Silvester:Abschluss mit Schuss

Die Landkreisbürger zünden besonders gerne Feuerwerks-Batterien, die ihre Raketen ein paar Minuten lang in den Himmel schießen. Manche Kunden lassen dafür bis zu 250 Euro im Laden

Von Peter Haacke, Starnberg

Einmal im Jahr lassen es die Deutschen so richtig krachen: Voraussichtlich mehr als 133 Millionen Euro (2015: 129 Millionen) werden dieses Jahr zu Silvester im wahrsten Sinne des Wortes bundesweit verbrannt, schätzt der Verband der pyrotechnischen Industrie. Den Jahreswechsel mit Sound- und Lichteffekten, Schall und Rauch zu feiern hat Tradition. Der dreitägige Verkauf pyrotechnischer Erzeugnisse hat am Donnerstag begonnen, auch in Starnberg hoffen die Einzelhändler bis Samstag wieder auf ein gutes Geschäft. Doch die große traditionelle Ballerei, mit der man das neue Jahr begrüßen und böse Geister vertreiben will, hat stets auch ihre Schattenseiten: Für Feuerwehren, Rettungsdienste und Polizeibeamte sind es die arbeitsreichsten Stunden des Jahres.

Lebensmitteldiscounter, Baumärkte oder Tankstellen: Böller und Raketen, die spektakuläre Effekte erzeugen, stehen hoch im Kurs. Wenn die Uhren auf Mitternacht gehen, mutieren brave Familienväter zu wahren Zeremonienmeistern, betätigen sich Jugendliche als Sprengmeister und erfreuen sich Senioren und Kinder an Tischfeuerwerken. Besonders gefragt sind dieses Jahr Raketen-Batterien, die - einmal angezündet - minutenlang in den Himmel feuern. Während junge Menschen eher auf Knalleffekte stehen, greifen Familien lieber zum Raketensortiment.

Feuerwerksverkauf in Starnberg; Feuerwerksverkauf 2016

Boombastic, Nightdrive oder "Free your mind": Pyrotechnische Erzeugnisse haben tolle Namen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Im Hagebau-Heimwerkermarkt an der Gautinger Straße in Starnberg steht ein ganzes Sortiment im Kassenbereich, Höllenfeuer, Lichtblitze, Raketen und Bengalos gibt's hier zu Preisen von 7,99 bis 180 Euro. Das "Profi Power System" - made in China - verheißt drei Minuten Freude: ein Batterieverbundfeuerwerk mit 213 Schuss, die nach einmaligem Anzünden binnen 180 Sekunden verfeuert sind. Christine Kofler, ansonsten Leiterin des Gartencenters, steht gemeinsam mit einem Kollegen am Verkaufsstand und berät die Kunden. "Der Trend geht zu Batterien und Raketen", hat sie beobachtet, und: "Die Kinder sind oft die wichtigsten Entscheider."

Wirtschaftsingenieur und Marketingfachmann Alen Sali hat an der Münchner Straße einen Verkaufsraum für lediglich drei Tage angemietet. Das Geschäft ist bereits am Vormittag gut angelaufen, seine fleißigen Mitarbeiter beraten Kunden aller Altersgruppen professionell und führen die Effekte der jeweiligen Kracher auf dem Smartphone vor. Sali hat Waren im Wert von etwa 20 000 Euro geordert, vor allem Pyrotechnik aus den Niederlanden. "Die teuersten Batterien gehen am besten", sagt er. Durchschnittlich 70 Euro lassen die Kunden im Laden, aber es waren auch schon einige dabei, die es für 250 Euro in diesem Jahr krachen lassen wollen.

Was für die einen Riesenspaß ist, ist für die anderen harte Arbeit: "Den Großteil der Feuerwehreinsätze in der Silvesternacht machen Brände sowie First-Responder-Einsätze aus", weiß Kreisbrandrat Markus Reichart. Zumeist sind diese durch unachtsamen Umgang mit Feuerwerkskörpern verursacht. "Gefährlich ist die Kombination von Alkohol, Feuerwerkskörpern und Unachtsamkeit", warnt Reichart. Beim Jahreswechsel kommt es erfahrungsgemäß zu zahllosen Zwischenfällen. Nicht geprüfte Knallkörper, illegal eingeführt oder auch selbst gebastelt, stellen eine besondere Gefahr dar. Vor allem Minderjährige sind von Feuerwerkskörpern fasziniert. "Erwachsene sollten daher mit ihren Kindern über die Gefahren reden", rät der Kreisbrandrat. Alkoholkonsum fördert die Unachtsamkeit, doch auch im Straßenraum lauern Gefahren beim unsachgemäßen Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Grundsätzlich gilt: Feuerwerkskörper und Raketen sind "Sprengstoff".

Für Haus- und Stalltiere ist Silvester eine wahre Qual, einige reagieren panisch auf den Krach. Der Deutsche Tierschutzbund rät deshalb, Haustiere gegebenenfalls an einem ruhigen Platz zu betreuen.

Feuerwerksverkauf in Starnberg; Feuerwerksverkauf 2016

Alen Sali hofft auf ein gutes Geschäft mit Böllern, Raketen und Feuerwerksbatterien.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: