Der Rentner fuhr mit einem Porsche durch die Gegend, handelte mit Diamanten, vermittelte auch Immobilien - und kassierte trotzdem in den vergangenen Jahren insgesamt 46 264 Euro vom Starnberger Jobcenter und vom Sozialamt für Erwerbsminderung sowie Alters- und Grundsicherung. Der 68-jährige Herrschinger verschwieg aber bei den Bewilligungsanträgen stets die Einkünfte aus seiner selbständigen Erwerbstätigkeit, die er nicht bei den Behörden anmeldete. Er teilte auch nichts von seinem Geschäftskonto mit und verheimlichte zudem eine Erbschaft von 80 000 Euro. Mit diesen Vorwürfen wurde der gelernte Kaufmann am Mittwoch vor dem Amtsgericht Starnberg konfrontiert - und wegen Sozialbetrugs zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe zur Bewährung verurteilt. Er muss 1000 Euro an den Deutsche Kinderbund zahlen.
Auch den Schaden von rund 46 0000 Euro hat der Angeklagte zu begleichen, weshalb er wohl bald auf seinen Sportwagen verzichten muss. Das noble Auto hatte der Herrschinger vor einiger Zeit mit Hilfe eines privaten Darlehens aus dem Leasingvertrag gekauft. Den gegenwärtigen Wert schätzt der Angeklagte auf noch knapp 50 000 Euro. Vor Gericht war deutlich zu spüren, wie ungern sich sich der 68-Jährige von seinen Wagen trennen will, der nun als Wertersatz eingezogen werden dürfte. "Sie haben maßgebliche Informationen verschwiegen und auf Kosten der Allgemeinheit in den letzten Jahren gelebt", rügt ihn Richterin Stephanie Henninger. Dazu gehöre auch, die Leasingraten für den Porsche von der Sozialhilfe zu zahlen.
Der Angeklagte sagte wenig und gab zunächst nur zu, was ohnehin schon belegt ist. Das zeigt sich auch in den Aussagen einer Sachbearbeiterin des Sozialamtes, die anhand eines Kontoauszugs Verdacht schöpfte. Sie sei stutzig geworden, als darauf eine Umsatzsteuer-Rückerstattung von 2500 Euro aufgetaucht sei, sie aber nichts von einer selbständigen Arbeit des Kontoinhabers gewusst habe, berichtet die Zeugin. Der Antragsteller habe auch nie weitere Konten angegeben und auch nichts von Vermögenswerten - wie zum Beispiel Autos - etwas erwähnt.
Bereits seit 2007 hatte der Angeklagte von der Arbeitsagentur Leistungen bezogen, doch wegen der Verjährung waren nur die Fälle seit 2016 angeklagt. Hierbei erinnert sich ein Zeuge des Jobcenters an eine Kollegin, die schon früher den Herrschinger verdächtigt hatte, notwendige Angaben zu seinen Einkommensverhältnissen unterlassen zu haben. Es sei ihm aber nichts nachzuweisen gewesen.
Die Sache ist erst aufgeflogen, als sich die Herrschinger Polizei wegen des Verkaufs eines Edelsteins und eines angeblich gestohlenen Geldbetrags aus einem mit 2500 Euro versicherten Briefumschlag beim Jobcenter gemeldet hat. Das erwähnte auch ein Polizist in der Verhandlung. Es sei dann klar geworden, dass der Mann mit Diamanten handele.
Das will der Angeklagte nun weiter angemeldet tun, er akzeptierte das Urteil. Kurz darauf stieg er in seinen Sportwagen und fuhr davon.