Die Bagger sind angerückt, der künftige Grillplatz ist immerhin schon zu erkennen: Die Landschaftsbauarbeiten auf dem gemeindeeigenen Seegrundstück in St. Alban haben nach etlichen Verzögerungen nun richtig begonnen. Wenn jetzt alles glattgeht, könnte es im Laufe der kommenden Badesaison als frei zugängliches Erholungsgebiet mit Liegewiese hergerichtet sein. Eigentlich war ja noch im Jahr 2023 geplant, die Umgestaltung des Areals südlich des Seerestaurants anzupacken. Insgesamt gesehen aber handelt es sich jetzt um eine eher untergeordnete Verspätung - angesichts der jahrelangen Auseinandersetzungen um das unbebaute Gelände.
Bis 2008 war es von Dauercampern belegt, der Landkreis Landsberg hatte dazu einen Teil des Grundstücks südlich vom Seerestaurant von der Stadt Augsburg gepachtet. Der Konflikt um die 8000 Quadratmeter große Fläche direkt am Ammerseeufer entbrannte im Jahr 2010, als Marktgemeinde und Landkreis Landsberg eine 660 Quadratmeter große Bootshalle für die Ruderer des Ammersee-Gymnasiums errichten wollten. Zunächst wurde dazu ein Bauplatz neben dem Bootshaus der Segelgemeinschaft Augsburg (SGA) auserkoren. Doch die forderte im Gegenzug eine Erweiterung ihres Areals - was der seinerzeitige Dießener Rathauschef Herbert Kirsch als „versuchte Nötigung“ ansah. Fortan galt das 70 Quadratmeter große SGA-Clubhaus im Marktgemeinderat als abrisspflichtiger Schwarzbau und das Gelände wurde 2015 mit Bebauungsplan als öffentliche Grünfläche und „Sondergebiet Wassersport“ ausgewiesen.
Das Ruderbootshaus wurde stattdessen auf einem Areal nördlich des Seerestaurants errichtet und konnte dort 2018 eingeweiht werden. Gegen den Bebauungsplan legte Augsburg Klage ein, die im Juni 2019 vom Verwaltungsgerichtshof endgültig abgewiesen wurde. Doch das SGA-Bootshaus erhielt Bestandsschutz, und so konnte Kirsch noch in den letzten Stunden seiner 24-jährigen Amtszeit den Kaufvertrag mit der Stadt Augsburg unterzeichnen. Seine damals geäußerte Hoffnung, bis Sommer 2021 ein Freizeitareal bereitzustellen, erwies sich freilich als trügerisch - schon weil das Gelände nur zögerlich geräumt wurde.
2023 stellte die Weilheimer Landschaftsarchitektin Johanna Vogl dem Gemeinderat ihre Planung für die Umgestaltung des vormaligen Campingplatzes zum Freizeitgelände und Biotop vor. Demnach wird die Böschung etwas abgeflacht; ein mittig angelegter Kiesweg in Nord-Süd-Richtung wird von zwei kürzeren Pfaden gekreuzt, die von der Straße zum Seeufer führen. Vogl will den noch vorhandenen Baumbestand lediglich mit vier Silberweiden ergänzen, dazu kommen etwa 70 Blühsträucher, die vor allem am Seeweg-Süd wachsen sollen.

Als Herzstück des kleinen Parks soll sich aus autochthonem Saatgut eine 4000 Quadratmeter große, artenreiche Wildblumenwiese entwickeln, die maximal dreimal jährlich gemäht wird. Zur Ausstattung des Areals sind vier Parkbänke, ein Grillplatz samt Sitzsteinen und 14 Fahrrad-Bügelständer vorgesehen; außerdem soll ein Stromanschluss für Veranstaltungen bereitstehen. Auf Wasserleitungen und WC will die Gemeinde zumindest vorerst verzichten.
Von Anfang an war klar, dass ein Teil des lange als Camping- und Abstellplatz genutzten Terrains mit Altlasten belastet ist: Aus Teer- und Asphaltresten im Boden könnten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe freigesetzt werden. Überraschenderweise stellte sich aber heraus, dass der Südosten des Geländes nahezu flächendeckend abgetragen werden musste. Ursprünglich rechnete Vogl mit dem Austausch von 120 Tonnen Erdreich - im Verlauf der Bodenarbeiten mussten dann tatsächlich 1000 Tonnen abgefahren werden, was etwa 40 Kipperladungen entspricht und die Fertigstellung erheblich hinausgezögert hat. Auch die Baukosten werden deshalb in die Höhe getrieben: 2023 wurden sie auf rund 180 000 Euro geschätzt - freilich ohne die Entsorgungskosten für die kontaminierte Erde einzubeziehen.
Die standortsfremden Thujen und Zypressen sowie die Sichtschutzhecke am Seeweg-Süd sind schon im Vorjahr beseitigt worden. Bis Ende März sollten die gröberen Arbeiten im Gelände abgeschlossen sein. Im April könnten dann die neuen Gehölze gepflanzt, die Wiesen angesät und die Sitzbänke aufgestellt werden. Vorausgesetzt natürlich, das Wetter bleibt trockener als im Vorjahr: Von Mai bis August 2024 hatte auch der häufige Regen dazu beigetragen, dass die Tiefbauarbeiten im nassen Gelände nur schleppend vorankamen.
Das steinige Seeufer fällt sehr flach ab
Die Planerin Johanna Vogl und Bürgermeisterin Sandra Perzul hoffen jedenfalls, dass im Laufe des Sommers die Liegewiesen betreten werden können, wie sie kürzlich bei einem Baustellentermin feststellten. Wenn sich der Bodenbewuchs eingestellt hat, biete sich vor allem der obere Bereich des Geländes als Ruheplatz an. Näher zum Ufer hin dominieren harte Kiesböden, außerdem treten dort Quellen aus. Direkt angrenzend zum Strand hat sich ein Naturraum mit entwickelt, der mittlerweile selten geworden ist: Unter anderem konnte die Ortsgruppe im Bund Naturschutz dort den Sumpflöwenzahn nachweisen.
Die Vegetation ist offenbar durch die Erholungssuchenden nicht gefährdet. Zum Baden und Schwimmen eignet sich das künftige Freizeitgelände ohnehin weniger, schon weil das steinige Seeufer dort sehr flach abfällt. Aber für einen regulären Badebetrieb kann die Gemeinde Dießen ja mit den vormaligen Strandbädern in St. Alban und Riederau aufwarten. Die wiederum sind freilich eingezäunt und nicht immer zugänglich: Außerhalb der Saison oder nachts bleiben dort die Tore versperrt.