Erfindung:Sonnenschutz per App

Der UV-Bodyguard "Sunny" warnt über eine App am Handy, wenn ein Sonnenbrand droht. Annette Barth und Julian Meyer-Arnek haben das Gerät am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen entwickelt. 2020 soll es in Münchner Sportläden kommen.

Von Otto Fritscher

Sunny sieht aus wie eine kleine Schildkröte. Dabei handelt es sich bei dem kleinen, grünen, runden Kästchen um alles andere als ein Spielzeug. Eine Diffusorscheibe, ein UV-Sensor, eine Platine und ein kleiner Akku verbergen sich hinter der Plastikhülle. "Damit kann man die UV-Strahlung der Sonne messen", sagt Annette Barth. "Die ermittelten Werte werden dann aufs Handy übertragen und eine spezielle App warnt, wenn man schon zu lange in der Sonne war und ein Sonnenbrand droht", erklärt Barth. Ein Sonnenbrandsensor also.

Aber wofür braucht man so ein Kästchen? "Zum Beispiel, wenn man am Meer liegt, es geht ein kühler Wind, es ist bewölkt, dann spürt man die Sonneneinstrahlung oft gar nicht so", erklärt Annette Barth. "Und natürlich achten Eltern darauf, dass ihre kleinen Kinder nicht zu lange in der Sonne sind, weil diese Altersgruppe ja besonders gefährdet ist vor zu langer Sonneneinstrahlung", ergänzt Julian Meyer-Arnek, der nicht nur Barths privater Partner ist. Die beiden haben zusammen eine Firma gegründet, namens Ajuma, die den Sonnenbrandsensor vom kommenden Frühjahr an kommerziell anbieten wird. Er soll in die großen Münchner Sportgeschäften kommen. Der angepeilte Preis liegt bei 65 Euro.

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Beim Skifahren kann man sich an einem schönen Wintertag rasch einen Sonnenbrand einfangen. Ein neuartiges Gerät - direkt am Rucksack oder an der Kleidung befestigt - soll Nutzer warnen, sobald sie den Grenzwert für ihren individuellen Hauttyp erreicht haben.

(Foto: Benjamin Nolte/dpa)

Wie kommt man auf diese Idee? "Zum einen haben wir eine kleine Tochter, zum anderen habe ich eine sonnenempfindliche Haut und hatte selbst schon oft genug einen Sonnenbrand", sagt Annette Barth. Meyer-Arnek, studierter Physiker, arbeitet eigentlich als Wissenschaftler am Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum DFD, das zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen gehört. "Beruflich hatte ich mit UV-Strahlung zu tun", erklärt Mayer-Arnek. Doch die Wissenschaftler am DLR sind angehalten, nicht nur im luftleeren Raum zu forschen, sondern ihre Forschungsergebnisse zu vermarkten - aus der Idee also ein Produkt zu machen. So wie dies Annette Barth, die eigentlich Psychologin ist und lange als Produktmanagerin gearbeitet hat, und Meyer-Arnek jetzt mit dem Sonnenbrand-Sensor tun. Gut eineinhalb Jahre Arbeit und ein niedriger fünfstelliger Betrag stecken nach Aussage der Erfinder in der Entwicklung, die sie auch als "UV-Bodyguard" bezeichnen. Ob das Gerät endgültig Sunny oder Siggi heißen wird, ist noch nicht entschieden.

Wie funktioniert der Leibwächter nun? In der App muss der Hauttyp eingestellt werden. Der richtet sich nach der sogenannten Fitzpatrickskala, die auch von Dermatologen verwendet wird und reicht von 1 bis 6. Hauttyp 1 haben Menschen, die quasi sofort einen Sonnenbrand bekommen, während alle mit Hauttyp 6 erheblich mehr Sonne vertragen. Den Sensor kann man bei einer Wanderung oder beim Skifahren am Rucksack befestigen oder, wenn der Nachwuchs auf dem Spielplatz ist, einfach mitnehmen. So wird die UV-Strahlung vor Ort gemessen. Zudem holt sich die App die Werte aus einem zirka zehn mal zehn Kilometer großen Quadrat, die von den Kopernikus-Satelliten gemessen werden. Dann werden diese Werte abgeglichen. Die App auf dem Handy zeigt die Dauer an, die man noch in der Sonne bleiben kann. Wenn der Grenzwert erreicht ist, gibt sie eine Warnung aus. "Die Daten bleiben nur lokal auf dem Handy gespeichert und werden in keine Cloud oder sonst wohin übertragen", versichert Mayer-Arnek zum Thema Datenschutz.

Erfindung: Julian Meyer-Arnek und Annette Barth haben einen Sonnenbrand-Sensor entwickelt, der aussieht wie eine kleine Schildkröte.

Julian Meyer-Arnek und Annette Barth haben einen Sonnenbrand-Sensor entwickelt, der aussieht wie eine kleine Schildkröte.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Prototypen hat Mayer-Arnek selbst gebaut im sogenannten "Makers' Space" der Technischen Universität München und auch die Software programmiert. Nun werden für die Kleinserie Produzenten möglichst in Deutschland, aber zumindest in Europa gesucht. "Nur für die endgültige Form haben wir einen Designer beauftragt", sagt Mayer Arnek. So ist den Kindern geschuldet, dass auf dem Kunststoffdöschen Kulleraugen montiert sind, was den Eindruck einer Schildkröte erzeugt. Doch dabei soll es nicht bleiben. Denkbar sind Weiterentwicklungen des Sensors, der dann direkt in Kleidung integriert werden könnte. "Das Problem dabei ist allerdings die Waschmaschine. Denn Elektronik lässt sich nur sehr schwierig waschen", sagt Annette Barth. Und gerade die Klamotten von kleinen Kindern müssen oft gewaschen werden. Aber Meyer-Arnek wäre kein Gründer, wenn er nicht überzeugt wäre, auch dieses Problem lösen zu können.

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