Süddeutsche Zeitung

Sisi-Museum in Possenhofen:Juwel im Bahnhof

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Die Ausstellung hat sich zu einer europaweit beachteten Einrichtung entwickelt

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Possenhofen

Das Kaiserin-Elisabeth-Museum im Bahnhof Possenhofen hat sich von einer kleinen, aber feinen Sammlung hin entwickelt zu einer Einrichtung, die sogar von den Mitarbeitern der Wiener Hofburg anerkannt wird. Wie die Museumsleiterin Rosemarie Mann-Stein auf der Jahreshauptversammlung berichtete, hat sie gute Kontakte aufgebaut zu allen Museen, die sich der europäischen Kulturroute "Sisi-Straße" angeschlossen haben. Die zuständigen Mitarbeiter in Wien würden sich beispielsweise vor Versteigerungen mit ihr absprechen, wer an welchen Exponaten interessiert sei, sagte sie.

Das Museum ist nach Angaben des Pöckinger Bürgermeisters Rainer Schnitzler eine von ganz wenigen Kultureinrichtungen in Deutschland, die ausschließlich ehrenamtlich geführt werden. Stolz verwies Mann-Stein auf die Beurteilungen in einem Reiseportal, wonach das Museum als "Juwel" bezeichnet wird.

Die Führerinnen werden jedes Jahr weitergebildet, bekommen aber nur eine geringe Aufwandsentschädigung. Dennoch will man den Ehrenamtsstatus erhalten. Man wolle von der Gemeinde als Eigentümerin der Sammlung unabhängig bleiben, hieß es. Anders sieht es mit der Nachfolge von Mann-Stein aus. Ihre Doppelfunktion als Museumsleiterin und Vorsitzende des Fördervereins ist sehr arbeitsintensiv. Zudem ist sie für den Erwerb neuer Exponate zuständig. Dafür durchforstet sie die Online-Kataloge von einschlägigen Versteigerungsfirmen. Eine Goldbrosche mit Diamanten der Kaiserin hat sie beispielsweise in der Fernsehsendung "Bares für Rares" entdeckt. Im Internet hat sie Informationen über die Käuferin eingeholt und innerhalb von zwei Stunden konnte sie den Deal für das Museum perfekt machen. Insgesamt elf Exponate im Wert von knapp 40 000 Euro wurden 2017 erworben. Im Jahr 2018 waren es weniger als in den Vorjahren. Das lag laut Mann-Stein daran, dass das Angebot stark schwankt. "Und es muss passen", sagte sie zur SZ. Erst vor wenigen Wochen konnte sie einen Meerschaumpfeifenkopf kaufen, der Kaiser Franz Joseph gehörte. Dieses ganz besondere Exponat - der Pfeifenkopf ist 7,5 Zentimeter hoch und 9 Zentimeter breit - ist geschnitzt und zeigt Kaiser Franz Joseph zusammen mit seinem Jagdhund. "Es wirkt wie eine total lebendige Skulptur", erklärte die Museumsleiterin stolz.

Jeder Erwerb eines Exponats muss vom Vorstand abgesegnet werden. Und bevor Mann-Stein ein Stück ersteigern oder Sammlern abkaufen kann, muss sie die Provenienz erforschen. Es dürfe keine Zweifel an der Echtheit geben. Das sei nicht einfach, denn der Adel gebe "null Unterstützung". Sie müsse aufwendig recherchieren, Vorbesitzer ausfindig machen und sie befragen. "Wir kaufen nichts, wenn wir nicht sicher sind und wir sind noch nie reingefallen", betonte Mann-Stein. Dieser hohe Einsatz der Museumsleiterin ist ehrenamtlich kaum mehr zu leisten: "So intensiv, wie ich es seit zehn Jahren betreibe, kann man auf Dauer nicht durchhalten." Sie wünscht sich dringend eine Entlastung. Auch die Nachfolge müsse geregelt werden, sie sei immerhin schon 75 Jahre alt. Bereits vor vier Jahren hat sie der Gemeinde eine Arbeitsplatzbeschreibung übergeben.

Eine weitere große Herausforderung sind die Schwankungen der Luftfeuchtigkeit in dem denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude. Das Risiko, dass erneut ein teurer Deckenschaden entsteht, wie dies 2016 im Königssaal der Fall gewesen war, müsse ausgeschlossen werden, so Mann-Stein. Die Messungen sollen noch vor dem Jahreswechsel ausgewertet werden.

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Quelle:
SZ vom 24.12.2018
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