Aquaplaning auf der A95:Wenn es bei Regen wieder auf der Garmischer Autobahn kracht

Aquaplaning auf der A95: Rasen trotz schlechter Sicht und nasser Fahrbahn: Auf der A 95 sind Aquaplaning-Unfälle häufig.

Rasen trotz schlechter Sicht und nasser Fahrbahn: Auf der A 95 sind Aquaplaning-Unfälle häufig.

(Foto: Melanie Bauer/Imago)

460 Aquaplaning-Unfälle haben sich in den vergangenen fünf Jahren ereignet - die meisten zwischen Dreieck Starnberg und Fürstenried. Das liegt laut Behörden an den Fahrern und nicht am Straßenbelag.

Von Christian Deussing

Der 20-jährige Autofahrer aus Herrsching ist Anfang Oktober auf der Garmischer Autobahn unterwegs. Zwischen Oberdill und Fürstenried verliert er auf der linken der drei Spuren die Kontrolle über seinen Sportwagen, kommt auf regennasser Fahrbahn ins Schleudern und kracht in einen anderen Wagen. Beide Fahrer werden verletzt, der Schaden beträgt etwa 40 000 Euro.

Die Ursache ist - wie fast immer bei Aquaplaning-Unfällen - nicht angepasste Geschwindigkeit, wie Hubert Schwaiger von der Autobahnpolizei Weilheim erklärt. Das sei nur einer von durchschnittlich 80 Unfällen mit überhöhter Geschwindigkeit auf nasser Fahrbahn pro Jahr gewesen - von insgesamt etwa 600 Unfällen auf der 68 Kilometer langen Strecke zwischen München und Garmisch. Dort gilt kein Tempolimit, und es gibt wenig Lastwagen und Baustellen, daher ist die Autobahn bei Rasern sehr beliebt.

Nur an manchen Stellen ist das Hinweisschild "Tempo 80 bei Nässe" aufgestellt. Aber es werde oft nicht beachtet, klagt der Weilheimer Dienststellenleiter Schwaiger. Trotz eines möglichen Bußgeldes von 250 Euro, wenn bis zu 50 Stundenkilometer zu schnell gefahren werde. Wer noch rasanter unterwegs sei, müsse mit einem Bußgeld in Höhe von 500 Euro und einem Monat Fahrverbot rechnen. Im Wiederholungsfall kann der Führerschein drei Monate weg sein.

Autofahrer scheinen der Technik und den Assistenzsystemen ihrer schnellen Autos zu sehr zu vertrauen, meint Schwaiger. Dabei könnten Sportwagen mit viel breiteren Reifen bei Nässe bereits "mit 90 Stundenkilometern abheben", während ein nicht so PS-starkes Auto bei Regen auch mit 130 Stundenkilometern "noch wie ein Brett" auf der Fahrbahn liege. Das Hauptproblem seien aber individuelle Fehler, die Wetterverhältnisse nicht zu beachten und die Geschwindigkeit nicht entsprechend anzupassen, betont Schwaiger.

Er weist aber auch darauf hin, dass sich in verschwenkten Kurven Wasser auf einer Ebene sammeln und auch Spurrillen tückisch sein könnten. Das sei der bauliche Aspekt in dieser Sache, so Hubert Schwaiger. Doch hier sieht die Autobahndirektion Südbayern trotz der häufigen Aquaplaning-Unfälle auf der A 95 keinen akuten Handlungsbedarf. Man sehe "keine Probleme mit dem Fahrbahnbelag oder damit im Zusammenhang stehende vermehrten Unfallzahlen" zwischen München und Seeshaupt in beiden Richtungen, erklärt dazu eine Sprecherin der Autobahndirektion.

Laut Statistik haben sich in den vergangenen fünf Jahren 460 Aquaplaning-Unfällen auf der Garmischer Autobahn mit einem Gesamtschaden von 9,4 Millionen Euro ereignet. 129 Personen seien dabei verletzt worden, darunter 21 schwer. Zwei Menschen sind laut Autobahnpolizei getötet worden. Nach deren Auskunft sind bestimmte Abschnitte der A 95 auffällig: So passierten im genannten Zeitraum in südlicher Richtung zwischen Fürstenried und dem Starnberger Autobahndreieck 49 Unfälle, auf der Strecke zwischen Schäftlarn und Wolfratshausen 43 und von Wolfratshausen bis Seeshaupt 34 Unfälle aufgrund von Nässe und nicht angepasster Geschwindigkeit.

In nördlicher Richtung hat die Polizei von Seeshaupt bis Wolfratshausen 44 Unfälle mit Aquaplaning und zwischen Wolfratshausen und Schäftlarn 39 Unfälle registriert. Die meisten Nässe-Unfälle ereigneten sich zwischen dem Dreieck Starnberg und der Ausfahrt Fürstenried: In dem Bereich hat es in den vergangenen fünf Jahren fast 80 Mal gekracht.

Eine besondere Tendenz sei aber aus dieser Statistik nicht herauszulesen, sagt Autobahnpolizeichef Schwaiger, der an die Vernunft der Autofahrer appelliert und mahnt, sich nicht allein auf die Sicherheitstechnik hochpreisiger und leistungsstarker Fahrzeuge zu verlassen.

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