Süddeutsche Zeitung

Stadtentwicklung:Söcking - ein Sanierungsfall

Der Starnberger Ortsteil soll schöner werden: Bürger wünschen sich mehr Grün, Sitzbänke und mehr Parkplätze

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Starnberger Ortsteil Söcking soll ansehnlicher werden. Doch bevor mit der Verschönerungskur für den rund 6000 Einwohner zählenden Ortsteil begonnen werden kann, sollen Stärken und Schwächen analysiert werden. Unter dem Motto "Wir gestalten Söcking" folgten knapp 100 Bürgerinnen und Bürger am Donnerstag der Einladung der Stadtverwaltung in die Franz-Dietrich-Turnhalle, um ihre Meinungen, Wünsche und Visionen einzubringen. Bis Jahresende soll dann ein "Integriertes Stadtentwicklungskonzept" - kurz: ISEK - vorliegen, das konkrete Vorschläge zu Themen wie Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Verkehr und Landschaft unterbreitet.

Der Stadtrat hatte bereits im Herbst 2018 beschlossen, ein Konzept für Söcking zu erstellen. Die Initialzündung dazu gab UWG-Stadtrat Otto Gaßner, der zunächst aber nur den zentralen Platz in Söckings Ortsmitte im Fokus hatte. Das Amt für Stadtplanung identifizierte für Söcking jedoch eine Reihe weiterer städtebaulicher Mängel: Eine unzureichende Aufteilung der Nutzung und Gestaltung öffentlicher Flächen, geringe Aufenthaltsqualität, gestalterische und funktionale Defizite der Verkehrs- und Freiflächen, ein aufwertungsbedürftiges Einzelhandelsangebot, ungeordnete und überdimensionierte Verkehrsflächen sowie Defizite in der Verkehrsführung von Fußgängern und Radfahrern. Söcking gilt seither - ebenso wie die Starnberger Innenstadt oder das Areal rund um den Bahnhof Nord - als städtisches Sanierungsgebiet.

Mit der rund 70 000 Euro teuren ISEK-Studie, die mit 60 Prozent vom Freistaat bezuschusst werden, beauftragte die Stadtverwaltung das Planungsbüro Sweco, einen international tätigen Architektur- und Ingenieur-Dienstleister mit Hauptsitz in Stockholm (Schweden). Ein Team aus München hatte die Veranstaltung in Söcking unter enormen Zeitdruck vorbereitet. Mehrere Teilnehmer der Veranstaltung äußerten unverhohlen den Verdacht, dass Bürgermeisterin Eva John die Auftaktveranstaltung mit Brotzeit offenbar noch unbedingt vor den Kommunalwahlen als Eigenwerbung über die Bühne bringen wollte.

Sweco-Mitarbeiterin Gwendolin Dettweiler erläuterte den Interessierten - darunter auch sieben Stadträte - den Ablauf des ambitionierten Programms. Im Rahmen einer Stärke-Schwächen-Bestandsaufnahme sollte die bisher vorliegende Analyse vervollständigt werden, "um eine gute Basis für das Konzept zu haben". Die Planer hatten dazu bereits umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Doch das allein reicht den Planern nicht: "Wir brauchen Ihre Meinung, Ideen und Interessen", ermunterte sie die Anwesenden zur Mitarbeit. "Sie alle kennen Söcking - wir nicht. Wir brauchen Ihr Wissen."

Das noch auszuwertende Endergebnis wird weitere Erkenntnisse bringen. Nach der Einführung ging es im Anschluss gut eine Stunde lang an insgesamt sechs Stationen engagiert zur Sache. Die Themen: Straßen, Wege und Plätze, Mobilität, Grünflächen, Landschaft und Klima, Baukultur und Identität, Einzelhandel und Wirtschaft sowie Soziales, Kultur, Vereine und Bildung. Reich verziert waren danach Pläne und Plakate. Dabei interessieren die Planer vor allem drei Aspekte: Was ist den Bürgern wichtig an Söcking? Gibt es Fehler im Kartenmaterial? Und an welchen Themen sollte man weiter arbeiten?

In einem ersten Resümee ergaben sich konkrete Hinweise: Die Bürger wünschen sich mehr Grün im Ort, bessere Wegeverbindungen und eine fußläufige Erreichbarkeit des Pförtnerhauses, mehr soziale Treffpunkte insbesondere für die Jugend und ein attraktiveres gastronomisches Angebot. Sie kritisieren unter anderem die Belastung durch den Verkehr und zugeparkte Wohnstraßen, aber auch ganz insgesamt zu wenige Parkplätze. Als problematisch gilt die Einbahnstraßenregelung in der Kempterstraße, das Busangebot nach 21 Uhr ist für viele unzureichend. Mit dem Einzelhandelsangebot sind die Söckinger offenbar weitgehend zufrieden, wünschenswert ist ein Bioladen. Betriebe sollen unterstützt werden. Als unbezahlbar gilt an ausgewählten Stellen der Bergblick, doch offensichtlich fehlen Sitzbänke. "Das meiste Potenzial hat die Ortsmitte", sagte Stadtbaumeister Stephan Weinl. "Das ist ein Thema, an dem wir arbeiten müssen", befand er. Weitere Veranstaltungen sind bereits geplant, bis zum Dezember soll die Studie vorliegen.

Wer sich an der Studie beteiligen will, findet den Fragebogen auf der Homepage der Stadt und schickt ihn per E-Mail zurück an die Stadtverwaltung unter ISEK@starnberg.de. Antworten werden laut Stadtverwaltung nur noch bis 15. März berücksichtigt.

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Quelle:
SZ vom 09.03.2020
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