Starnberg:Ausbildungsberufe weniger gefragt

Wegen Corona geht die Zahl der Bewerber deutlich zurück

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Corona-Pandemie hinterlässt auch auf dem Ausbildungssektor ihre Spuren. Der Start ins Berufsleben steht für Schüler, die sich Gedanken um ihre Zukunft machen, unter schlechten Vorzeichen, obwohl sich der Ausbildungsmarkt laut der IHK (Industrie- und Handelskammer) für München und Oberbayern als "robust und aufnahmefähig" erwiesen hat.

271 Auszubildende begannen 2020 in Betrieben aus Industrie, Handel und Dienstleistungen im Landkreis Starnberg eine duale Berufsausbildung - ein Minus von 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 193 Neuverträge wurden in kaufmännischen Berufen abgeschlossen, 78 in gewerblich-technischen. Ähnlich der Trend bei den Handwerksberufen: Das bayerische Handwerk spürt ebenfalls die krisenbedingte Zurückhaltung der Bewerber um einen Ausbildungsplatz. Landesweit blieb ein Fünftel der angebotenen Plätze unbesetzt, die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge war 2019/20 merklich geringer als im Vorjahr. Insgesamt blieben im Landkreis Starnberg laut Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT) im Vorjahr 242 Ausbildungsplätze unbesetzt, 128 Jugendliche fanden keine passende Lehrstelle.

Aus Sicht der IHK wirkte sich vor allem die sinkende Anzahl von Schulabsolventen aus allgemeinbildenden Schulen nachteilig auf den Bewerbermarkt aus. Besonders hohe Rückgänge waren bei Bewerbern zu verzeichnen, die alternativ ein Studium wählen können. Sie beliefen sich auf minus 15,5 Prozent bei Bewerbern mit allgemeiner Hochschulreife und auf minus acht Prozent bei Bewerbern mit Fachhochschulreife. Martin Eickelschulte, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Starnberg, betont: "Viele Betriebe wollen ausbilden, weil sie auf die Zukunft setzen, und dafür benötigen sie dringend Fachkräftenachwuchs. Leider hat die Pandemie nahezu alle Maßnahmen zur Berufsorientierung für Schüler zum Erliegen gebracht." Schnupperpraktika, Ausbildungsmessen und persönliche Bewerbungsgespräche konnten nicht stattfinden. Angesichts des Lockdowns ist es laut Eickelschulte jetzt umso wichtiger, in der Berufsorientierung alle Register zu ziehen. "Wir müssen neue Wege gehen und digitaler werden."

Bei den Top-IHK-Berufen führten 2020 bei den Azubi-Neuverträgen im Landkreis die Verkäufer die Liste an, gefolgt von den Kaufleuten für Büromanagement und den Kaufleuten im Einzelhandel. Bei den Mädchen lag die Kauffrau für Büromanagement an der Spitze, bei den Buben der Verkäufer. Insgesamt starteten die IHK-Azubis ihre Ausbildung in 50 verschiedenen Berufen vom Automobilkaufmann bis zum Werkzeugmechaniker. Die IHK ist für mehr als 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse zuständig und betreut 249 Ausbildungsbetriebe im Landkreis.

Bei den klassischen Handwerksberufen dominiert nach Angaben der Handwerkskammer für München und Oberbayern im Landkreis Starnberg die Ausbildung zum Fahrzeugmechatroniker vor dem Anlagentechniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Zimmerer, Schreiner und Elektroniker. Unter den 582 Auszubildenden in 260 Ausbildungsbetrieben waren Ende 2020 im Fünfseenland 93 Frauen sowie 131 Ausländer. Die Anzahl der insgesamt 220 neu abgeschlossenen Verträge blieb im Vorjahr dabei auf gleichem Niveau wie 2019.

Tipps für die Berufswahl finden Schulabsolventen neben GWT, IHK und Handwerkskammer Oberbayern auch bei der Kreishandwerkerschaft Starnberg und der Agentur für Arbeit.

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