Starnberg:Am Kreisel läuft's nicht rund

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Auf der Strecke zwischen Perchting und Söcking häufen sich die Unfälle, am Sonntag übersah ein Autofahrer gar die neue Verkehrsführung und fuhr einfach geradeaus.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Eigentlich gelten Kreisverkehre als sicher und unfallreduzierend. In Perchting indes kracht es seit Öffnung der neuen Streckenführung regelmäßig. (Foto: Nila Thiel)

Jahrzehntelang führte eine schnurgerade Straße von Söcking nach Perchting, auf der die Autofahrer ab der Einmündung der Maxhof-Tangente kräftig Gas geben konnten. Seit kurzem tut sich hier eine völlig andere Verkehrsführung auf, auch die Landschaft selbst hat sich verändert. Eine Schneise wurde in den Wald geschlagen und ein Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 40 Metern zwingt die Autofahrer in einen Slalom. Daran haben sich offenbar noch nicht alle gewöhnt, es kommt immer wieder zu kritischen Situationen. "Es ist normal, dass sich Autofahrer erst auf eine neue Streckenführung einstellen müssen", sagt Hauptkommissar Johannes Bauer, Verkehrsexperte der Starnberger Polizei. Auch Christian Probst, im Staatlichen Bauamt in Weilheim zuständig für den Landkreis Starnberg, und damit so etwas wie der Bauherr für den neuen Kreisverkehr sagt: "Das sieht jetzt dort tatsächlich alles ganz anders aus."

An dem neuen Kreisel, der künftig die Starnberger Westumfahrung mit der Staatsstraße 2070 und der Maxhof-Tangente verbindet, hat es bereits zwei Unfälle gegeben. Am Sonntagmorgen übersah ein 35 Jahre alter Münchner den Kreisel gar und fuhr aus Perchting kommend einfach weiter geradeaus. Er beschädigte dabei eine Warnbake und zwei Leitpfosten, zudem musste die Straßenmeisterei die Fahrbahn säubern. Der Mann flüchtete, konnte aber anhand seines liegen gebliebenen Kennzeichens ermittelt werden.

Noch spektakulärer war der Unfall eines stark alkoholisierten Autofahrers, der unlängst in den Kreisel gerast und aufs Bankett geraten war, wobei sein Auto ein Rad verloren hatte. Dreirädrig holperte das unkontrollierbare Gefährt noch 300 Meter weiter und fräste Rillen in den neuen Asphalt, bis es endgültig im Graben landete.

Doch dieser Unfall ist nach Ansicht von Johannes Bauer ein eher untypischer Fall: "Wenn sich die Autofahrer erst mal an einen Kreisverkehr gewöhnt haben, dann sinken in der Regel die Unfallzahlen drastisch", sagt der Verkehrsexperte. Dies zeigten auch andere Beispiele aus dem Landkreis ganz deutlich. Bis es so weit ist, wird aus Richtung Perchting mit einem sogenannten Geschwindigkeitstrichter gearbeitet: Die Autofahrer werden mit Geschwindigkeitsbegrenzungen von 80 Stundenkilometer über 70 und 50 auf Tempo 30 eingebremst. Von Söcking kommend macht die Fahrbahn einen kräftigen Rechtsschwenk, was zum Langsamfahren zwingt. Momentan sind bei diesem Kreisverkehr nur zwei Äste, wie Fachleute die Ausfahrten nennen, offen, in Richtung Söcking und Perchting.

An der neuen Linienführung vom Kreisel in Richtung Maxhof und B2 wird indes schon kräftig gearbeitet. Eine neue Trasse führt dann unter der bestehenden Fuß- und Radwegbrücke hindurch in Richtung Straßenmeisterei, um dort mit einem Rechtsschwenk auf die bestehende Trasse einzumünden. "Das letzte Stück der jetzt bestehenden Staatsstraße vom Maxhof her wird dann vor der Einmündung zugemacht", erklärt Probst. "Umschluss" nennt er es, wenn die Einmündung quasi verlegt wird. Die alte Trasse wird zurückgebaut und renaturiert, das heißt, dort sollen Wiesen oder Ackerflächen entstehen. Die neue Verkehrsführung soll im Frühjahr 2018 in Betrieb genommen werden.

An der Starnberger Westumfahrung, die vor allem die Hanfelder Straße entlasten soll, wird ebenfalls gebaut, die Strecke, die von der Waldkreuzung über Mamhofen zum neuen Kreisel bei Söcking führt, soll nach jetzigem Stand im November 2018 für den Verkehr freigegeben werden. Dann hätte der Kreisel seinen vierten offenen Ast.

Mit neuen Kreiseln sind in den vergangenen Jahren zwei ehemalige Unfallschwerpunkte - die Maxhof-Kreuzung an der B2 und die Waldkreuzung bei Hausen - entschärft worden, Bauer bezeichnet die beiden Kreuzungen als "unauffällig". So gab es 2017 am Maxhof-Kreisel nur vier Kleinunfälle und einen etwas schwereren. Anfangs hatte es dort nach Inbetriebnahme im ersten Halbjahr 2013 gar 22 Mal gekracht, 2014 noch 17 Mal. Der Grund: Zufahrten und Kreisel selbst waren zweispurig angelegt, was viele Autofahrer offensichtlich überforderte. Vor allem beim Ausfahren aus dem Kreisel kam es immer wieder zu Karambolagen. Seit der Reduzierung auf eine Spur sind die Unfallzahlen deutlich gesunken. Ähnliches gilt auch für die Waldkreuzung. Dort wird im kommenden Jahr noch ein Bypass, eine separate Abzweigespur in Richtung Mamhofen gebaut, um den Verkehrsfluss in Richtung Westumfahrung zu beschleunigen.

Bleibt nur noch die Frage, ob die Beschädigungen, die der alkoholisierte Autofahrer auf der neuen Fahrbahn hinterlassen hat, so gravierend sind, dass sie repariert werden muss. "Das müssen wir erst prüfen", sagt Probst. Denkbar wäre das Ausgießen der Riefen, oder gar eine komplette Erneuerung der Straßendecke. Die Kosten müsste der Unfallverursacher oder dessen Versicherung übernehmen.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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