B2-Tunnel in Starnberg:Später fertig - und dafür teurer

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So oder auch nur so ähnlich könnte das südliche Portal des B2-Tunnels in Starnberg aussehen. Die konkreten Planungen werden im Frühjahr vorgestellt. (Foto: Staatliches Bauamt Weilheim)

Das Staatliche Bauamt Weilheim informiert den Stadtrat erneut über Starnbergs größtes Bauprojekt. Vor 2033 ist kaum mit der Verkehrsfreigabe zu rechnen, und die Baukosten werden voraussichtlich auf weit mehr als 320,5 Millionen Euro steigen.

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Stadt, der Verkehr und der Tunnel: Schon seit mehr als 40 Jahren beschäftigen sich die Starnberger mit der Frage nach der bestmöglichen Entlastung von den Blechlawinen, die täglich durch die Kreisstadt rollen. Lösung ist seit dem Grundsatzentscheid im Februar 2017 der B2-Tunnel, eine Umfahrung wird es nicht geben. Doch die Diskussion über das bereits begonnene Vorhaben, das den Bund mindestens 320,5 Millionen Euro kosten wird und kaum vor dem Jahr 2033 abgeschlossen ist, bleibt kontrovers. Über den Stand des Projektes informierten am Mittwoch Vertreter des Staatlichen Bauamts Weilheim im Rahmen einer nahezu dreistündigen Sondersitzung des Stadtrates.

Bis in Starnberg eine Tunnelbohrmaschine wie diese zum Einsatz kommt, wird noch einige Zeit vergehen: Der Zeitplan ist erheblich durcheinander geraten. (Foto: Staatliches Bauamt Weilheim)

Bereits vor der Veranstaltung im Landratsamt, die auf Betreiben der Tunnelgegner-Fraktionen BMS und WPS anberaumt worden war, hatten sich verschiedene Interessenvertreter zu Wort gemeldet: Die FDP hatte zwei Tage zuvor einen 105 "Bürgerfragen" umfassenden Katalog übersandt, dessen Behandlung aber aufgrund der Kurzfristigkeit abgelehnt wurde. Die Ortsgruppe des Verkehrsclubs Deutschland äußerte sich ablehnend zum Tunnelbau, und auch "Eisbär"-Klimaaktivist Robert Philipp war erschienen. Seine Botschaft: "Stoppt den Tunnel" dürfte bei der Mehrheit der knapp 60 Zuhörer auf Wohlwollen gestoßen sein. Unter den Zuhörern waren auch ehemalige Stadträte, darunter Gerd Weger und Hannelore Hartmann (beide CSU), Reinhard Dirr und Angelika Wahmke (beide UWG), Maximilian Ardelt und Klaus Huber (WPS) sowie Iris Ziebart (FDP). Die ehemalige Ortsvorsitzende der Liberalen blamierte sich gleich zum Auftakt, als sie unter "Bürger fragen" eine Analogie zum Geschosswohnungsbau am Wiesengrund und dem Vorhaben am Almeidaweg herstellen wollte. Bürgermeister Patrick Janik reagierte ungewohnt harsch: Er unterstellte der ehemaligen Stadtbaureferentin Polemik, Ziebart müsse doch eigentlich wissen, dass das Einheimischen-Modell nichts mit dem Aufstellungsbeschluss am Almeidaweg zu tun hat. Ansonsten blieb die Veranstaltung störungsfrei.

Die Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts - allen voran die Projektleiter Herwig Ludwig, Lukas Schulte sowie Leiter Stefan Scheckinger - hatten sich sorgfältig vorbereitet, ihre umfangreiche Präsentation findet sich auf der Homepage der Behörde. Der Vortrag berücksichtigte sieben Teilaspekte: den Stand der aktuellen Bauaktivitäten, die Ausschreibung zum Tunnelbau, Kosten, Planrecht und Planänderungsverfahren, Eckpunkte des Terminplans bis 2025, die Gestaltung von Tunnelportalen, Lüftungskamin und Notausstiegen sowie ein einmonatiger verkehrstechnischer Probelauf mit geänderter Verkehrsführung und Anpassung der Ampelschaltung im Kernbereich der Stadt im nächsten Jahr. Weitere Schritte sind von Februar 2023 an Abbruch und Neubau der Eisenbahnbrücke über die B2, Spartenverlegungen sowie eine Kampfmittelsondierung im Bereich des Nordportals.

Wieviel Wasser fließt wohin? Eine verfeinerte hydrogeologische Darstellung der Wasserströmungen in der Kreisstadt soll Aufklärung bringen. (Foto: Staatliches Bauamt Weilheim)

Fraglich ist, wann die Regierung von Oberbayern über das Planänderungsverfahren entscheiden wird, im Fokus stehen wasserrechtliche Belange. Für ein ergänzendes Gutachten werden derzeit im Süden der Stadt zwölf Grundwassermessstellen eingerichtet, die verfeinerte Expertise soll bis Mai vorliegen. Die Behörde rechnet nach Auslegung und Erörterung der geänderten Pläne bis Ende 2023 mit einer Freigabe, schließt aber auch ein Klageverfahren der Tunnelgegner nicht aus. Das dürfte sich auf den zeitlichen Verlauf auswirken. Bis dahin "machen wir, was wir machen dürfen", sagte Schulte. Die Bauzeit des Tunnels beträgt sieben Jahre, der Vorlauf mit Ausschreibung etwa drei Jahre. Frühestens 2033 könnte der Tunnel also freigegeben werden. Aus Berlin gibt es derzeit keine Anzeichen für ein vorzeitiges Ende des Projekts. Vor Baubeginn soll das komplexe Vorhaben aufgrund allgemeiner Kostensteigerungen neu berechnet werden. Soviel dürfte aber schon jetzt feststehen: Es wird nicht billiger.

Der Starnberger B2-Tunnel aus der systematischen Perspektive von unten mit Pannenbucht, Lüftungszentrale und Notausstieg. (Foto: Staatliches Bauamt Weilheim)

In der anschließenden Debatte dominierten erwartungsgemäß Beiträge der Tunnelgegner-Fraktionen, die meisten Fragen vermochten Ludwig und Schulte geduldig zu beantworten. Doch auch Ursula Lauer (Grüne) und Otto Gaßner (UWG) beteiligten sich mit Fragen und Vorschlägen. Nach nahezu zweistündiger Debatte unter nachlassender Qualität entfuhr es Bürgermeister Patrick Janik: "Wie in alten Zeiten..." Gegen 23 Uhr schloss er die Sitzung.

Alle Informationen und Präsentationen zum Bau des B2-Tunnels in Starnberg finden sich auf der Homepage des Staatlichen Bauamts Weilheim unter der Adresse https://www.stbawm.bayern.de .

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