussicht nach noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Und für Bahnkunden heißt das im Klartext: Auch diesen Winter werden sie weiterhin in Schnee und Regen auf ihre Bahn warten müssen.

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