Soziale Teilhabe:Ein Zuhause für Suchtkranke

Gauting, Condrobs Sabine Krüger

Sozialpädagogin Sabine Krüger leitet die Einrichtung. Die 60-Jährige will das Angebot voll und ganz nach den Interessen der Teilnehmer gestalten.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Beratungsstelle Condrobs eröffnet eine Tagesstätte in Gauting, die Gespräche ebenso wie Yogakurse anbietet. Wer teilnehmen will, muss trocken sein

Von Paula Rentzsch

Morgenrunden, einfach erzählen was los ist oder mit dem Daumen zeigen, wie es gerade geht. Jeder kann genau so viel teilen wie er möchte: Unter Leitung der Sozialpädagogin Sabine Krüger hat die Suchtberatung Condrobs eine Kontakt- und Begegnungsstätte für Suchtkranke in Gauting eröffnet. Für die Klienten soll es hier neben einem Programmangebot immer die Möglichkeit des Austauschs mit anderen Betroffenen und Gesprächen mit den Mitarbeitern geben.

Die Räumlichkeiten der Einrichtung umfassen ein Wohnzimmer, einen Essraum, ein Yoga- und Meditationszimmer, einen Raum für private Gespräche, einen Kreativraum, ein Kicker- und Musikzimmer sowie einen Tischtennisraum. Die Platte könne aber auch zusammengeklappt werden, so Krüger. Außerdem gibt es eine Küche, in der gemeinsam gekocht werden soll. Das Essen kann dann von den Klienten zu einem Preis zwischen zwei und 2,50 Euro gekauft und gemeinsam gegessen werden. Ein weiteres Angebot ist das Klientenbüro. Hier ist ein Computer, an dem Bewerbungen verfasst werden können, und ein großes Angebot an Büchern vorhanden.

Ein festes Programm gibt es noch nicht, es soll sich nach und nach entwickeln, "wir müssen sehen, auf was die Klienten, die hier herkommen, Lust haben", erklärt Krüger. Die 60-Jährige hofft, bald eine Online-Funktion installieren zu können, bei der die Teilnehmer das Programm ansehen und sich entscheiden können, bei welchen Angeboten sie gerne dabei wären. Angedacht sind verschiedene Kurse, zum Bespiel Yoga und Meditation oder Malen und Fotografieren. Momentan hat die Tagesstätte zehn Plätze für Besucher und 1,5 Personalplätze. Sie ist an drei Tagen die Woche geöffnet. Kommendes Jahr soll auf 20 Plätze und drei Personalstellen aufgestockt werden. Außerdem soll die Einrichtung langfristig von Montag bis Freitag geöffnet sein.

Die Suchtkranken, die in die Einrichtung kommen, seien zum großen Teil Langzeitarbeitslose, die "daheim sind und wenig soziale Kontakte haben". Um bei den Angeboten mitmachen zu können, sollten die Menschen aber nüchtern und trocken sein, der Schutz der anderen Klienten müsse garantiert werden. Die gesamte Einrichtung stellt einen "trockenen Raum" dar. Menschen, die einen Rückfall hatten, werden aber nicht weggeschickt, ihnen kann zum Beispiel mit der Suche nach einem Entgiftungsplatz geholfen werden. Um einer Sucht vorzubeugen, können Menschen, die wenig soziale Kontakte haben und einsam sind, auch präventiv in die Einrichtung kommen. Grundsätzlich sei der angesprochene Personenkreis um die 50 Jahre alt, Abweichungen seien aber möglich.

Ein wichtiger Aspekt der Einrichtung, wie Krüger betont, ist die durch die Pauschalfinanzierung ermöglichte Anonymität. "Jeder kann kommen und gehen, wann er will". Niemand muss sich mit seinem Namen registrieren. Dies stelle natürlich auch eine große Herausforderung für die Mitarbeiter dar. Es sei zwar gut, weil so die Hemmschwelle, zu kommen, sinke. Es bedeute aber auch, dass Krüger und ihre Kollegin, Psychologin Simone Huhn, auf die Ehrlichkeit der Klienten angewiesen seien. Denn auch wenn eine Doppeldiagnose recht üblich sei, wäre eine "nicht medikamentös eingestellte Psychose ein Ausschlusskriterium".

Krügers Hoffnung für die Begegnungsstätte ist vor allem, dass "die Klienten sich wohlfühlen, Zuhause fühlen", wie sie sagt. Dies sei das größte Kompliment für ihre Arbeit und die Einrichtung. In ihrer Freizeit geht die gebürtige Darmstädterin gerne in die Natur. "In die Weite blicken, da kann man unheimlich tanken." Sie hofft, solche Erfahrungen mit ihrer Arbeit auch ihren Klienten zu ermöglichen. Voraussetzung dafür ist, dass sie den Weg zu Condrobs finden - weshalb Krüger so schnell wie möglich einen Fahrservice plant. So könnten auch Klienten das Angebot wahrnehmen, die die Tagesstätte mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichen können, oder körperlich nicht dazu in der Lage sind. Krüger findet es schade, dass es im Landkreis Starnberg keine Möglichkeit eines ermäßigten Tickets für die Betroffenen, wie zum Beispiel in München gebe. Einige der Klienten würden es sich so "schlicht nicht leisten können, in die Einrichtung zu kommen".

Die Kontakt- und Begegnungsstätte in der Leutstettenerstraße 2 in Gauting ist aktuell Dienstag und Donnerstag von 10 bis 16 Uhr und am Freitag von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0176/13410051 anmelden oder einfach vorbeikommen.

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