Sport im Landkreis:Teure Bürde

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In die Jahre gekommen: Der Kunstrasenplatz an der Ottostraße müsste dringend saniert werden. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Kunstrasen der FT Starnberg, den auch die Footballer der Argonauts und Schulklassen nutzen, ist marode. Zahlen muss die Sanierung die Stadt - weil sie seinerzeit auch den Bau finanziert hatte

Von Peter Haacke, Starnberg

Seine besten Zeiten hat der Starnberger Fußball schon lange hinter sich. Dem Höhenflug der einstigen "Seelöwen" bis in Bayerns höchste Spielklasse - nach Fusion der Freien Turnerschaft mit der Spielvereinigung unter dem Label FC Starnberg im Jahr 2000 - folgte ein steter Abstieg bis ins sportliche Nirwana.

Zwar übernahm die Stadt schon vor geraumer Zeit die Liegenschaften an der Ottostraße für einen sechsstelligen Betrag und bezahlte neben einer Flutlichtanlage auch den 2003 fertiggestellten Kunstrasenplatz. Doch der ist in die Jahre gekommen: Kunstrasenplätze haben eine Lebensdauer von etwa 15 Jahren, dann sind sie verschlissen. Auch in Starnberg sind die Schäden unübersehbar, eine Sanierung kostet mindestens 410 000 Euro. Zuschüsse von Bund oder Land gibt es jedoch nicht - weil den Kunstrasenplatz seinerzeit nicht der Verein, sondern die Stadt bezahlte.

Sport ist Starnberg lieb und teuer, insbesondere die 1909 gegründete Freie Turnerschaft hängt finanziell schon seit Jahren am Tropf der Stadt. Der Verein ist für junge Kicker erste Anlaufstelle, doch auch die Footballer der Argonauts, Schulen und andere Gruppen nutzen Sporthalle und FT-Kunstrasenplatz zur Leibesertüchtigung. Über die Jahrzehnte sind aber nicht allein die bislang nur teilsanierten Vereinsgebäude in die Jahre gekommen, sondern auch der 2003 eingeweihte Kunstrasen. Bereits 2019 hatte FT-Vorsitzender Franz Holzinger um eine Sanierung gebeten, seither ist es nicht besser geworden: Die Nähte des Belages haben sich gelöst, die Plastikhalme werden kürzer, die Dämpfwirkung lässt nach - und die Unfallgefahr wächst.

Das Kunststoffgranulat verstopft immer wieder die Entwässerungsanlagen, zudem verströmt der marode Platz - so berichtet es ein Nachbar - immer wieder unheilvollen chemischen Geruch. Vor zwei Jahren noch war man von Kosten in Höhe von 360 000 Euro ausgegangen. Mittlerweile beträgt die Schätzung für eine Sanierung in der einfachsten Form etwa 410 000 Euro; für einen pflegeleichten Kunstrasenplatz der neuesten Generation ohne Sand und Granulat wären - inklusive Planung - sogar bis zu 536 000 Euro fällig. Allerdings wäre auch "das Spiel- und Ballgefühl harmonischer", heißt es in der Beschlussvorlage für den Hauptausschuss des Stadtrats. Überdies müsste das Projekt voraussichtlich europaweit ausgeschrieben werden.

Zu allem Unglück scheint eine Förderung der Sanierung durch Land, Staat oder Bayerischen Landessportverband (BLSV) ausgeschlossen zu sein: Erfolglos bewarb sich die Stadt am Projekt "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" sowie beim "Förderaufruf 2020 für die Sanierung kommunaler Einrichtungen"; beide Fördereinrichtungen lehnten eine Unterstützung ab. Und in den "Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen des Freistaats Bayern zur Förderung des außerschulischen Sports" heißt es unmissverständlich: "Nicht gefördert werden Sportstätten, die überwiegend kommunalen Aufgaben dienen oder ursprünglich durch die Kommune errichtet oder betrieben wurden."

Die Stadt hat sich also eine teure Bürde auferlegt. Doch den Fußball spielenden Verantwortlichen der Freien Turner bleibt keine Wahl, und die Zeit drängt: Weitere Verzögerungen könnten dazu führen, dass der Platz im Winter 2021 komplett gesperrt wird. Die Stadt will nun schnellstmöglich sanieren, 410 000 Euro sind im Haushalt eingeplant. Die weitaus billigere Option wäre, im wahrsten Sinne des Wortes Gras über die Sache wachsen zu lassen.

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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