Skulpturenweg:Anfassen erlaubt

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Zwei Werke des bekannten Künstlers Walter Kopp bilden den Anfang der Wörthseer Kunstmeile. Die Idee stammt von Johannes Englmeier und Andreas Huber

Von Astrid Becker, Wörthsee

Die ersten Ausstellungsstücke stehen vor dem Rathaus der Gemeinde. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es gibt ein paar Gläser Sekt und ein paar Happen aus dem neuen Dorfladen. Bürgermeisterin Christel Muggen-thal spricht ein paar Grußworte - und dann ist er auch schon eingeweiht, der neue Skulpturenweg in Wörthsee. Initiiert wurde er von dem Koch und Künstler Johannes Englmeier und dem Produktdesigner Andreas Huber.

Es ist erst der Start für dieses Projekt, der an diesem Dienstagnachmittag im Rathaus der Gemeinde gefeiert wird - mit zwei Skulpturen von Walter Kopp. 1941 war dieser Künstler mit internationalem Renommée in München geboren worden und ging später in Tutzing zur Schule. Kopp wohnt mittlerweile in Wörthsee und arbeitet - vor allem während der Sommerzeit - hier und in den Marken. Zunächst fühlte er sich in seinem Schaffen von Hans Schmitt inspiriert, von dessen grob-deftigen und dennoch zart-hintersinnig wirkenden Figuren. Später erlernte er die Technik, große Plastiken aus Bronze zu fertigen. Seine bevorzugten Themen sind dabei offenbar Frauen und Erotik, denn das ist es, was auch die beiden Skulpturen ausstrahlen, die nun vor dem Wörthseer Rathaus in Steinebach zu sehen sind. Elegant wirken sie mit ihren geschwungenen Linien, puristisch und dennoch recht sexy, zumindest so sehr, dass der Betrachter sie gerne berühren würde.

Die Skulpturen stammen von Walter Kopp (im Bild mit Bürgermeisterin Christel Muggenthal). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ähnlich formuliert es auch Christel Muggenthal: "Passen Sie nicht gut zum Stein unseres Brunnens? Irgendwie würde man sie gern anfassen", sagt die Bürgermeisterin im Gespräch mit der SZ. Als sie zum ersten Mal von Englmeiers und Hubers Projekt hörte, war sie begeistert. Das Stichwort "Kunst im öffentlichen Raum" kam ihr in den Sinn, und der Gedanke, Kunst im Alltag erleb- und erfahrbar zu machen. Eine Idee, die auch den Gemeinderat überzeugte, wenngleich der sich vorbehielt, schon jeweils informiert werden zu wollen, welche Skulpturen an welchen Standorten aufgestellt werden.

Was aber sicherlich Bestandteil des Skulpturenwegs sein wird, sind Englmeiers "Fremdlinge", also ähnliche Figuren, die bereits von ihm am Schlittenberg stehen. Denn Englmeier ist nicht nur Koch. Er ist auch Bildhauer. Bei dem im vergangenen Jahr gestorbenen Chiemgauer Künstler Hans Thurner habe er sein Handwerk gelernt, erzählt er. Dieser habe ihn auch auf die Idee mit dem Skulpturenweg gebracht. Thurner hatte einen solchen 1988 zusammen mit seiner Partnerin Ute Lechner anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Künstlergemeinschaft "AK68" in Wasserburg und der 850-Jahr-Feier der Stadt ins Leben gerufen. "Da dachte ich mir ganz einfach, das wäre doch auch was für uns", sagt Englmeier, der Andreas Huber über die Gruppierung "Wörthsee aktiv" kennenlernte.

Initiiert haben den Skulpturenweg für Wörthsee Andreas Huber (links) und Johannes Englmeier. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der 44-jährige Huber ist der Enkel des früheren Schmieds von Steinebach, gelernter Schreiner, Produktdesigner und Gebrauchskünstler, der am liebsten mit Beton arbeitet. In Steinebach betreibt er die "Handwerkstatt". Von ihm stammt auch die erste Bücherbox der Gemeinde am Seglerweg. Mit dem Skulpturenweg wollen die beiden nun eine Kommunikationsplattform für die Wörthseer schaffen, weil Kunst Menschen verbindet und ins Gespräch miteinander bringt.

© SZ vom 13.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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