Trendwettbewerb Speaker-SlamReden ist doch Gold

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Claudia Sendlbeck-Schickor begeistert ihr Publikum mit dem Thema Teamführung auf der Bühne des Speaker-Slams in Wiesbaden.
Claudia Sendlbeck-Schickor begeistert ihr Publikum mit dem Thema Teamführung auf der Bühne des Speaker-Slams in Wiesbaden. (Foto: Justin Bockey/oh)

Claudia Sendlbeck-Schickor aus Gauting hat im März den internationalen Speaker-Slam in Wiesbaden gewonnen.  Aber was ist das eigentlich? Und worauf kommt es dabei an?

Von Lilly Fels, Gauting

Um mit einer Rede zu punkten, braucht es laut Claudia Sendlbeck-Schickor klare Botschaften: „Was ist mein Publikum? Was sind ihre Nöte? Gibt es eine Lösung?“ Die Gautingerin kennt sich aus, sie ist schon seit etwa einem Jahr Teil der Speaker-Szene. Zunächst als Führungskraft in der Steuerberatung und mittlerweile als Beraterin für Kanzleien ist sie es gewohnt, augenscheinlich langweilige Business-Themen spannend zu verpacken. Ihre Herzensangelegenheit: dem Publikum den Wert eines gesunden Arbeitsklimas zugänglich machen. Jetzt sind ihre Fähigkeiten auch offiziell prämiert: Seit März schmückt der „Excellence Award“ des 6. internationalen Speaker-Slams in Wiesbaden ihr Wohnzimmer.

Speaker-Slams sind ein Trend, der seit ein paar Jahren allen, die das Rampenlicht suchen, eine Bühne bietet, um ihre Ausdrucksstärke unter Beweis zu stellen. Aber während der Poetry-Slam längst seinen Platz in der Kulturszene gefunden hat, ist der Speaker-Slam für viele noch ein Novum. Die Idee ist im Grundsatz ähnlich: In Form eines modernen Wettbewerbs treten verschiedene Redner auf, die mit ihren selbstverfassten Stücken eine Jury oder das Publikum zu überzeugen versuchen - und das in der Regel in nur wenigen Minuten.

Der Speaker-Slam löst sich dabei von den poetischen und literarischen Elementen des Poetry-Slams, indem er die Botschaft und Überzeugungskraft der Teilnehmer in den Vordergrund stellt anstatt ihre Wortkunst. Hätten Ted-Talks und Poetry-Slams ein Kind, wäre es der Speaker-Slam.

Trotz seiner noch jungen Geschichte hat der deutschsprachige internationale Speaker-Slam ein klares Format, entworfen von Autor und Redner Hermann Scherer. Er bringt die Redner nicht nur in deutschen Großstädten, sondern etwa auch in den USA und Österreich auf die Bühnen. In München fand der erste internationale Speaker-Slam bereits 2018 statt. Jeder Redner hat vier Minuten Zeit, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Im Anschluss entscheidet eine fachkundige Jury, wessen Thema und Vortrag die Auszeichnung mit dem „Excellence Award“ in seiner Kategorie am meisten verdient hat. Das Reden hat seinen Preis: Die Startgebühr beträgt mehrere Hundert Euro. Dafür versprechen sich die Teilnehmer vor allem größere Bekanntheit und die Möglichkeit, sich als Experten auf ihrem Gebiet zu präsentieren.

„Die Welt dreht sich etwas schneller und ist geprägt von wirtschaftlichen Unsicherheiten“

Dazu kommt natürlich noch die gewisse Passion fürs Scheinwerferlicht, die auch Sendbeck-Schickor den Weg zum internationalen Speaker-Slam bereitet hat. „Hätte ich nicht Jura studiert, wäre es vermutlich etwas in die Richtung Musical geworden“, erzählt die Gautingerin. In der Steuerberatung ist sie schon seit 30 Jahren tätig, 25 davon in einer Führungsposition. In dieser Zeit hat die Steuerberaterin viel über Teamführung und ein gesundes Arbeitsklima gelernt, was sie auch an das Publikum des Speaker-Slams weitergegeben hat: „Die Welt dreht sich etwas schneller und ist geprägt von wirtschaftlichen Unsicherheiten“, sagt sie. „Und trotzdem sollen Teams immer mehr leisten. Wenn man sich da nicht wertgeschätzt am Arbeitsplatz fühlt, kündigt man innerlich.“

In Wiesbaden stand sie mit 229 anderen Teilnehmern aus 28 Nationen auf der Bühne. Vorher nahm sie bereits an Wettbewerben wie „Germany's Next Speaker Star 2024“ teil. Aufmerksam auf die Szene ist sie anfänglich über einen Instagram-Post geworden.

Besonders stolz ist sie darauf, mit einem vermeintlich trockenen Business-Thema gewonnen zu haben. „Der Business-Sprech mag ein anderer sein, aber das Thema kennt jeder. Checke ich morgens meine Mails, weil ich den Tag gar nicht erwarten kann, oder drücke ich beim Wecker am liebsten wieder auf Snooze?“, erklärt sie. „Mir hat mal jemand gesagt: ‚Du wirst nie alle erreichen, aber wenn sich nur einer angesprochen fühlt, hat es sich schon gelohnt.‘“

Sendlbeck-Schickor sieht den Speaker-Slam auch in Zukunft im Vormarsch, der Wettbewerbsgedanke und die Vielfalt an Rednern würden die Leute anziehen. Sie selbst möchte mit ihrer Botschaft gerne „weiterhin einen Mehrwert stiften, wo immer ich eine Bühne finde“. Mittlerweile gibt es sogar den Berufsverband professioneller Redner, die German Speaker's Association. In seiner Nische ist der Speaker-Slam schon etabliert - bleibt abzuwarten, ob er sich neben dem Poetry-Slam einen festen Platz im Kulturliebhaber-Vokabular sichert.

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