Starnberg:Bade-Demo gegen den Königskult

Sie haben genug vom Kult um König Ludwig II. - und wollem ihrem Protest mit einer provozierenden Aktion Ausdruck verleihen: Am Todestag des Kini gehen die Mitglieder des anti-royalistischen Vereins "Das andere Bayern" baden.

Otto Fritscher

Der Mann hat sich eine Taucherbrille aufgesetzt, auf dem Kopf einen Seppl-Hut mit zwei Gamsbärten, vor den Körper hält er ein grünes Gummi-Krokodil, obwohl weit und breit kein Wasser zu sehen ist. Zwar geht es hier, im Münchner Biermuseum, auch um eine Flüssigkeit, aber Wolfram P. Kastner hat sich für die Fotografen extra in Szene gesetzt. Mit solchen Bade-Utensilien will er mit "100 bis 200" Mitstreitern am Pfingstmontag im Starnberger See baden gehen. Allerdings nicht zum Privatvergnügen oder zur sportlichen Ertüchtigung, sondern um mit der Aktion "Bayern geht baden" just am 125. Todestag von Ludwig II. gegen den Königskult zu demonstrieren - genau an der Stelle, wo der Monarch im Wasser ums Leben kam.

Protest gegen 'Maerchenkoenig'-Kult

Nach dem Gedenkgottesdienst für Ludwig II. bei dem Kreuz im Starnberger See findet dort das antimonarchistische Freischwimmen statt. Foto: Johannes Simon/dapd

(Foto: dapd)

"Dort ist das Baden normalerweise verboten, aber wir dürfen das, auch wenn es dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds nicht passt", sagt Wolfram P. Kastner, nach eigenem Bekunden Aktionskünstler und einer der führenden Köpfe des Vereins "Das andere Bayern". Das Starnberger Landratsamt habe die Aktion genehmigt, das Haus Wittelsbach hatte sie "aus Pietätsgründen", wie Kastner berichtet, verhindern wollen. "Aber das Versammlungsrecht ist nicht mehr von Königs Gnaden abhängig, deshalb muss der Ausgleichsfonds als Eigentümer des Parks Satire dulden", feixt Kastner.

Mit Königs-Satire hat Kastner ja bereits Erfahrungen: Vor 25 Jahren, zum 100. Todestag Ludwig II., hatte er mit seinen Mitstreitern die MS Seeshaupt gechartert und verschiedene Todesarten des Königs durchgespielt. Es kam auch zu einem Bärenfell-Wälzen: junge, halbnackte Männer, die sich auf Fellen vor einem Königsdouble wälzten. Ein Vergnügen, dem Ludwig II. angeblich bei Opern-Vorstellungen gefrönt haben soll. Diesmal soll unter anderem die Kabarettistin Maria Peschek als "Festrednerin" auftreten, Wagner-Arien in Kurzform sind angekündigt sowie der Blog-Schreiber Andreas Ammer. Zudem soll nach Schätzen getaucht werden - und sogar ein "Auftauchen des Königs" hält Kastner für möglich. "Es ist aber nicht klar, wie lang er durchhalten wird", kündigt er geheimnisvoll an. Zudem seien durchaus weitere "Überraschungen" möglich.

Für nicht ganz ausgeschlossen hält Kastner auch ein Aufeinandertreffen der Anti-Royalisten mit Königstreuen, etwa der Berger Burschenschaft. "Vielleicht kommen sogar die schwarzen Gartenzwerge vorbei", sagt Kastner, womit er den Geheimbund der Guglmänner meint. "Ich erwarte keine Störungen", sagt dagegen Starnbergs Polizei-Chef Norbert Reller optimistisch. "Aber wir werden bei der Versammlung vertreten sein."

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