Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Äpfel im Überfluss

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Wohin nur mit den vielen Zentnern Obst? Es ist gar nicht so einfach, angesichts der Fülle noch Abnehmer zu finden. Die großen Obstpressen sind längst ausgebucht. Jetzt sind Ideen für Rezepte gefragt

Von Blanche Mamer, Starnberg

Anfang des Sommers freuten sich die Hobbygärtner noch, dass die Apfelbäume eine reiche Ernte versprachen. Doch nun sitzen viele von ihnen auf Zentnern von Früchten - und sind ratlos. Apfelkuchen, Apfelstrudel, Apfelküchle, Apfelmus - Omas Rezepte sind längst ausprobiert. Wer vorhatte, Apfelsaft pressen zu lassen oder einen Teil seiner Äpfel zur Solidargemeinschaft "Starnberger Land" zu bringen, der war Mitte September schon viel zu spät dran. Die großen Obstpressen sind ausgebucht und Streuobst für den Apfelsaft von "Unser Land" wird nicht mehr angenommen. "Bei der ersten Sammlung kamen sechs Tonnen zusammen, bei der zweiten sogar noch mehr. Deshalb mussten wir aufhören und alle weiteren Termine absagen", sagt Rudolf Heidrich, auf dessen Hof in Frohnloh, einem Ortsteil von Krailling, die Sammelstelle eingerichtet war. In den Jahren zuvor sei man zufrieden gewesen, wenn bei drei Sammelterminen vier bis fünf Tonnen Äpfel zusammen kamen, sagt er. Die Äpfel aus dem eigenen Garten wird er lagern oder zu Saft pressen, das Fallobst wird an Pferde verfüttert. Die Saftpressen und Mostereien in der Region sind ausgebucht, es gibt keine freien Termine mehr. Nur bei Klement Noll in Dießen gibt es noch eine Chance. "Wir pressen bis in den November, solange es Äpfel gibt", sagt Noll. Allerdings gebe es bereits Engpässe bei den Verpackungen. Man erreicht ihn am besten abends nach 21 Uhr (Telefon 08807/5416).

Bis zu drei Wochen mussten die Obstgärtner auf einen Termin bei einer Obstpresse warten. Dabei ist ungewiss, ob die bereits geernteten Äpfel so lange gut gelagert werden können. Denn wer hat schon den "richtigen" kühlen Keller? "Da habe ich Glück. Wir haben einen sehr großen Keller und Lagermöglichkeiten", sagt die Kreisbäuerin Anita Painhofer aus Gilching. Da sie schon gewusst habe, dass es heuer mit den Obstpressterminen eng werden würde, habe ihre Tochter einen Entsafter gekauft, den sie jetzt an die Familie ausleihe. "Äpfel sind so ein gesundes Lebensmittel, man soll sie nicht verkommen lassen. Ich verschenke viel an Freunde und Bekannte. Und wir haben ein Schild am Zaun, dass wir Äpfel abgeben. Fast täglich backe sie Kuchen oder Apfelstrudel, der sei sehr beliebt zum Nachmittagskaffee, erzählt sie. Gläser für Gelee und Apfelmus habe sie in ausreichender Mengen, weil sie immer die leeren Marmeladengläser sammele. Wer im Laden keine Gläser mehr bekomme, könne Apfelmus auch gut in Tüten einfrieren.

Eine ganze Reihe von Tipps für die Verarbeitung von Äpfeln hat die Vorsitzende des Gautinger Gartenbauvereins, Manuela Kleinknecht. Apfelstrudel, Gelee und Apfelmus sind für sie selbstverständlich. Heuer hat sie Apfelschnitzen eingekocht, so dass diese im Winter ohne weitere Vorbereitung als Kuchenbelag oder als Füllung für den Apfelstrudel zur Hand sind. Das sei ganz einfach, sagt sie und erklärt: Für Kuchen schneide sie gleichmäßige Scheiben, schichte sie in Twist-off-Gläser und drücke sie fest. Kein Wasser, kein Zucker! Die Schnitze für Strudel dürfen kleiner und unregelmäßig sein. Die Gläser werden mit den Schraubdeckeln fest verschlossen, in den Einwecktopf in kaltes Wasser gestellt und 30 Minuten lang bei 90 Grad eingekocht. Die Apfelstücke fallen dabei etwas zusammen. Ausprobiert hat die passionierte Hobbyköchin zudem ein Apfel-Chutney mit Essig, Zucker und Rosinen. Es gebe viele Rezepte im Internet, süß, süßsauer oder scharf - also für alle Geschmäcker.

Und noch einen Vorschlag, für den man weder einen Kochtopf, noch Gläser oder Flaschen braucht. Eine andere Fachfrau macht Apfelchips. Das sei kinderleicht, eine gesunde Knabberei an langen Fernsehabenden und gut für zwischendurch, sagt sie. So geht's: Äpfel waschen, nach Bedarf schälen, Kerngehäuse entfernen, in dünne Scheiben schneiden, auf ein Blech schichten und im Ofen bei 80 Grad etwa vier Stunden trocknen lassen. Ofentür einen Spalt breit offen lassen. Die abgekühlten Chips halten sich gut in Blechdosen.

Wer immer noch Äpfel übrig hat, soll sie verschenken, wenn nicht an Freunde und Kollegen, dann an Passanten. Eine Steige auf dem Gehweg, mit dem Hinweis, dass jeder sich bedienen soll, kann zur guten Nachbarschaft beitragen.

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Quelle:
SZ vom 01.10.2018
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