Süddeutsche Zeitung

So wird 2021 im Fünfseenland:Neue Schule, neue Läden, neue Ideen

Lesezeit: 4 min

Weßling investiert in Bildung, Gauting freut sich auf ein neues Quartier, und Feldafing orientiert sich neu

Von Michael Berzl, Patrizia Steipe und Sylvia Böhm-Haimerl

Gauting

Bald ist es elf Jahre her, dass im damaligen Altbau der Gautinger Grundschule ein großes Stück Putz von der Decke heruntergefallen ist und damit eine Kettenreaktion ausgelöst hat. Das Gebäude wurde sofort gesperrt und später abgerissen. In diesem Jahr beginnt auf dem Grundstück an der Bahnhofstraße ein neues Kapitel. Nach kontroversen Debatten, einem Bürgerentscheid und etwa zwei Jahren Bauzeit wird ein Gebäudekomplex mit Läden im Erdgeschoss und 52 Wohnungen in den Etagen darüber fertig.

Trotz der Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie machten die Arbeiten gute Fortschritte, berichtet Daniel Gabel, Sprecher der Erlanger Immobilienfirma Sontowski. Im Februar beginne die Vermietung der Wohnungen. Es lägen schon viele Anfragen von Interessenten vor. Nach seinen Worten können die ersten Mieter voraussichtlich von September an einziehen "und das Quartier mit Leben füllen." Mit der Fertigstellung der Ladenflächen rechnet er bis zum Juli. Dort entstehen ein Edeka-Markt, eine Filiale der Drogeriekette dm und weitere Geschäfte. Damit gibt es neue Einkaufsmöglichkeiten im Ortszentrum, auf die sich viele Gautinger freuen.

Damit auch die Gemeinde in der Zukunft noch Geld ausgeben kann, braucht sie mehr Einnahmen, wie Bürgermeisterin Brigitte Kössinger immer wieder betont. Darum laufen im Rathaus die Vorbereitungen zur Ausweisung mehrerer Gewerbegebiete. Aber nur eines davon nimmt noch in diesem Jahr Formen an: der Handwerkerhof im Westen des Ortes beim Kreisverkehr an der Abzweigung nach Pentenried. Alle Grundstücke auf einer Wiese zwischen Ammerseestraße und Kraillinger Straße sind vergeben, insgesamt elf Unternehmen wollen sich dort ansiedeln, berichtet die Bürgermeisterin. Die Nachfrage sei so groß, dass es sogar eine Warteliste gebe. Vor den Notarterminen müssten nur noch vertragliche Details geregelt werden, unter anderem gehe es dabei um die Erschließungskosten. So habe sich herausgestellt, dass für den Wasserschutz besonderer Aufwand nötig ist und unter der Fahrbahn eine Art Wanne angelegt werden muss. Das verteuert die Kosten für die Firmen.

Auch die Polizei bekommt auf dem Areal am Ortsrand ein neues Haus. Das Staatliche Hochbauamt in Weilheim sei schon sehr weit mit den Planungen, berichtet Inspektionsleiter Ernst Wiedemann, mit einem Baubeginn rechnet er aber erst Anfang nächsten Jahres.

Im Rathaus gibt es gleich im ersten Quartal personelle Änderungen auf zwei wichtigen Posten. Die Leitung des Ordnungsamts hat Michael Groth übernommen, der zuvor bei der Regierung von Oberbayern gearbeitet hat, ein neuer Kämmerer wird noch gesucht.

Weßling

Nach jahrelangen Diskussionen und Planungen wird im März der Spatenstich für das bislang größte Investitionsvorhaben der Gemeinde Weßling vollzogen. Bereits jetzt wird auf dem Grundstück am Sportplatz alles für den Bau vorbereitet, die Leitungen werden im Boden verlegt. Die neue Schule am Sportplatz wird voraussichtlich 15 Millionen Euro kosten. Wenn sie fertig ist, dann wird es in der Gemeinde nur mehr eine zentrale Schule für alle Orte geben. Und zwar eine Vorzeigeschule, die nicht nur energetisch nach den modernsten Standards errichtet, sondern in der auch nach dem pädagogischen Lernhauskonzept unterrichtet werden soll. Bislang gehen die Kinder in die Grundschulen Oberpfaffenhofen und Weßling. Die Nachnutzung der Schulgebäude wird den Gemeinderat 2021 beschäftigen. Auch die Verwaltung wird einiges zu tun haben. Bürgermeister Michael Sturm hat seine Mannschaft neu aufgestellt. Neben der neuen Geschäftsleitung Astrid Kahle wird eine neue Bauamtsleitung sowie Verstärkung im Ordnungs-, Personal- und Steueramt die Verwaltung komplettieren. Und ein weiterer Dauerbrenner soll zu einem Abschluss kommen. Der Bahnhof bekommt endlich einen behindertengerechten Zugang. Mit den Umbaumaßnahmen soll auch das Bahnhofsgelände attraktiver werden und Bahnhofshalle und Kiosk belebt werden. Im Dezember haben Weßlinger Kreative bereits mit ihrem Pop-Up-Store gezeigt, wie die Bahnhofshalle genutzt werden könnte. Das Areal rund um das "Hotel Post" soll ebenfalls neu gestaltet werden. Für Menschen mit geringem Einkommen werden Wohnungen am Kesselboden errichtet, Betriebe, die sich ansiedeln oder erweitern wollen, warten auf die Planungen eines weiteren Gewerbegebiets am Argelsrieder Feld. Alle Weßlinger können auf ein gut funktionierendes Handynetz in allen Ortsteilen hoffen, 2021 stellen die Mobilfunkbetreiber neue Handymasten auf. Die Standortsuche ist abgeschlossen, verschiedene Varianten wurden verglichen. Es fehlt die abschließende Entscheidung. Außerdem soll ein dringender Wunsch vieler Bürger und Ausflügler erfüllt werden: Die Toiletten am Bahnhof und am Kiosk am Weßlinger See sollen zu öffentlichen WC-Anlagen umgebaut werden. Die Gemeinde als Besitzerin des Weßlinger Sees möchte außerdem das Seeufer sanieren, und der "offene Bücherschrank" soll endlich am See aufgestellt werden. Wegen der Corona-Pandemie wurde dies verschoben. Sobald es die Lage wieder erlaubt, könnte auch die feierliche Verabschiedung von Altbürgermeister Michael Muther nachgeholt werden, hofft Sturm.

Feldafing

Da die Konversion des Bundeswehrgeländes nicht umgesetzt werden kann, muss sich die Gemeinde Feldafing im Jahr 2021 umorientieren. Für die Projekte, die auf dem Areal der Kaserne geplant waren, wie etwa die Schaffung von bezahlbarem Wohnungen, müssen nun andere Standorte gefunden werden. Am wichtigsten ist ein neues Feuerwehrhaus. Die Gemeinde hatte ursprünglich ihr Versorgungszentrum mit Feuerwehrgerätehaus, Bauhof und Wertstoffhof auf dem Bundeswehrgelände im Bereich der Sturmhäuser geplant. Vorsichtshalber hat sie im November auch einen entsprechenden Bedarf bei der Städtebauförderung angemeldet. Es sollen aber auch andere Standorte diskutiert werden. Doch bislang wird keiner als ideal angesehen. So könnte beispielsweise am bisherigen Standort ein Neubau entstehen. Eine weitere Überlegung ist ein Areal auf dem Gelände der ehemaligen Benedictus-Klinik. Der Wermutstropfen ist, dass die Gemeinde nicht darüber verfügen kann, weil sich das Grundstück in Privateigentum befindet. Die Investoren könnten sich dort den Bau von etwa 100 Wohnungen vorstellen. Nun sollen die Wünsche der Kommune und der Investoren koordiniert werden. Dafür sollen entsprechende Kriterien für das gesamte Areal festgelegt und ein Wettbewerb ausgelobt werden.

Ein weiteres großes Projekt ist die Sanierung des denkmalgeschützten Strandbades. Damit hat die Gemeinde bereits begonnen. Als nächster Schritt soll das Konzept für den Kioskbereich umgesetzt werden, da die Gasträume dringend saniert werden müssen.

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Quelle:
SZ vom 07.01.2021
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