Schulprojekt:Mit Callidus durch die Antike

Schulprojekt: Das P-Seminar "Neues Licht aus Pompeji" wird für eine Zusammenarbeit mit den Staatlichen Antikensammlungen ausgezeichnet.

Das P-Seminar "Neues Licht aus Pompeji" wird für eine Zusammenarbeit mit den Staatlichen Antikensammlungen ausgezeichnet.

(Foto: Florian Peljak)

Schüler des Starnberger Gymnasiums haben im Rahmen eines P-Seminars ein Kinder-Rätselheft für die Ausstellung "Neues Licht aus Pompeji" in den Staatlichen Antikensammlungen konzipiert. Dafür wurden sie nun vom Kultusministerium ausgezeichnet.

Von Luzi Power-Feitz, Starnberg

Die Vorderseite des Heftes ziert ein Bub mit lockigem, braunen Haar und großen blauen Augen. Er lächelt freundlich. Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass er nicht so aussieht wie die meisten Kinder heutzutage. Statt einem Hoodie und einer Jeans trägt er eine weiße Tunika. Anstatt Sneakers hat er Ledersandalen an den gebräunten Füßen. Und anstatt eines Handys hält er eine Öllampe in den Händen.

Es ist Callidus, der Protagonist des Rätselheftes, das zwölf Schüler und Schülerinnen des Starnberger Gymnasiums im Rahmen des P-Seminars "Neues Licht aus Pompeji" für die gleichnamige Ausstellung in der Staatlichen Antikensammlung in München gestaltet haben. Die Ausstellung, die vom Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) kuratiert wird, erweckt "das Licht der Vergangenheit", so beschreibt es das Museum, zu neuem Leben. Gezeigt werden 180 Bronzeoriginale aus den Vesuv Städten Pompeji und Herculaneum. Callidus, kennt sich als waschechter Pompejaner natürlich bestens aus und führt die jungen Museumsbesucher durch ein 16-seitiges Rätselheft, mit dem die Kinder Exponate wie Öllampen, Kandelaber und Lampenständer auf spielerische Weise kennenlernen können.

Die Idee hierzu hatte Sybille Heinemann, die Betreuerin des Seminars. Sie ist am Starnberger Gymnasium Leiterin der Fachschaft Latein und Betreuerin des Profilfachs Archäologie. "Ich dachte mir, dass es toll wäre, mal zusammen mit Archäologen zu arbeiten, und habe die Lehrstuhlinhaberin für Klassische Archäologie der LMU, Ruth Bielfeldt, angerufen", erzählt Heinemann. Diese habe ihr von ihrer Forschung erzählt - und, dass sie daraus eine Ausstellung machen werde und sich freuen würde, wenn Schüler sich an dem Projekt beteiligen würden. Und so habe Heinemann den Schülern des Projekt "Neues Licht aus Pompeji" angeboten.

Der Rätselspaß der Abiturienten motiviert gerade die jungen Ausstellungsbesucher, sich mit Archäologie zu beschäftigen und Gefallen an ihr zu finden. Das hat auch das Bayerische Kultusministerium beeindruckt, es zeichnete die Schüler und Schülerinnen mit einem der 27 regionalen P-Seminar-Preisen aus. Bei der Auswahl der Preisträger wird insbesondere die Konzeption, Umsetzung und das Ergebnis der P-Seminare berücksichtigt. "Es ist gleichzeitig eine wissenschaftliche und pädagogische Arbeit", so Heinemann. Es sei selten, dass man im P-Seminar mit solch hochrangigen, außerschulischen Partnern wie der LMU und den Staatlichen Antikensammlungen zusammenarbeite. "Das ist einfach was Besonderes. Da könnt ihr echt stolz auf euch sein", sagt die Lehrerin zu ihren Schülern.

Schulprojekt: Ausgezeichnete Knobler: die Schüler des P-Seminars am Gymnasium Starnberg.

Ausgezeichnete Knobler: die Schüler des P-Seminars am Gymnasium Starnberg.

(Foto: Privat)

"Am Anfang haben wir uns gar nicht mit der Ausstellung selber beschäftigt, weil sie noch in der Planungsphase war", so Johanna Roth, eine der Schülerinnen des P-Seminars. Deshalb hätten die Schüler erst einmal recherchiert und sich inspirieren lassen von Rätselheften anderer Museen, erzählt sie. Zur Übung hatten die Schüler bereits im Vorjahr ein erstes Rätselheft mit einem Rundgang am Starnberger See gestaltet. "Das Heft war für unsere fünften Klassen, weil sie etwa genau so alt sind wie unsere jetzige Zielgruppe", erklärt Roth. "Wir wollten schauen, was ihnen gefällt und welches Feedback sie uns geben." Als die Abiturienten erfuhren, welche Gegenstände schlussendlich ausgestellt werden sollen, konnten sie die Rätsel an die Exponate angleichen.

Dieser Prozess war letztlich schwieriger als erwartet, verrät Leonard Lieb, der Projektleiter des Seminars: "Wir haben wirklich spät konkrete Informationen bekommen, welche Stücke in welchem Ausstellungsraum zu sehen sein werden. Es gab noch viele Änderungen, wir mussten also sehr flexibel sein." Eine der Schülerinnen erinnert sich, dass sie ihr Rätsel am letzten Tag vor der Ausstellungseröffnung nochmal umwerfen musste, weil ein Exponat fehlte.

Schulprojekt: Callidus begleitet die jungen Besucher mithilfe von Rätseln spielerisch durch die Ausstellung.

Callidus begleitet die jungen Besucher mithilfe von Rätseln spielerisch durch die Ausstellung.

(Foto: privat)

Einer der Höhepunkte des Seminars sei der Kindertag des Museums im Dezember 2022 gewesen, erzählt Johanna Roth. Zusammen mit Kindern haben die Schüler in den Ausstellungsräumen gebastelt und das Rätselheft bearbeitet. "Wir haben sogar den Vulkanausbruch mit einem kleinen Experiment simuliert", erinnert sich die Schülerin. "Es war toll zu sehen, wie viele Kinder mit dem Rätselheft Spaß hatten."

Eines steht fest: Die Jugendlichen haben aus dieser Erfahrung viel gelernt. "Dadurch, dass wir von Anfang an dabei waren, haben wir ein Gefühl dafür bekommen, was alles hinter den Vorbereitungen einer Ausstellung steckt", so Projektleiter Lieb. Alle Schüler nicken zustimmend. Mitschülerin Roth erzählt, dass sie durch die neuen Einblicke einige Vorurteile ablegen konnte: "Ich dachte immer, die Arbeitswelt wäre sehr hierarchisch: Da gibt es einen Chef und Mitarbeitende. Aber unsere Zusammenarbeit war absolut auf Augenhöhe."

Besucher haben noch bis zum 2. April die Möglichkeit, die Ausstellung in der Staatlichen Antikensammlung zu bestaunen. Doch damit endet die Reise des Rätselhefts des P-Seminars noch lange nicht. "Es wird gerade verhandelt, ob die Ausstellung später auch in Rom in den Kapitolinischen Museen zu sehen sein wird", erklärt Lieb. Wenn das der Fall sein sollte, würde das Rätselheft der Schüler ins Italienische übersetzt werden. Und Callidus könnte - zurück in seiner Heimat Italien - vielen weiteren Kindern den Museumsbesuch mit Rätselspaß versüßen.

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