Starnberger Kirchplatz:Kletterpflanze statt Plätscherwand

Starnberger Kirchplatz: Oft repariert, viel kritisiert: ein Brunnen auf dem Starnberger Kirchplatz, der als "Bastion" bezeichnet wird.

Oft repariert, viel kritisiert: ein Brunnen auf dem Starnberger Kirchplatz, der als "Bastion" bezeichnet wird.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach vielen teuren Reparaturen wollen Stadträte einem Betonbrunnen namens "Bastion" das Wasser abdrehen.

Von Peter Haacke

Die Kreisstadt Starnberg pflegt ein inniges Verhältnis zum Thema Wasser. Das Städtchen erfreut sich am See mit atemberaubendem Alpenblick, der sich gleich hinter dem Bahnhof versteckt, zugleich läuft in der Stadt ganz offensichtlich nichts - und das im durchaus wässrigen Sinn. Die Brunnen am Kirchplatz, vor zehn Jahren in der Hoffnung auf munteres Plätschern für knapp 170 000 Euro installiert, erweisen sich als fehleranfällig. Mehr als 146 000 Euro wurden seither in Reparatur und Wartung der "Bastion" und des Wellenbeckens gesteckt, im Stadtrat war von "Fehlkonstruktion" und "Pfusch" die Rede, was das Gremium im Februar dennoch nicht davon abhielt, mit knapper Mehrheit weitere 35 000 Euro für Reparaturen zu genehmigen.

Je geringer die Summe, desto erbitterter die Debatten. So brachte nun eine Mehrheit unter Federführung von Vize-Bürgermeisterin Angelika Kammerl (CSU) im Bauausschuss einen Nachprüfungsantrag auf den Weg, der die Stilllegung der Brunnen fordert und dazu rät, die "Bastion" - eine Plätscherwand, die nur zeitweise funktionierte - mit einer blühenden Kletterpflanze zu verschönen und das Wasser abzustellen. Abgesehen von den bisher aufgelaufenen Reparatur- und Wartungskosten - rechnerisch seit 2012 immerhin gut 1200 Euro pro Monat - heißt es im Antrag: "Von Anbeginn wurden Konstruktionsmängel festgestellt, die bis heute nicht behoben werden konnten." Also: weg damit.

Gnädiger blieb Kammerl beim Wellenbrunnen, den sie zwar abschätzig als "Fußwaschbecken" und "viereckiges Monster" bezeichnete, der aber bleiben könne - sofern er denn dicht wäre. In die "Bastion" aber wolle sie keinen weiteren Cent stecken: "Ein Rankgerüst, und fertig ist die Kiste", sagte sie. Das würde nicht einmal 1000 Euro pro Jahr kosten.

Das Ansinnen forderte den Widerspruch von Stadtbaumeister Stephan Weinl heraus, der das Ganze dereinst ersann: Wartung und Reparatur beträfen nicht allein die "Bastion"-Wasserwand, sondern auch das Wellenbecken und den Marienbrunnen vor der Kirche, entgegnete er. Zudem sei die Anlage dauerhaft gelaufen, abgesehen von Zeiten für Wartung und Reparatur. Überdies sei "Wasser ein zentraler Bestandteil der europäischen Siedlungskultur". Es beeinflusse das menschliche Wohlbefinden, rege eine Vielzahl von Sinnen an und biete hohen Erholungswert, "auch in einem künstlich erzeugten Setting". Schließlich sei die Gründungsgeschichte Starnbergs als einstiges Fischerdorf untrennbar mit dem Element Wasser verbunden.

Doch aller Zuspruch half nicht, in der Abstimmung votierten acht der zwölf Ausschussmitglieder für Kammerls Vorschlag. Die "Bastion" aus Beton wird also grün. Allerdings denken die Starnberger Stadträte gern auch im Kleinen groß. Und daher soll sich nun ein Arbeitskreis mit Mitgliedern aus allen sieben Fraktionen mit dem Thema "Kirchplatz" befassen; man erhofft sich interfraktionelle Verbesserungsvorschläge. Was immer dabei herauskommt, eines steht wohl fest: Die schöne Idee, Wasser in Wein zu verwandeln, wird nicht dabei sein.

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