Sondersitzung im Tutzinger Gemeinderat:Gänsejagd im Visier

Vogelkot auf Liegewiesen ist für Badefreunde an heimischen Seen ein stetes Ärgernis. Doch gegen den Abschuss der Vögel regt sich Protest, mehr als 850 Unterschriften liegen bereits vor. Nun befasst sich Tutzings Gemeinderat in einer Sondersitzung mit dem leidigen Thema.

sum

Tutzing - Mehr als 850 Menschen unterzeichneten den Aufruf bereits, ob online oder auf realen Unterschriftenlisten. Und ihr Protest gegen die Jagd auf Kanada- und Graugänse am Starnberger See zeigt Wirkung: Der Gemeinderat von Tutzing wird sich in einer Sondersitzung am 26.Juli mit dem umstrittenen Thema befassen. Wie Bürgermeister Stephan Wanner sagte, "werden bis dahin keine vollendeten Tatsachen geschaffen", die Kommune werde also nicht vorher schon eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss der Vögel erwirken. In Tutzing galten bisher genauso wie in Feldafing und Starnberg verkürzte Schonzeiten. Der Antrag dazu war stets Ende Juli beim Landratsamt gestellt worden, und zwar seit 2008. Vor der Besprechung will Wanner nach eigenen Angaben zu einem Runden Tisch mit Tierschutzverein, Tierschutzbund, Bund Naturschutz und einem Vertreter der Seejäger einladen.

Starnberg See Gänse

Starnberg See Gänse Starnberg See, Gänse bei Undosa Foto Georgine Treybal

(Foto: STA)

Der Bürgermeister reagiert damit auf einen Antrag des ÖDP-Gemeinderats Rudolf Krug. Wie Krug schreibt, rechtfertige die Gänse-Population heuer keinen Abschuss. In den Jahren zuvor seien im Schnitt 200 Kanada- und Graugänse in Tutzing gezählt worden, heuer nur 30, "es können aber noch mehr werden", so Krug. Wie die Vogel- und Naturschützer plädiert auch er dafür, nicht gleich zur Flinte zu greifen. Die Jagd beeinträchtige auch alle anderen Vögel am See, außerdem gebe es weniger rabiate Methoden, Verschmutzungen durch Gänsekot zu verhindern. Weil die Tiere mit ihren Jungen, die zur Schonzeit noch nicht fliegen können, offene Plätze mit ungehinderter Fluchtmöglichkeit bevorzugen, helfen am Ufer gespannte Netze oder kleine Büsche. Tutzing hatte bislang die Vögel abschießen lassen, weil sie Parks und Spielplätze verdreckten. Allein von 6. August bis Mitte November 2008 erlegten die Seejäger laut ihrem Sprecher Hermann Bayrle 153 Gänse. 2009 waren es mehr als 100. Auch der Schilfverbiss durch die Vögel ist Fachleuten zufolge ein Problem, was Tierschützer allerdings bestreiten. Sie fordern: Mensch und Tier müssen am See nebeneinander existieren können". Die Jagd geriet in ihr Visier, als Waidmänner am 15. August 2010 in Tutzing vier Gänse schossen, angeblich in unmittelbarer Nähe zu Badegästen. sum

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